II, Theaterstücke 4, (Anatol, 6), Agonie, Seite 2

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4. 6. Agonie
1 4 K e e e
=
Heilung „Agonie“, die eine der Anatol=Szenen ist, also ein scharf
on seiner gestricheltes Porträt aus der gestriegelten jungen Lebewelt der heutigen
in Hauch
Großstadt. Wohl ist auch in dieser Kleinigkeit die zwischen den Zeilen
MMitgefühl
hier und da diskret hervorlugende Charakterzeichenkunst, die skeptische
de großen
Menschenkenntnis, der schwül=duftige tuberosige Stimmungsgehalt, die
n einsam
Wahrheitsbeflissenheit Schnitzlers in homöopathischen Döschen vor¬
handen. Es ist ein bald mehr bald weniger zartfingerig vorgenom¬
sere Zeit
mener enger Ausschnitt aus der Tragikomödie des wirklichen Lebens
shleit von
mit seinen frivolen Bitterkeiten. Doch der müdeste, am wenigsten
Virtuos.
witzige von allen im „Anatol“=Reigen. Und da er in der hiesigen Dar¬
n diesem
stellung so unwienerisch wie nur denkbar herauskam, ging er an den
ung von
Zuhörern völlig wirkungslos vorüber.
leicht
Zum Kehraus gab es ein hamburgisches Gewächs, jüngsten Jahr¬
ein
ganges, einen „Künstler ———
Und
betitelten parodistischen Akt von
Karl Goldfeld. Ja, es gibt wahrscheinlich solche Narren, die,
rMaske
obwohl sie in Erbsen und Bohnen und anderen Kriegsleckerbissen für
darauf
fleischfreie Tage einen sehr schwungvollen und einträglichen Handel
ragischen
treiben und so der Mitmensc##t ersprießliche Dienste leisten, eine
nschlichen
blumenreiche Dichterglos iole sich selber um den albernen Hohlkopf
borstenen
winden und der Welt un sich s. etwas wie ein Künstlerdasein vorzu¬
n Hirsch
gaukeln eifrig beflissen sind. Es gibt auch bestimmt zahllose empfind¬
geformt,
selige Backfischlein, die in angeberener echter Gefühlsamkeit und ehr¬
Liebes¬
licher Schwärmerei vor ir##### einem frechen Grünspecht sich ein X
Heroine
Ffür ein U machen lassen Wenn nur Herr Goldfeid den netten Einfall
er bitter
mit einem Federzänglein e#hascht und nicht mit dem Bejoneit auf¬
gt: eine
gespießt hätte. Immer#in #####er es mit viel Munterkeit und Bühnen¬
omischen
geschick getan. Und da der pamadige Herr Grill der devote Herr
von ein
Gude und das begeisterungsschöne Frl. Carlsen sich dieses Sächelchens
ckenheit.
mit offenbar ebenso #ufrichtig freundlicher Hingabe angenommen
ringende
hatten wie der ganz in der künstlerischen Umwelt aufgehende Teetopf
in statt
und die gefüllte und e#mäßlich kunstvoll sich leerende Keksbüchse, so
Holz¬
konnte ein lebhafter Erkeignicht ausbleiben, und der junge feldgraue
*Künstler“=Autor durfte #h wiederholt vor seinen Freunden verneigen.
alten
Der Schlußbeifall war sager von großer Herzlichkeit.
von
P. W.
spielte 1
——
Fuonehhlt aushin, Pemieche Prase
iMLurlin
Kunst und Wissenschaft
Eine Schnitzler-Uraufführung. Aus Hamburg wird uns
geschrieben: Ein Der#### hihennoch-nich aufgeführte Stück
„Agonie“ aus dem Anatolzyklus v. Schnitzler für
die Bühne zu gewinnen, ist soeben vom Thalia=Theater
unternommen worden. Man kann nicht sagen, daß dieser Versuch
geglückt ist. Der schwere Sinn des Titels erscheint so ungeheuer¬
lich gegenüber dem geringfügigen Etwas des Inhalts in diesem
Einatter, daß selbst die leicht und elegant geschliffene Form des
Dialogs eine Wirkung nicht mehr sicherstellen kann. Das einzige,
was als bemerkenswert auffällt, ist eben die Art des Spiele¬
rischen, in der hier der Todeskampf der Liebe vor sich geht. A. L.
