II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 7

4.5. Abschiedssoupen
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der amtlichen Erhebungen stutzen werve.
geieg
Guomel Seip. 110
Eine einheitliche Regelung der Ladenschlußstunde mußl aus anderen Gründen sehr verwickelt.
nsich und im Interesse der Angestellten durchaus liche und geheimnißvolle Geschichte di
wünschenswerth erscheinen, das kann nur socialpolitischer[ Gelder. Beim Erdbeben von 1894, das u
Unverstand oder engherziger Egoismus bestreiten. Anderer=Calabriens und Apuliens verwüstete,
S
= Schanspielhaus. Man mag über die Novität Auf der einen Seite der Mann — entwa
niedergeschmettert von der kecken Ironie des Weib¬
des vorgestrigen Abends denken, wie man will: ein
der anderen die Frau — überlegen und stolz im Ben¬
„starkes Stück“ ist die Comödie jeden Falls, mit welcher
sein ihrer sieghaften Schönheit. Noch hat sich Clara nicht.
sich Roberto Bracco bei dem Frankfurter Publikum
vergeben, wenn das frivole Spiel mit der ihr drohenden
als Dramatiker einführte. Und daß dieser neueste Ver¬
Gefahr nicht schon ein Vergeben, ein Verleugnen der weib¬
treter der jungen italienischen Literatur trotz dieser etwas
lichen Würde bedeutet. Da, in dem Augenblicke höchster
anrüchigen „Stärke,“ trotz der kecken Wahl des Stoffes,
seelischer Erregung, als die animalischen Instinkte in

trotz der Gewagtheit der Situationen und einer ungenirten
Riccardi über die Vernunft das Uebergewicht gewinnen
Deutlichkeit der Sprache über die schüchternen Einwände
und die brutale Gewalt in Action zu treten droht, meldet
eines philiströsen Empfindens den Sieg davon getragen,
der Diener den Grafen, der, nachdem er abgewiesen, arg¬
das macht ihn vor unseren Augen erst recht zum Dichter,
wöhnisch den Eingang zur Wohnung bewacht. Vergeblich
zum graziösen Vertreter jener Lebensphilosophie, die das
macht Riccardi den Versuch, Frau Clara zur Flucht durch
„tout comprendre c’est tout pardonner“ zum Wahr¬
einen zweiten Ausgang zu bewegen, eine Möglichkeit der
spruch erhoben. Gewiß — auch Roberto Bracco mit
Rettung, die er dem bedrängten Weibe für eine ihm be¬
seiner dreigetigen Comödie „Untreu“ ist ein Dramatiker
es auch nur ein
der Décadence, des künstlerischen wie des sittlichen Verfalles,wiesene Gunstbezeugung —
offen halten will. Erst jetzt besinnt
sich
so gut wie jene schriftstellernden Boulevardiers an der Kuß
Madame auf das natürliche Gebot der Pflicht:
Seine, deren mit Eleganz gepaarte Frivolitäten für
den
für
selbst ruft den Gatten, der seltsamerweise
eine vorbildliche Bedeutung gewonnen haben.
sauberen Riccardi auch jetzt noch nicht die verdiente Be¬
Aber seine
auf einem morschen und unhaltbaren
handlungsweise findet, und verläßt am Arm des Grafen
Boden würzelnde Kunst arbeitet mit einer technischen
den ihr nur allzu gefährlich gewordenen Boden. Der
sie gebietet über eine Anmuth der Form
Gewondtheit,
dritte Act spielt zwei Monate später. Der Graf hat die
# Liebenswürdigkeit des Ausdruckes, daß sich über
Gräfin nicht erschossen, wie er im ersten Augenblicke
10 diesen
#chandhabten Aeußerlichkeiten der Mache die
gedroht; die Gräfin hat dem Grafen nicht die Treue
is. Verwerst
Vorwurfes und der ungesunde Charakter
gebrochen, wie sie seiner Zeit angesichts der ersten Ver¬
eise vergessen lassen. Man höre.
