II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 113

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4.5. Abschiedssouf
Sper
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERYER“
Nr. 87
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Neuigkeits-Weltblatt
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Wo 1/67 77
AHRLA
Theiker, Kunst, Musik und Titeratur.
Wien, 30. September.
Raimund=Theater. Madame Charlotte Wiehe
der ein gewisser Zeitungsruf voranging, begann gestern
hier ihr Gastspiel. Wenn in Berlin etwas gelobt wird,
so begegnet es in Wien sofort einigem Mißtrauen. Man
denke nur an „Die Dame aus Trouville“.
Ein desperateres Zeugniß für den Kunstgeschmack der
Spree=Metropole gibts einfach nicht. Als die graziöse
Vlämin auf die Szene trat, war das Publikum — ein
wirkliches Theaterpublikum, denn von Sonnenthal
abwärts über Niese, Sandrock, Worm, Gerz¬
hofer bis zur niedlichen Balletratte herab war die
Bühnenwelt glänzend vertreten — in aufrichtiger Spannung.
Für
Nun, Madame Wiehe hat nicht enttäuscht, als
inclusive
Mimikerin sogar entzückt, Schauspielerin ist sie, wenn
Porto.
man darunter auch eine Sprecherin versteht, keine besondere.
Zahlbar
Den größeren Reiz übte sie deshalb in den Mimodramen —] im Voraus.
(man sagte früher Pantomimen) „La main“ und „L’homme
aux poupées“ Ihr ganzes Wesen ist Tanzkunst; zierliche schnitte ist das
und drollige, dabei diskrete Mimik ihr höheres Können. uch stcht es den
Abon Zweifellos stehen ihr darin aber weder Anny Dirkens ju ändern.
Abollhjoch Paula Worm noch die Stojan nach, und auch
in unserem Opernballet wird es Künstlerinnen geben,
g enthaltend die
die es ihr — mindestens an Anmuth und Eleganz¬
er Morgen¬
Inhalgleichthun. Trotzdem war der Beifall groß, stark und
Wiener Zeitung")
blä ehrlich. Sie ist ja wirklich sehr hübsch und nett und von
wirthschaftliche
wodugroßem Liebreiz in der Erscheinung. So etwas wie ein
wird. Diese Mit¬
LebemFreigniß war, daß wir Wiener „unseren Schnitzler“
theilgranzösisch servirt bekamen. Ein seltener Fall, daß ein
Deutscher französisch gespielt wird. „Das Abschiedssouper“
hat auch in der fremden Fassung angesprochen, aber es
waren andere Männer und ein ganz anderes „süßes
Mäd'!“ die zum Souper zusammengerückt waren. Die
gut illustrirende Musik Henry Berény's zu den Panio¬
nimen dirigirte der Gatte der M#dame Wiehe mit großem
Geschmacke. Die Mitspieler der guenden Künstlerin sind
zassables Mittelgut. Im Ganzen hatte man sich trefflich
uinterhalten und Wien wird nicht verabsäumen, sich den
Breit'lstern in nächster Nähe anzusehen. X. v. 6—g.
Telephon 12801.
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„OBSERYER“
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyeló“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
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Wiener Allgesneite Tettung
Sere //074° K
Theater, Kunst und Literatur.
Wien, 30. September.
(Raimund =Theater.) Madame Charlotte Wiehe
wäre hier noch sympathischer aufgenommen worden, wenn
nicht dieser donnernde Reclame=Wirbel, mit dem man sie bei
uns eingeführt hat, in den Ohren des Publicums und der
Kritik zu stark nachgehallt hätte. Sie ist eine über=schlanke,
unglaublich blonde Dame, mit einem zarten Antlitz, das
Neigung hat, scharf und spitz zu sein, und feinen, schönen
Händen. Ihre Bewegungen sind behende und zierlich, von
einer eiligen Leichtigkeit und Glätte, wie die einer Eidechse.
