II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 127

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4. 5. Abschiedssouper
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ganze erstaunliche Raffinirtheit ihres mimi¬
schen Ausdrucksvermögens trat aber erst in
dem zweiten Mimodram, das ihr Gatte ihr
auf den schmiegsamen Leib geschrieben,
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resp. komponirt hat, in dem „Puppen¬
4
mann“, zu Tage. Mit Kunst im absolu¬
Sonntagsblatt der
ten Sinne hat allerdings dieser „Homme
aux poupées“ auch verzweifelt wenig zu
thun, desto mehr aber mit der Illustration
aller eigenartigen Künste der Frau Wiehe.
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Ihre Puppenmimik, von der hölzernen Leb¬
S
losigkeit angefangen bis zu den höchsten
Stadien der hypnotischen Beseelung, ist ein
Kabinettsstück jener Kunst zweiten Ran¬
ges, welche — aber nie in solcher Vollen¬
Coeeause,
dung — auf den Vaudeville=Bühnen

par escellence, vulgo Brett'l, zu finden
GS
ist. Aber aus den schelmischen Augen dieser
Puppe blitzt in den Momenten des Doppel¬

spiels, in denen sie sich von dem verrückten
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Gatten unbeobachtet sieht, bereits die ganze

Schalkhaftigkeit der ausgezeichneten Comé¬
dienne heraus, die Frau Wiehe ist. Daß
sie zum Schluß mit einer kleinen Gesangs¬
nummer auch den Umstand unterstreicht,
Charlotte Wiehe.
daß sie einmal als Operettendiva ihre Tri¬
umphe gefeiert hat, das — nimmt man
Die „Sensation“ der vergangenen Cheater¬
zur Vervollständigung des Bildes ihrer
woche.
Vielseitigkeit gern mit in den Kauf.
Die größte Ueberraschung bereitet aber
„O’elle est blonde et parisienne!“ —
Charlotie Wiehe dem Publikum durch die
An diesen Ausruf der Bewunderung, mit
schauspielerische Leistung, welche als
welchem die Elegants im Bois de Boulogne
„piéce de résistance' in das Mimodra¬
die Schönheiten der Welt, Halbwelt und
ma=Sandwich eingelegt ist. Sie spielt im
Kunstwelt zu begrüßen pflegen, die beson¬
„Abschieds= Souper“, dieser Perle von
dere Aufmerksamkeit erregen, mußten wir
einem Einakter in Arthur Schnitzler's
denken, als wir am Mittwoch Charlotte
„Anatol“=Serie, die fesche Tänzerin. Das
Wiehe's graziöse Gestalt im Bühnenrah¬
n besonderen
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Wiener Loka
men des häßlichen kleinen Theaters auftau¬
zösi¬
Reiz des
chen sahen, das sich jetzt das „Vaudeville“
bei
nennt. In der That — diese reizvolle Dä¬
en
nin vereinigt die Anmuth des germanischen
Schönheitstypus mit dem pita## Charme
der Bewohnerinnen der ville
als diese Rü##lerin von selt
chwer in das
jenan
ufige
ung schema einrei
u läßt, ihre dwersen Künste wie ein
nes Brillantfeuerwerk spielen ließ,
man, daß sie doch noch viel mehr ist, als
eine pikante, blonde, schlanke Pariserin, daß
in der Stille der Kopenhagener Theater,
in denen sie nach einander als Tänzerin,
Operettensängerin, Mimikerin und Schau¬
spielerin gewirkt, sich ein schillerndes Talent
gebildet hat, dessen Entdeckung für die in¬
ternationale Theaterwelt Jules Claretie
hoch angerechnet werden soll. Man sah sie
hier vorläufig in ihrem bekannten Reper¬
4
toire, dem Repertoire, das ihr zweiter
Er
Gatte, der ungarische Komponist Henri Be¬
rény, in genauer Kenntniß ihrer künstleri¬
schen Eigenmaße, theils selbst produzirt,

an de
theils aus der vorgefundenen internationa¬
akter,
len Einakter=Litteratur zusammengestellt
em“ Ge¬
der zwar der
hat, weil es bei ihrem Pariser Debut mit
Courteline zum
ruche stehenden Herrn
ihrem Französisch noch beträchtlich haperte
Verfasser hat, aber doch, mit Verlaub ge¬
(auch jetzt ist ihr Accent nichts weniger als
sagt, weiter nichts als ein leidlich lustiger
einwandsfrei). Ihre erste Gabe war Be¬
„Schmarrn“ ist, der wohl noch aus der
rény's „La Main“ so genannt, weil in
Zeit der in Paris „cabarets“ genannten
dieser Pantomime die Hand eines Einbre¬
Ueberbrett'l stammt. Er diente dazu, wie
chers die raison d’être für die Entfal¬
übrigens auch die drei sväteren Schlager,
tung ihrer mimischen und terpsichorischen
dazu, dem Publikum zu Gemüthe zu füh¬
Talente ist. Die Leistung hat Henrik Ib¬
ren, daß Frau Wiehe sich mit einer ganzen
sen, als er sie in Christiania sah, als „ge¬
Anzahl ungewöhnlich tüchtiger Schauspie¬
tanzte Philosophie“ bezeichnet. Dieses ora¬
ler und Schauspielerinnen umgeben hat.
kelhaft=phantastische Urtheil des nordischen
Das dürfte ihr sehr zu Statten kommen,
Dichters werden die nüchternen New Yor¬
wenn sie im weiteren Verlaufe ihres Gast¬
ker kaum unterschreiben. Man kann sogar
spiels uns ambitiösere Gaben — man
ruhig zugeben, daß das wieder eines von
spricht ja sogar von einer „Monna Vanna“.
jenen großen Worten ist, bei denen der
darzubieten haben wird, als an ihrem
Mensch, wie Mephisto sagt, nur glaubt, es
erfolgreichen Debut=Abend.
müsse sich auch etwas denken lassen, und
dennoch Frau Wiehe den Tribut zollen, daß
so ein unkünstlerisches Machwerk, wie dieses
Mimodram, nur ihrer, es über sein eigent¬
liches Niveau heraushebenden Darstellung
seine Existenzberechtigung verdankt. Man
bekam in demselben einen Vorgeschmac
von der Ausdrucksfähigkeit ihres Mienen¬
spiels und der Grazie ihrer Tanzkunst. Die