der Hand##
dachtsäußerung zu thun versprochen, und Herr Riccardi
Gräfin Clard,
Gattin des Grafen Silvio San¬
geht noch immer im Hause Sangiorgi ein und aus, als
giorgt, ist eines
Heilten Weiber, die das Glück
ob nichts vorgefallen wäre. Nur die Gatten sind sich
der Ehe in den
gesellschaftlichen Freiheiten
vom Standpunkte fremd geworden; wir erfahren gesprächsweise, daß sie nur
suchen, welche der verheiratbe
#erunverheiratheten bei den Mahlzeiten sich nothgedrungen sehen und sprechen,
des modernen sittlichen Empfngens
und gefallsüchtig, daß die Gräfin sich aber eine Enthaltsamkeit zur Pflicht
schön
gegenüt gestattet sind. Jung,
umgiebt# sich mit einem Kreise von Anbetern, in deren macht, die dem Grafen das Betreten ihrer Gemächer
Reihe der angessante Gatte nur die Rolle des augen=Iverbietet. Da ist natürlich zu einer Versöhnung die höchste
n
Freundes zu spielen scheint. Und Zeit. Und da sowohl der Graf wie die Gräfin derselben
ndl blicklich bevorzu
Ansicht sind, so sehen wir am Schlusse des Actes Beide
f die Dauer. Graf Silvio
selbst
en
nicht
##buhlerschaft Gino Riccardi's, eines
in den Gemächern Madames einträchtiglich verschwinden,
selbst fürchtel
in
während der sich zum Besuche einstellende Haus¬
ie von Otto
a
m
freund schnöde abgewiesen wird.
Gunst der schönen Clara mit einer Hartnäckigkeit bewirbt,
Eisenschitz in „unser geliebtes Deutsch“ übertragene
der ein minder nachsichtiger Ehemann längst mit einem
resoluten Hinauswurf begegnet wäre. Für Frau Claraitalienische Gesellschaftscomödie hatte sich einer ganz vor¬
ist freilich Riccardi einstweilen nur ein Spielzeng wie trefflichen Aufführung zu erfreuen. Fräulein Landori
wußte als Gräfin Clara das seiner Reize bewußte und
jeder Andere, selbst der eigene Hatte, dem sie einst in
mit seinen Reizen spielende Weib in den verführerischsten
capriciöser Stunde angedroht, jedes Mißtrauen in ihre
eheliche Treue mit dem sofortigen Treubruch zu beant=Formen in die Erscheinung treten zu lassen; Herr Bauer
worten. Madame, im itimen téte-à-téte mit Riccardij stellte mit eleganter Nonchalance einen jener modernen
von verführerischstem Entgegenkommen, kokettirk trotzdem mit Lebemänner auf die Bretter, deren innere Schwäche allein
ihrer „sittlichen Kraft“ und um diese merkwürdige Sorte die Handlung einigermaßen möglich erscheinen läßt; nur
von „Sittlichkeit“ der stärksten Probe zu unterwerfen, Herr Bolz hatte seinen Gino Riccardi weniger glücklich
willigt sie ein in ein Rendez=vous, ein Stelldichein in der erfaßt, indem er es sich offenbar zur Aufgabe gemacht
Höhle des Löwen. Mit einem unerhört dreisten „Nun, hatte, uns in Erscheinung und Darstellung von den ge¬
winnenden Eigenschaften dieses Salonlöwen möglichst
bitte, verführen Sie mich!“ betritt sie das Junggesellen¬
wenig zu verrathen. Während die Comödie des tempera¬
heim Riccardi's. Und nun beginnt eine Scene, die an
nacktem Cynismus, wie an glänzender technischer Führung mentvollen Neapolitaners sehr beifällig aufgenommen
lin der modernen Bühnenliteratur-kaum ihres Gleichen findet. wurde, mußte sich das als lever de ridean