Dazu paßt vortrefflich eine dünne, glashelle Stimme, wie
man sie sich vorstellen mag, wenn es im Märchen heißt:
inclusive
Porto.
„Da hub die kleine, schimmernde Eidechse zu reden
Zahlbar
Und so
au...“
gelingt der anmuthigen Dame in
Genre, dem „Mimodram“, alles im Voraus.
ihrem eigentlichen
Heitere, Gracile und Flüchtige, und so wird sie gleich zitte ist da
herzlich unbedeutend, wenn irgend ein starkes Empfinden, sicht es de
irgend ein vehementes Gefühl ausgedrückt werden soll. Alle andern.
Täußere Bewegung, wenn sie nichts als das sein soll, hat
Madame Wiehe vortrefflich in ihrer Gewalt; soll aber durch enthaltend a
diese äußere Bewegung eine innere verdolmetscht werdemr Morgen
dann hapert's. Ein Paar mäßig erschreckte Augen und ein iriener Zeitung
Angst halb geöffneter Mund — das waren die ganzen mimischerwirthschaftlich
Mittel, mit denen Madame Wiehe in der ersten Piece dezird. Diese Mi
Abends „La main“ — hier bereits bekannt — sagen konnte
Ich fürchte mich entsetzlich! Das Publicum folgte dem ent¬
sprechend dem Verlauf der Sache mit ziemlich wenig Herz—
klopfen. Viel besseres Terrain für ihre Kunst fand
Madame Wiehe in dem letzten Mimodram des
Abends „L'homme aux poupées“. Da war sie,
als bewegliche Puppe, mit vollkommener Grazie ungraziös
und dabei von einem kühnen Witz der absonderlichsten steisen
und eckigen Bewegungen, wie ihn nur die souveränste Herr¬
schaft über alles Gleichgewicht, über alle Elasticitäten und
Biegsamkeiten des eigenen Körpers möglich macht. Zwischen
den beiden Mimodramen stand das bekannte „Abschieds¬
Souper“ von Schnitzler, in einer französischen Uebei¬
tragung, die so gründlich war, daß sie — man sieht nicht
ein, warum — aus dem „Anatole“ einen „Maurice“ machte.
Man hat das hier schon ebenso kindisch=zierlich, aber dabei
weit weniger kühl und belanglos spielen gesehen. Ganz
brillant ist Severin Mars, der schon im vorigen
Jahr mit der Yvetie auf einer Wiener Bühne seine
Kunst gezeigt hat. Dieses merkwürdige rhomboedrische, wie
mit der Hacke geformte Gesicht ist von einer ausdrucksvollen,
parodistischen Beredsamkeit, die ganz einzig ist. Dabei unter¬
stützt er seine Mimik mit einer Geberdensprache zweier so
nervöser Hände, daß man glauben möchte, er könne jeden
Moment Funken aus seinen Fingerspitzen ziehen. Ausgezeichnet
bewährt sich das Clavier als musikalischer Chronist der Vor¬
gänge, die oben mimisch dargestellt werden. Es ist das aller¬
neutralste Instrument und paßt als solches vortrefflich zur
Rolle des Erzählers, der die Aufmerksamkeit leitet, ohne sie
von den erzählten Vorgängen auf sich selbst abzulenken.
a. p.
— Hofschauspieler Karl Wiene ist in Wien eingetroffen,
um an den Proben zu dem Schauspiel „Am Telephon“,
welches Donnerstag zum erstenmale in Danzer's Orpheum
in Scene geht, theilzunehmen. Die Besetzung des Schauspieles
ist folgende: Andrée Marex — Herr Karl Wiene als Gast;
Martha Marex, seine Frau — Fräulein Elsa v. Ruttersheim als
Gast; Blaise, sein Diener — Herr Augustin; Nanette, Kinder¬
frau — Frau Furlani; Rivoire — Herr Palfy; Lucienne, seine
Frau — Fräulein Steiler. Professor Leo Friedrich leitet die
Regie der Novität.