II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 39

4. 5. Abschiedssouper
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Von
Ausschnitt aus: Clenen Reden


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Dühne


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vom 17/9.95
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Zühne:
„7 Der blonden Kathrein“ die jüngst am „Carl-Theater“, dramatisirt von
dem Dichter der „blonden Bestien“ mitgetheilt wurde. Leider ist das

zarte Kunstwerkchen in die Hände der Herren Jauner und Leon
gefallen, welche ganz gute Operettenregisseure sein mögen, jedoch von
der Wiedergabe eines Dramas nichts verstehen. Das war alles so
operettenmäßig arrangirt, als ob es sich um die „Herzogin vor
Lmne
Gerolstein“ und nicht um ein symbolisches Wert gehandelt hätte,
deßhalb verpufften auch die wirkungsvollsten Scenen und war der
Im Hofoperntheater sang vorigen Freitag Herr Naval
Erfolg im Angesichte einer recht mittelmäßigen Darstellung nicht der
den bisher von Herrn van Drk gegebenen Chevalier des Grieux in
erhoffte. Frau Hruby war viel zu phlegmatisch, um rühren zu
Massenet's Oper „Manon“ mit von Scene zu Scene steigendem
können und degradirte dadurch ihre Hauptrolle. Herr Klein ver¬
Erfolge. Die diesem Künstler entgegengebrachten Spmpathien entbehren
mochte als Soldat nicht das Auditorium zu erobern und Frau Uj¬
nicht der Berechtigung, da er durch angenehme Dortragsweise und
hazy konnte auch nicht im geringsten belebend wirken, eine Auf¬
durch seine technisch vollkommen ausgebildete Stimme zu fesseln weiß.
gabe, die der Dichter merkwürdigerweise hier an den — Tod stellt.
Auch Frl. Reuard hatte einen sehr guten Abend. Tags darauf ging
Hermann Bahr und Frl. Sandrock sind sich in ihrem Wirken
als Offenbarung pietätvoller Gefühle Liszt's Oratorium „Die hei¬
sehr verwandt. Sie leben nämlich beide von der Sensation des Tages
lige Elisabeth“ in Scene. Die Großartigkeit dieses Werkes läßt
um mich gelinde auszudrücken, ihre Lorbeern haben das kurze
sich nicht in wenigen Zeilen beschreiben und so wollen wir uns blos
Dasein der Actualität! Nachdem nun Herr Bahr nicht durch Er¬
Für darauf beschränken der wahrhaft musterhaften Aufführung unter Hans,
folge von sich reden machen kann, versucht er dies mit rapiden Durch¬
Richter's Leitung gerechte Würdigung zutheil werden zu lassen. Frau
fällen — was, wie man glaubt — bedeutend leichter zu erreichen sein
Ehrenstein, weiche die Elisabeth sang, erzielte ganz besonders in
soll. So erzielte der Meister des Paradoren am Raimund-Theater
" II der Todesscene im fünften Bilde mächtige Wirkung. Sie ist für diese
einen starken Lacherfolg mit seinem „Schauspiel“ „Juana“, das nach
Partie wie geschaffen und konnte kaum den vielen Hervorrufen Folgede¬
dessen Durchfall in Brünn, nun in Wien aufführen zu lassen, 4#
leisten. Frau Kaulich, welche die Landgräfa Sofie sang und Herr##
Abor
wohl am besten den — Muth charakterisirt, den Herr Bahr zur
Demuth als ungarischer Magnat waren von herzerquickender Frische
Schau trägt. Die Titelrolle spielte Frl. Sandrock in der von ihr
und wurden ebenso ausgezeichnet wie die Vorgenannte. — Im Rai¬
gewohnten Manier, zu der sie sich nach dem Muster ihrer Tolleginr.
mundtheater gab es am vorigen Freitag zwei interessante Novi¬
Barsescu nun noch einen hohlen Pathos zurechtgelegt hat. Den
täten an einem Abend zugleich. Zuerst kam das dreiactige Schauspiel
Beschluß des Abends machte Schnitzler's „Abschiedssouper“, einee
„Jnaua“ von Hermann Bahr, das in des Dichters Eigenart
geistreiche Plauderei, die blos unter der Leistung des Frl. Sand##,
wieder ein Problem behandelt, und zwar zeigt uns Bahr eine Fraus¬
rock zu leiden hatte, welche Tame für die Ballerine“ weder jung den
die ihren Geliebten dem betrogenen Gatten ausliefert, um ersteren dal
defbestimmte Zeitnauer Degsenten
noch amusant gen
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
durch in ihrer verblendeten Leidenschaft zu hindern, eine andere Verbing
dung einzugehen. Ob es in Wirklichkeit eine solche Frau geben könnte?“
Das lassen wir dahingestellt sein. Unnatürlich bleibt es immerhin.
Fräulein Sandrock spielte die Jnana mit ihrem ganzen Können und
die Herren Burg, Räder und Dopp waren ihr würdige Partner. Derd
darauf folgende Einacter „Das Abschiedssouper“ von Arthur
* Schnitzler hatte einen ausgemachten heiterkeitserfolg. Geistreiche Dialoge,
zündende Witzworte thaten ihre Schuldigkeit und Fräulein Sandrock
that noch ihr Uebriges durch übermüthige Lanne. Sie wurde ebenso
Tbeinbelt wie die Herren Burg, Jeusen und Göstl.