4.5. Abschiedssouper
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700
aunen eneienelhe
a a
rsetschten
Unternehmen für
„OBSERVER
9108
Nr.
I. Esterr. bekürdl. cond. Kurean für Zeilungsberich. u. Personalnachrichte
Wien, IX/I, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“—
Vertretungen in Berlin, Chicego, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Vorwörie, Baelin
Ausschnitt aus:
vom 147
erene
—
Die „Irrie Volksbühne“.
(Osiend=Theater.)
#s die litterarische Jugend den ersten Sturm aufs Theaier
unternahm, sproßten die „Freien Bühnen“ der verschiedenen Richtungen
hervor. Einmal galt es, den bequemen Einwand zu widerlegen, daß
die neuen Stücke nicht „bühnenfähig“ seien, und dann mußte män
auch die Dichtungen zum Leben erwecken, deren düsterer Stoff dem
Diese Zeit der
guten Publikum auf die Nerven fiel.
ersten Kämpfe war zugleich die Zeit der überschwenglichen Sieges¬
hoffnungen, und man darf sie darum nicht schelten, weil ohne den
Ueberschwang der Siegeshofsnungen der Kampf gar nicht hätte geführt
werden können. Mehr als einer sah damals den Himmel offen und
glaubte in jugendlicher Begeistetung an einen neuen Frühling, den
die verschiedenen „Freien Bühnen“ herauf brigen sollten. Dem
Ueberschwang ist inzwischen der Katzenjammer gefolgt — ein Katzen¬
jammer, der ebenso unberechtigt und viel unsympathischer ist, als einst
der Rausch.
In der That hat sich die Situation geändert und wir müssen sie
nüchtern prüfen. Unter keinen Umständen aber dürfen wir die Flinte
ins Korn werfen und nun jäh an den Freien Bühnen und Volks¬
bühnen verzweifeln. Zum Verzweifeln ist immer noch Zeit.
Die Jugend hat gesiegt, someit sie siegen konnte und ist damir
ruhiger geworden — „vernünftiger“ sagt der Philister. Der litte¬
Für
rarische Ingrimm, der nach den allerschrecklichsten Stoffen griff, um
die seichten Amüseure zu entsetzen, ist verraucht. Die Arbeit wandelt
in ruhigeren Bahnen und auf der andern Seite ist das Publikum
erzogen worden, so daß es nun gegen die düstern Stoffe weniger
empfindlich ist. Damit ist ein Thätigkeitsgebiet der „Freien Volksbüh
eingeengt, wohlgemerkt: ich sage „eingeengt“, denn verschwunden das
ist es noch keineswegs. Noch immer kann Lindau im Berliners den
Abon
Abo Theater den zweiten Teil von „Ueber unsere Kraft“ nicht freikriegen,
obgleich gerade dieses Werk zu den imposantesten Schöpfungen der
neueren dramatischen Litteratur gehört. Noch immer sind die
„Weber“ an vielen Orten verboten und auch sonst giebt es Stücke,
die um ihres Stoffes willen unaufgeführt bleiben. Eingeengt ist
diese Thätigkeit der Freien Volksbühnen aber alle##angs und zwar
eingerngt durch den Gang der Entwicklung, also ein geenat
s bliebe daun
durch etwas, das nicht zu ändern ist.
noch die ruhmvolle Aufgabe, junge Talente zu entdecken.
In gewisser Weise ist auch diese Thätigkeit durch den Gaug
der Entwicklung eingeeng.. Junge Talente haben hinte
weniger Schwieriekeiten zu überwinden als früher und ziehen
natürlich die öffentliche Bühne der Vereinsbühne vor. Trotzdein
aber eröffnet sich hier doch ein weites Feld für fruchtbare Aroeit.
Nuc darf man natürlich nicht verlangen, daß jede neue Arbeit von
einem dramatischen Genie herrühren muß. Die Genies im a#gemeinen
und die dramatischen im besondern treten so felten auf,
daß keine Bühne auf ihre „Entdeckung“ eine Existenz
gründen kann. Talente aber, die unter der Trägheit der
berufsmäßigen Direktoren und anderen Umständen leiden, giebt es
auch heute und wird es vermutlih immer geben. Von der Leitung
einer „Freien Volksbühne“ muß man verlangen, daß sie die penen
Buchdramen liest, daß sie alle Erscheinungen mit scharfem Späher¬
auge verfolgt und sie sofort auf ihren inneren Wert und die
Moglichkeit einer Aufführung prüft. Das ist eine litterarische Auf¬
gabe und keine kleine. Es gehört dazu eine regelmäßige Lektüre
der gesamten periodischen Litteratur und nebenher ästhetische
Intelligenz und praktische Bühnenkenntnis. Ist die von den Arbeitern
gewählte Leitung durch sonstige Pflichten verhindert, diese durchaus
notwendige Arbeit zu übernehmen, muß ein Dramaturg angestellt
werden, der sich durch seine Leistungen einen geachteten Namen ge¬
macht hat. Der Mann muß anständig bezahlt werden und darf
nichts weiter zu thun haben als was eben näher ausgeführt ist.
