II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 19

4.5. Abschiedssoune
L box 8/1

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70
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I. österr. behördl. concess. Bureau'für Zeitungsberichte und Personalnachric
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Berliner Tageblatt
Ausschnitt aus:
vom 9/. 32.
P Aus Wien wird uns telegraphirt: Die gestrige Erstaufführung
v
ermann Bahrs Ehebruchsstudie „Inana“ im Raimund¬
estaltete sich bewegt. In den Beifall mischte sich Zischen,
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Dialogstellen weckten eine nicht beabsichtigte Heiterkeit. Zum
Schlusse behielt bestrittener Applaus die Oberhand. Ungetheilten
Beifall fand Authur Schnitzlers Einakte
r. „Das Abschieds¬
soupe
Adele Sandrock bewies in den Neuheiten die Viel¬
seitigkeit ihres Talents, das von tiefer Tragik bis zum tollsten Ueber¬
muth reichten
An
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Wiener Zeitusg
Ausschnitt aus:
Na1 78
Theater und Kunst.
Im Raimund=Theater wurde gestern zum ersten
Male aufgeführt: „Juana“, Schauspiel in drei Acten
von Hermann Bahr. Das Stück fand Beifall, und der
Verfasser wurde nach den Acten wiederholt gerufen. Uns
und wohl noch manchem Andern hat das „Madrider Stück“
nicht gefallen. Herr Hermann Bahr, welcher der Entdecker
von Pfaden, die bereits vor ihm von dem literarischen
Touristenclub roth markirt worden sind, zu sein beansprucht,
geht fast immer auf betretenem Wege. So folgte er dem
Wiener Arthur Schnitzler, und Juana hat mit einer Figur
der Italiener entfernte Aehnlichkeit. Auch sie ist Ehebrecherin,
aber interessante Nebenumstände, neue Vorfälle und Verwick¬
lungen, die Erfindung verrathen, fehlen, ebenso wie der Blick
in die Tiefe des Herzens und das Wort, das dem Geiste
entstammt. Das alte Motiv ist banal und brutal durch¬
geführt, nur auf das Talent der Darstellerin der Juana
berechnet. Trifft es sich, daß die Rolle von einer Künstlerin
wie Frl. Sandrock in Gnaden ausgenommen wird und
Blut von ihrem Blute, das Wort aus ihrem flammenden
Munde erhält, so obsiegt das Temperament, und der
Erfolg der Race der Schauspielerin wird scheinbar auch
dem in die Hand genomrienen Stück zu Theil.
Frl. Sandrock spielte gestern später eine Rolle in dem kleinen!
Lustspiele: „Abschiedssouper“ aus dem Anatol=Cyklus
von Arthur Schnißler. Wie anders wirkt dieser Wiener
Für
neluno
Poet! Schnitzlet ist eine eigenartige Schriftstellergestalt. Er
Zahlbar
im Voraus
hat Wiener Menschen in die Welt gesetzt, ihnen Esprit und
" 10 Laune, tiefe Schmerzeslaute und jauchzende Lustworte ge¬
geben. Feiner Duft liegt über seinen kleinen und großen hnitte ist das
Abom Wiener Theaterbildern, und wenn manchmal der etwas zu h sieht es den
ändern.
Abon
starke Parfum der Tuberose, dieser falschen Gardenia,
exotisch vorschlägt, so erinnert das an Schnitzlers Art, die
Welt etwas pessimistisch anzuschauen und die Blumen des
Sargschmuckes mit jenen des Hochzeitskorbes zu verwechseln.
Ein bischen Leichengeruch kennzeichnet auch seine kleinen Orgien.
Diese Art modernes Wiener Stück gehört Schnitzler als
Begründer. Frl. Sandrock hat in der Sprache den Reiz
der bitteren Mandel, sie läßt den Nachgeschmack des Wehs
zurück. Schnitzlers Menschen besitzen nicht die naive Freude am
Genuß, und auch Frl. Sandrock scheint jedes Diner Abschieds¬
souper zu werden. Schnitzler ist eben durchaus modern und
Frl. Sandrock seine kleine Prophetin. Möge ihr Schnitzter
einmal ein Stück anvertrauen, in dem sie zeigen kann, welch
bedeutende Schauspielerin sie auch in großen Aufgaben ist.