II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 98

es an unserer Bühne vorgeführt wurde, einen ge¬
waltigen und tiefen Eindruck machte. Die Direction
wird gewiß keinen Fehlgriff machen, wenn sie sich in
nächster Saison öfters entschließen wird, derartige
Aufführungen zu insceniren, welche dem literarisch
interessirten Theil des Publicums Rechnung tragen.
Der Erfolg wird umso größer sein, je eigenartiger
die Wahl der Stücke ist und je sorgfältiger die Regie¬
kunst zu Werke geht. Der letzte literarische Abend
war gerade in dieser Hinsicht von vornehmen und
künstlerischen Impulsen erfüllt und den Herren Dir.
Blasel und Hoppé gebührt hiefür die vollste
Anerkennung. Auch sämmtliche Darsteller widmeten
sich mit sichtbarer Liebe ihren gewiß anregenden Auf¬
gaben und suchten den Erfolg auf die höchste Stufe
zu führen, was ihnen auch siegreich gelungen ist.
In der ersten Komödie „Frau Edity“ standen
Frl. Kraus und Herr Dir. Blasel im Vorder¬
grunde. Herr Dir. Blasel hatte den Dr. Reinhold
darzustellen. Es ist dies ein Mann, welchen in
seiner Jugend eine starke Neigung zu Edith erfaßt
hatte, auf den innigsten Wunsch seines Herzens jedoch,
sie als sein Weib ins eigene Heim zu führen, ver¬
zichten mußte, da er damals noch ein vollständig
mittelloser und unbedeutender Mensch war und keinen
Anspruch auf Ediths Hand erheben konnte. Edith
ließ damals den jungen Doctor ziehen, obwohl sie
ihn liebte, hörte auf die Vernunftrathschläge ihrer
Angehörigen und heirathete einen reichen Fabrikanten.
Viele Jahre sind verflossen und Dr. Reinhold kommt
in das Haus seines Jugendideals. Die Zergliederung
ihres Seelenconflictes und die Reflexionen ihrer Ge¬
fühle, aus welchen man sieht, daß die beiden nicht
glücklich geworben und noch immer einander in tiefer
Liebe zugethan siad, bildet den Inhalt dieser tief¬
empfundenen und von einer edlen Sprache getragenen
dramatischen Plauderei. Herr Dir. Blasel recht¬
fertigte darin seinen Ruf als ausgezeichneter Retho¬
riker und gab der vornehmen Diction des Werkes
eine ebenbürtige Plastik. Frl. Kraus wur ebenso
vorzüglich als Frau Edith. Sie traf sowohl für die
Reservirtheit, wie auch für die durchbrechende Wärme
ihres Gesühls die sichersten und besten Töne. Das
einactige Werk fand mit seiner Anklagetendenz gegen:
die rücksichtslosen Principien der Vernunftehen beim
Publicum den lebhaftesten Erfolg und die beiden
Hauptdarsteller wurden fünfmal vor die Rampe ge¬
rufen.
Schnitzlers köstlicher Einacter „Das Abschieds¬
souper“ gab besonders Frl. Benedek wieder
Gelegenheit, einen hurchschlagenden Erfolg zu erringen.
Ihre Annie war von einem entzückenden Temperament!
und Humor beseelt. In ihrer fabelhaften Natürlich¬
keit besitzt sie unvergleichliche Momente der gelungensten
und wirksamsten Komik. Man kann sich diese Annie
einfach nicht mehr besser denken, was aus diesem
lustigen süßen Mädel zu machen ist, das findet in
Frl. Benedek die denkbar glücklichste Verkörperung.
Auch die Herren Stift (Anatol) und Kneidinger
(Max) boten vorzügliche Leistungen. Dieser Einacter
wurde so vollendet dargestellt, daß jede Hofbühne
darauf stolz sein könnte. Das Publicum brach in
einen tosenden, nicht endenwollenden Beifall aus, der
für die zündende Wirkung der Darstellung den
sprechendsten Beweis gab.
— „
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4.5. Abschiedssouge
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Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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„OBSERWER“
Nr. 57
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österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
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retungen in Berlin, Chicago, Gent, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
lusschnitt aus:
Salzhurgen Valkehlats
oma: 12790 —
Eine dramatische Delikatesse ist Schnitzlers —
des tecken Schnitzlers keckes Lustspiel „Das Ab¬
schiedssouper“ Schnitzler hat das Wort vom
1,süßen Mädel“ geprägt, er kennt die Pikanterien
der Wiener Lebewelt, in welcher Austern, Schaum¬
wwein, Pferde und Mädels den Krrn des sonnigen
Daseins bilden. „Das Abschiedssouper“ ist eine
jener geistsprühenden Arbeiten des fruchtbarsten
unter dem Heer der Wiener modernen Literaten,
bei welcher man — um mit einem bekannten Kri¬
tiker zu sprechen — die Feder im Champagner tau¬
chen müßte, wollte man ihr die verdiente Wür¬
50 Zeitungsaussel
digung angedeihen lassen. Daß sich Schnitzler öfter
100
als einmal an der Grenze des Zulässigen bewegt,
200
liegt in der Art der socialen Kreise, denen er seine
500
packenden Stoffe zu entnehmen pflegt. Der mit
1000
Im Gegenentee blitzenden Apereus reichgespickte Einakter fand eine
zunement auren neing brillante Wiedergabe. Die „Annie“ des Frl. Bene¬
dek war eine Meisterleistung, mit welcher sich die
onnenten frei die anig
junge Dame selbst übertraf. In Herrn Stift hatte
Frl. Benedek einen Partner, dessen sie sich nicht
Der „OBSERVER
zu schämen brauchte und ols dritter im Bunde
altsangabe aller wi
ätter (Tagesjourna
war Herr Kneidinger in vortheilhafter Weise
tureh eine Uiebersieht thätig, kein Wunder, ##enn der Schnitzler'sche Ein¬
en des In- und Aus
ilungen werden in # akter stürmischen Beifall weckte.
affverschiekt.“
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