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rsetschten
Unternehmen für
„OBSERVER
9108
Nr.
I. Esterr. bekürdl. cond. Kurean für Zeilungsberich. u. Personalnachrichte
Wien, IX/I, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“—
Vertretungen in Berlin, Chicego, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Vorwörie, Baelin
Ausschnitt aus:
vom 147
erene
—
Die „Irrie Volksbühne“.
(Osiend=Theater.)
#s die litterarische Jugend den ersten Sturm aufs Theaier
unternahm, sproßten die „Freien Bühnen“ der verschiedenen Richtungen
hervor. Einmal galt es, den bequemen Einwand zu widerlegen, daß
die neuen Stücke nicht „bühnenfähig“ seien, und dann mußte män
auch die Dichtungen zum Leben erwecken, deren düsterer Stoff dem
Diese Zeit der
guten Publikum auf die Nerven fiel.
ersten Kämpfe war zugleich die Zeit der überschwenglichen Sieges¬
hoffnungen, und man darf sie darum nicht schelten, weil ohne den
Ueberschwang der Siegeshofsnungen der Kampf gar nicht hätte geführt
werden können. Mehr als einer sah damals den Himmel offen und
glaubte in jugendlicher Begeistetung an einen neuen Frühling, den
die verschiedenen „Freien Bühnen“ herauf brigen sollten. Dem
Ueberschwang ist inzwischen der Katzenjammer gefolgt — ein Katzen¬
jammer, der ebenso unberechtigt und viel unsympathischer ist, als einst
der Rausch.
In der That hat sich die Situation geändert und wir müssen sie
nüchtern prüfen. Unter keinen Umständen aber dürfen wir die Flinte
ins Korn werfen und nun jäh an den Freien Bühnen und Volks¬
bühnen verzweifeln. Zum Verzweifeln ist immer noch Zeit.
Die Jugend hat gesiegt, someit sie siegen konnte und ist damir
ruhiger geworden — „vernünftiger“ sagt der Philister. Der litte¬
Für
rarische Ingrimm, der nach den allerschrecklichsten Stoffen griff, um
die seichten Amüseure zu entsetzen, ist verraucht. Die Arbeit wandelt
in ruhigeren Bahnen und auf der andern Seite ist das Publikum
erzogen worden, so daß es nun gegen die düstern Stoffe weniger
empfindlich ist. Damit ist ein Thätigkeitsgebiet der „Freien Volksbüh
eingeengt, wohlgemerkt: ich sage „eingeengt“, denn verschwunden das
ist es noch keineswegs. Noch immer kann Lindau im Berliners den
Abon
Abo Theater den zweiten Teil von „Ueber unsere Kraft“ nicht freikriegen,
obgleich gerade dieses Werk zu den imposantesten Schöpfungen der
neueren dramatischen Litteratur gehört. Noch immer sind die
„Weber“ an vielen Orten verboten und auch sonst giebt es Stücke,
die um ihres Stoffes willen unaufgeführt bleiben. Eingeengt ist
diese Thätigkeit der Freien Volksbühnen aber alle##angs und zwar
eingerngt durch den Gang der Entwicklung, also ein geenat
s bliebe daun
durch etwas, das nicht zu ändern ist.
noch die ruhmvolle Aufgabe, junge Talente zu entdecken.
In gewisser Weise ist auch diese Thätigkeit durch den Gaug
der Entwicklung eingeeng.. Junge Talente haben hinte
weniger Schwieriekeiten zu überwinden als früher und ziehen
natürlich die öffentliche Bühne der Vereinsbühne vor. Trotzdein
aber eröffnet sich hier doch ein weites Feld für fruchtbare Aroeit.
Nuc darf man natürlich nicht verlangen, daß jede neue Arbeit von
einem dramatischen Genie herrühren muß. Die Genies im a#gemeinen
und die dramatischen im besondern treten so felten auf,
daß keine Bühne auf ihre „Entdeckung“ eine Existenz
gründen kann. Talente aber, die unter der Trägheit der
berufsmäßigen Direktoren und anderen Umständen leiden, giebt es
auch heute und wird es vermutlih immer geben. Von der Leitung
einer „Freien Volksbühne“ muß man verlangen, daß sie die penen
Buchdramen liest, daß sie alle Erscheinungen mit scharfem Späher¬
auge verfolgt und sie sofort auf ihren inneren Wert und die
Moglichkeit einer Aufführung prüft. Das ist eine litterarische Auf¬
gabe und keine kleine. Es gehört dazu eine regelmäßige Lektüre
der gesamten periodischen Litteratur und nebenher ästhetische
Intelligenz und praktische Bühnenkenntnis. Ist die von den Arbeitern
gewählte Leitung durch sonstige Pflichten verhindert, diese durchaus
notwendige Arbeit zu übernehmen, muß ein Dramaturg angestellt
werden, der sich durch seine Leistungen einen geachteten Namen ge¬
macht hat. Der Mann muß anständig bezahlt werden und darf
nichts weiter zu thun haben als was eben näher ausgeführt ist.