Ausschnitt aus:
Pheater Gourler, Berlin
2 1.Ml. 1976
vom:

Balfurg.
Ein Versuch, das bisher noch nicht aufgeführte Stück „Agonie“
aüs dem Anatolzyklus von Schnü#lerfür die Bühne zu gewin¬
nen, ist soeben vom Thalia=Theater unternommen worden.
Man kann nicht sagen, daß dieser Versuch geglückt ist. Der schwere
Sinn des Titels erscheint so ungeheuerlich gegenüber dem gering¬
fügigen Etwas des Inhalts in diesem Einakter, daß selbst die leicht
und elegant geschliffene Form des Dialogs eine Wirkung nicht mehr
sicherstellen kann. Das Einzige, was als bemerkenswert auffällt, ist
eben die Arl des Spielerischen, in der hier der Todeskampf der Liebe
vor sich geht. Der interessante Abend, der drei recht entgegengesetzte
Künstler zu Wort kommen ließ, brachte als zweiten Teil des Pro¬
gramms den sehr selten aufgeführten Einakter „Der Fremde“ von
Friedrich Lienhard. Ein Bild aus dem Leben Till Eulenspiegels.
Im Gegensatz zu dem Grundgedanken in Schnitzlers „Agonie“ ist
*) Aum, d. Red. Wir veröffentlichen demnächst noch einige
Artikel aus der Feder des Dramatikers Gottfried Stommel,
der Strindbergs Arbeiten von anderen Gelichtanunkten aus holeuchtet
hier das Erwachen der Liebe in einem stolzen Mädchenherzen zum
Motiv genommen. Der Einakter ist voll von satter Poesie der Ge¬
danken und Stimmungen. Am Schlusse gab es noch die Urauf=
führung eines Einakters „Der Künstler“, in dem der junge
Hamburger Dichter Karl Goldfeld zu zeigen versucht, wie Geschäft
und Kunst, wo beide zusammenhängen, zu einer Verrohung der Le¬
bensmoral führen. Leider ist der Verfasser selbst zu wenig Künstler.
So legt er das Thema nur im gewöhnlichen Sinne aus. A. L.“
Ausschiftt aus
Vassische Zeitung, Berlin
vom:
e
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Eine Schnitzler=Araufführung. Ein Versuch, das bisher
noch nicht ausgeführte Stick H#gonie“ aus dem Anatolzyklus
von Arthur Schnitzler für die Bühne zu gewinnen, ist soeben vom
Hamburger Thalia=Theater unternommen worden.
Man kann nicht sagen, daß dieser Versuch geglückt ist. Der schwere
Sinn des Titels erscheint so ungeheuerlich gegenüber dem gering¬
fügigen Etwas des Inhalts in diesem Einakter, daß selbst die
leicht und elegant geschliffene Form des Dialogs eine Wirkung
nicht mehr sicherstellen kann. Das einzige, was als bemerkens¬
wert auffällt, ist eben die Art des Spielerischen, in der hier-der
Todeskampf der Liebe vor sich geht. Am Schlusse gab es noch die
Uraufführung eines Einakters „Der Künstler“ ip dem der
junge Hamburger Dichter Karl Goldfeld zu zeigen versucht,
u Geschäft und Kunst, wo beide zusammenhängen, zu einer Ver¬
rohung der Lebensmoral führen. Leider ist der Verfasser selbst zu
wenig Künstler. So legt er das Thema, nur im gewöhnlichen
Sinne aus.
4, L 3
memme M