II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 99

Onter Ande re Areen
Ausschnitt
Nr. 35
„OBSEHVE
conc Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
en, IX/:, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest. „Figyeló“ -
a Berlin, Chicago, Gent, Lonion, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
nitt aus:
72r202 Müdel Törsen-Leitung
Kunst und Wissenschaft.
— Unsere Ueberbrettel fangen allmählich an, sich von
der Ueberbrettelei zurückzuziehen. Was man z. B.
jetzt in „Schall und Rauch“ zu sehen und zu hören
bekommt, hat mit jener modernen Ueberkunst kaum
noch etwas zu thun, es ist wieder die alte gute oder
auch schlechte Theaterspielerei, wie sie vor dem Herein¬
war. Das allerneueste Pregeamm von „Schall und
Rauch“ bringt nämlich außer den einstweilen noch
immer sehr beliebten Serenisimus=Zwischenspielen ledig= jve
50 Zeitungsaulich drei Einacter, die auch auf jeder anderen Bühne h.
100
n gespielt werden könnten, und, man muß leider sagen, sar
200
vielfach besser gespielt werden würden.
aus.
500

Da ist zunächst eine „Komödie“ von Axel Steeubuch
1000
„ „Die Grenze“, in der sehr lang und langweilig das b das
Im Gegensat Thema vom blauen Briefe abgehandelt wird. Der ss den
onnement durch alte adelsstolze Oberst, der, im Avanceigent übergangen,
onnenten frei di“ den Abschied nehmen muß und sich nun, um die ein¬
zige Tochter versorgt zu sehen, dazu herbeiläßt, einen ld die
Der „OBSEkfrüher abgewiesenen bürgerlichen Freier der Tochter in sgen¬
ialtsangabe all Gnaden anzunehmen, ja ihn selbst herbeizurufen. jung")
ätter (Tagesje Dieser alte Oberst könnte eine ganz interessante stliche
durch eine Uebe Charakterstudie abgeben, aber der Verfasser hat es nicht e Mit¬
zen des In- un verstanden, dem Gespräche zwischen dem oberstlichen
ilungen werden Ehepaare, aus dem das Ganze im Grunde nur besteht,
durch irgendwelche hervorstechenden Wendungen oder
durch feine Psychologie auch nur etwas Reiz und Farbe
zu geben. Das breite, in vielfachen Wiederholungen
sich bewegende Gerede der beiden alten Leute ermüdete
mit der Zeit um so mehr, als, wie schon angedeutet,
die Darstellung sehr, sehr mäßig ausfiel.
Ein wenig vortheilhafter präsentirte sich der zweite
Einacter Bauernkumedi, ein „parodistisches Spiel“ von
Ferdinand Kronegg, in welchem mit allerdings recht
billigem, derb zugreifenden Witz der rege Geschäftssinn
und das falsche Biedermeierthum der professionellen
Bauernkomödianten verspottet werden. Das traurige
Zither=Gezirpe und die sonstigen musikalischen Zu¬
thaten, durch welche der Verfasser den Rea¬
zu verschärfen gesucht
lismus seiner Satire
hat, wäre allerdings besser fortgeblieben, um
so eher, als durch die groben Uebertreibungen der
Darsteller die parodistische Tendenz des Ganzen mehr
als genügend gekennzeichnet wurde. Die Brutalität
der Geständnisse, zu denen sich das würdige bäuerliche
Elternpaar dem Sohne gegenüber herbeiläßt, wird
übrigens durch die obige Teudenz keineswegs ent¬
schuldigt, und so hinterläßt, das Stück schließlich doch
einen recht getheilten Eindruck.
Noch getheilter war der Eindruck Schnitzlers bekann¬
kem „Abschiedssouper“ gegenüber, das von den Herren
Kühne (Anatol) und Westmann (Max) ohne eine Spur
jener so zu sagen wurstigen Grazie und Eleganz gespielt
wurde, die für diese Typen der jeunesse dorde erste
Bedingung ist. Einzig Frl. Zinner fügte sich geschickt
in das Milien des Stückes, wenn auch ihre Annie mit
den hier bekannten Vorbildern in dieser Rolle absolut
keinen Vergleich aushalten konnte.
Mit ungetrübtem Behagen konnte man sich nach
alledem wieder dem Humor der Serenissimus=Scenen
hingeben, die einstweilen noch immer die Lichtblicke der
Schall= und Rauch=Abende darstellen. Einstweilen,
aber wie lange noch? Es dürfte gar bald recht schwer
werden, für das Serenissimus=Thema noch neue amü¬
sante Variationen zu finden, zumal unsere gestrenge
Censur der politischen Satire gegenüber wenig Spaß
versteht. Die harm= und im Grunde doch auch recht
salzlosen Trotteleien aber, die Serenissimus jetzt zum
Besten giebt, dürften mit der Zeit doch recht eintönig
wirken und sich schließlich ganz und gar überleben wie.
— die Ueberbrettelei selbst.
4.5. Abschiedssouper box 8/1
Telephon 12801.
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„OBSERVER
4105
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien IX/1, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
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Tessische Teitung (Pertin)
7/L7707
„Schall ulld Nauch“ hat gestern abends seinem Programm
ein Paar neue Nummern eingefügt, die verschieden an Werth
auch eine entsprechend verschiedene Aufnahme fanden
Di
Grenze“ von Axel Steenbusch, eine Komödie aus
leben, in der der blaue Brief seine unheimlich
uichte eine sehr langathmige, eintönige Vorbereitu
wachen Pointe zu kommen; immerhin war der E
chlecht, wie er gespielt wurde. Als ein sehr viel gie
ind
erwies sich das parodistische Spiel „Bauernt
von
F. Kronegg, in der die oberbayerischen Volksschauspieler mit „dem
goldenen Gemüethl“ und dem ausgeprägten Geschäftssinn sel
kaunig mitgenommen werden. Die Damen Zinner und
owie Herr Haus Oberländer, nicht unwürdig
äter
#lichen Namens, brachten in die Darstellung sehr viel Münte
keit, während Herr Alfred Kühne als Heldenvater lange
lus.
nicht überzeugend genug parodirte. In Arthur Schnitzlers
schon auf vielen Bühnen gespieltem „Abschiedssouper“
eichnete sich wieder Fränkein Constanze Zinner, allerdings
uter Anwendung einiger Hausi Niese=Toue, durch über- den
nüthigen Humor aus, aber die Herren ließen von den
Grazie dieses liebenswürdigen Stückchens nicht den Hauch einer 1 die
Abnung verspüren. Am meisten ziehen immer noch die Zwischene gen¬
spiele von Serenissimus, der es schon zu einiger Popularität ge= ans")
bracht hat. Die Regie sollte gerade auf einer so kleinen Bühne tliche
gewisse Aeußerlichkeiten besser beobachten, die Kostü
, Bärte,
Mit¬
Perrücken erinnern an Vorstadttheater, die Kunst des Sch
und Maskemachens wird mit einiger Sorglosigkeit gehandhabt.
Prospecte gnatis und fnanco.