II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 38

Abschiedssouper
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„ Ind Perschafnachrienten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.


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Fili: in Budapest: „Figyelö“. VIII. Josefsring 31 a. —
Telefon 12801.
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Nr. 98 vom / 3.
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Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Theater
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefering 31a. —
Kurz und gut — kann man von Hermann Bahr's
„Juana“, die im Raimund=Theater wenige Tage ihr ehe¬
Ausschnitt aus: Olhaze
brecherisches Dasein fristele, nur zur Hälfte sagen, und zwar
zur ersteren. Das dreiactige Schauspiel des geistvollen
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literarischen Faiseurs dürfte nach dem vielen Schweigen zu
vom %//1. 03.
urtheilen, das den Darstellern continnirlich auferlegt wird,
auf Pauspapier geschrieben sein. Bahr wollte ein Ehebruch¬
Stück schreiben und lieferte nur ein Ehe=Bruchstück, das uns
weder viel lehrt noch viel erzählt, also nicht einmal den
Theater-Figaro.
primitivsten Anforderungen, die man an ein Schauspiel stellen
darf, gerecht wird.
Hermann Bahr schrieb das Werk „Jnana“ wie es heißt,
in einem neuen Stil. Diesen neuen Stil herauszufinden ist
Die „Jnana“ ist bestenfalls ein gutes Scenarium. Der
ein vergebliches Bemühen. Im Sujet selbst kommt er mit der
General der Artillerie, General del Montillo, besitzt eine
uralten französischen Ehebruchsgeschichte und spielt sich das be¬
excentrisch angehauchte Frau die an außerehelicher Treue zu
kannte dreieckige Verhältniß zwischen einem alten General, seiner
wünschen übrig läßt. Sie gehört zu jenen hypermodernen
jüngeren männersüchtigen Gattin und einem Lieutenant in
Ueberdamen, die sich nicht wohl fühlen, wenn sie nicht leiden.
Spanien ab.
Der Lieutenant Ruiz Navarete ist der Auserwählte ihrer
Die lieberasende Ehebrecherin verräth, als der Lientenant
Sinne. Sein Vater hat dem General einmal das Lebn ge¬
eine Andere heiraten will, dem Gemahl selbst die begangene
rettet, der Sohn bemüht sich nun dafür, seiner Gemahlin
Sünde — der Lieutenant erschießt sich und Juana wird an¬
das Nachtleben zu retten. Aber schon im ersten Zwischenact
scheinend wahnsinnig.
wird er abgekühlt und gibt der bei ihm zu Besuch erscheinen¬
Gewiß weiß man es nicht.
den Juana eindeutig zu verstehen, daß er, von Gewissens¬
Wo ist da der neue Stil?
bissen übermannt, dem hübschen Roman keine Fortsetzungen
Einige Szenen werden stumm gespielt. Soll das uns neu
##folgen lassen werde. Juana vermuthet in ihrer Nichte Angela
erscheinen? Derlei dramatischen Finten begegneten wir schon viel
die Ursache seiner Sinnesänderung und überhäuft ihn mit
wirksamer in vielen anderen Stücken. In „Jnane“ erscheinen
Vorwürfen zu einem Stück. Kurz darauf erscheint der General
diese stummen Szenen ungenügend vorbereitet und plazirt, über
und läßt sich von Navarete das Ehrenwort geben, daß zwischen
die Gebühr verlängert und statt auf Seele und Gemüth übten
ihm und Juana nichts vorgefallen sei, was man discret als
sie ihre Wirkung auf das Zwerchfell
man lachte diese
ein Lustspiel in mehreren Acten bezeichnen könnie. Das
Kapriolen aus.
Bewußtsein, eine Ehe, ein Ehrenwort und ein Mädchen¬
Aber auch der Dialog und eine von Juana vor einem
herz gebrochen zu haben, bekommt dem bedauernswerthen
großen Ankleidespiegel getanzte Tarantella wären verlacht worden,
Lieutenant übel und übergibt ihn der Verzweiflung. Erst im
wenn nicht Fräulein Sandrock's künstlerischer Ruf dem Vublikum ##
dritten Acte blüht ihm die Erlösung von seinen und Inana's
Zurückhaltung geboten hätte.
Leiden. Der General, aufgeklärt durch das Geständniß seiner
bar
Es erscheint daher wohl begreiflich, daß dieses Schauspiel zus
Gattin, nimmt nämlich ein Pistolenkästchen zur Hand und
in Berlin — wo man derlei Rücksichten nicht walten läßt¬
durchfiel.
ladet — den Lieutenant ein, der Komödie durch einen wohl¬
gezielten Schuß das ersehnte Ende zu bereiten. Dieser eilt
Der auf „Juana“ folgende Einakter „Das Abschieds= s den
in den Garten — ein Krach — und alles ist überstanden.
souper“ von Arthur Schnitzler ist eine dramatisirte Abschrift
Fräulein Adele Sandrock war mit Feuereifer bei der
jener frivolen zynischen Dialoge zwischen Lebemännern und
Sache, umsomehr als ihr Partner kein Burgschauspieler, sondern
Kokotten, welche in den Feuilletons gewisser französischer Jour¬
nur der Schauspieler Burg war. Dieser vielfache junge
nale kontinuirlich und zu Dutzenden erscheine#
Mann wuchs mit der Sandrock, um uns Bahrisch auszu¬
Schnitzler behält die französischen Namen der Personen
drücken, und gab den unglücklichen Première¬
bei, fügt in den Dialog die Worte „Du Tepp!“ ein, gibt das
lientenant mit packender Charakteristik. Herr Raeder war
Ganze für eine heimatliche Studie aus und wird als einer der
ein guter Ehemann. — Das „Abschiedssouper“ von Arthur
besten Beobachter und Wiedergeber des Wienerthums gepriesen.
Schnitzler, das der „Jnana“ folgte, ist für geistige Fein¬
Armes Raimund=Theater! Diese beiden Geistesprodukte
schmecker und litrarische Gourmands berechnet. Die reizenden
werden Deine Kassen wahrlich nicht füllen.
Vointen zündeten. Von den Darstellern schoß Herr Burg den
Vogel ab.
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