II, Theaterstücke 4, (Anatol, 6), Agonie, Seite 4

I
A
4. 6 1e box 8/3
NdeEFAerbaPgerZeitung
Ausschnitt aus

*
vom: .. CULi Loi0

Kunst und Wissenschaft.
Im Thalia=Theater fuhr gestern der sommerliche
Thespiskarren mit dem Dreigespann Friedrich Lien¬
hardt, ArtduxlSchnitzler und Carl Goldfeld
auf die Szene, um
chdie Namen Lienhardt und
Schnitzter wird eine= Ungleichheit der Flügelrosse konstatiert,
die einen nicht sehr widerstandsfähigen Wagen mit seinen
Insassen in ziemliche Gefahr bringen
ann. Friedrich
Lienhardt strebt als Vertreter ein
t und hohen
Willens den ätberischen Schillerschen
D
zu, und er steht wohl auch den Hochsitz
Andacht und Verständnis als innigst zu er
über sich liegen, Abweichend von den realist
Bestreb
en Lienhardts, bleibt Arthur
in seinen Anatol=Einaktern, mit vollkommen
schaft in den feinkultivierten Bezirken seine
modern differenzierten Geisteslebens, so daß er niemals
fremden Sphären zu atmen braucht.
Abseits von
die
schen Kreisen trabt Herr Carl Goldfeld in
Arena des Dilettantenstücks, ohne daß ihm
de
tte Portion satirischen
utterwitzes ab¬
ge
soll. Nur ist der bloß witzige Kopf kein
ünstler. — Wenn man sich mit der
son
allianz des gestrigen Theaterabends ab¬
gefu
sen sich allerlei Gewinne buchen. Das
Sch
Fremde von Friedrich Lienhardt gehört
einen
en Eulenspiegelzyklus an, das als Ganzes
verstanden und
genossen sein will, weil
die
Idee
Sin
Lienhardts Dramen eine besondere
Rolle spielt, und weil in dem gebotenen Teil
die Tendenz des Ganzen fast auf den Kopf gestellt erscheint.
Till Eulenspiegel findet seine Erfüllung in Hans Sachs,
der stolze, herbe Spötter und Verächter der faulen bürger¬
lichen Welt muß untergehen, um dem tüchtigen, im Ganzen
bescheiden wirkenden Meister Platz zu machen. Lienhardts
Eulenspiegel=Dichtung ist in gewissem Sinne ein Gegen¬
stück zu Richard Wagners Meistersingern. Nur tritt bei
er zu Meister Sachs als Ergänzung das Genic
r Stolzing, und deswegen erscheint uns das
rsche deutsche Weltbild als das bedeutendere. Lien¬
leibt mit seinen Gedanken und Empfindungen in
bescheideneren, gleichsam kunstgewerblichen oder
Verkbundkreise, und demgemäß ist auch sein Till kein Narr *
0
von Shakespeareschem Format, sondern nur ein Abtrünniger
des eigennützigen und philiströsen Pfahlbürgertums. Er
lebt nur im Gegensatz zu diesem, während ihm die positiven,
überragenden Seelenkräfte fehlen. Er kommt also schon
dem Costerschen Eulenspiegel nicht gleich. Demgemäß ist
das Schelmenspiel der Fremde im wesentlichen die poetische
Schilderung einer nicht unsentimentalen Liebes= und Ent¬
sagungsgeschichte des braunschweigischen Hofnarren Till
und des Wirtstöchterleins Kunigunde, das sich in der
groben und eigennützigen Umwelt auch vereinsamt fühlt.
Die seelisch=dramatischen Mittel Lienhardts können in guter
Darstellung sicher bis zur Erzielung von Stimmungswir¬
kungen heranreichen, und die Darstellung im Thalia¬
Theater kam den Absichten des Dichters unter der Spiel¬
leitung des Herrn Walter O. Stahl sehr anerkennenswert
entgegen. Insbesondere erfreute man sich der Eulenspiegel¬
figur, die Herr Hirsch auch nach der Seite ihren Tragik
fein zu zeichnen und mit Empfindungsgehalt zu füllen
wußte.
(Schnitzlers Agonie ist psychologisch nicht weniger sein
als die anderen Anatolszenen, aber sie ist mit ihrer ratio¬
tellen Zersetzung einer Liebelei weniger erquicklich und
hühnenwirksam als die übrigen oft gespielten Einakter des
Zyklus. Der gestrigen Darstellung fehlte manches von der
leichten und sicheren Eleganz, ohne die sich Schnitzler nicht
spielen läßt. In dem Goldfeldschen Einakter interessierte
sam stärksten die Darstellung, die sich der Arbeit wei über¬
Sehr artig fand sich Frl. Glasel mit der
legen zeigte
H. O.
schablonenhafte Anfängerin ab.
chau. August Strindbergs
Glückspete
ien autorisierten deutschen
Uebersetzung von Emil
ühnenvertrieb des
Drei=Masken=Verlages #
erschienen.
Dem Mitteleuropä
band ak
der Oster
demischer Ingenieurbe
woche vom Oesterreichischen Inge
Verein und dem Verband Deutscher
gegründet wurde, hat sich nunmehr auch
höheren
ischen Beamten
militär=technische Instituten angeschlosse
el. Der Dichter Ver
ist einer Meldung aus
Kristiania zufolge an eine
zündung gestorhen.
öln hat die Ver¬
Im Kunstgewerbe=Museum
ewerbe eine Sonder¬
einigung für Kunst in Hande
usstellung von Stickereien und Zeichnungen
von Frau Hedwig Dülberg Arnheim veranstaltet. Die
Eigenart der ausgestellten Stickereien liegt teils in dem un¬
mittelbaren Erfassen der Grundgesetze des Stickens, teils in
dem Versuch, den formalen Bestrebungen der Ausdruckskunst
auch das Gebiet der schmückenden Kunst zu gewinnen.