box 8/2
4.5. Abschiedssouver
ueaueLafET
——
Zweck, die Künstlerin nach allen Seiten brillieren zu lassen, swerden hinter der Szene vor
vollkommen. Der erste der drei Einakter, in denen die Wiehe den Musik (Orchester und
Feuilleton.
Es ist sehr klug, daß
überall auftritt, ist das Mimodrama „La main“ (Die
[Hand) eine Einbrecher=, Entkleidungs= und Tunzszene. szenen ein Stückchen eingesch
Das ist sogar viel auf einmal. Die Tänzerin Vivettejauch plaudern darf. Und
Kgl. Residenztheater.
ikommt nachts mit ihrem Anbeter, dem Baron, nach Hause, Arthur Schnitzlers „A
Gastspiel Charlotte Wiehe.
verabschiedet den stürmisch Werbenden sittig, entkleidet sich, sie von Mr. Maurice Vau
um sich dann in Balletstaat zu werfen und noch ein paars übertragen worden. So wi
c. Wenn es wirklich wahr wäre, daß es in der Kunst
Tänze einzuüben. Während sie vor ihrem großen An=gestern gespielt wurde, möcht
gar nicht auf das Was, sondern nur auf das Wie ankommt,
kleidespiegel tanzt,
sieht sie zu ihrem maßlosen Originalstück halten. Man
dann ist Madame Charlotte Wiehe eine der größten Künst¬
Schrecken sich in ihm eine Hand spiegeln. Diese Hand ge= Champagner schlürfen, ihr
lerinnen aller Zeiten. Was sie uns bringt, ist ein Nichts,
hört einem Einbrecher, der kurz vorher das Zimmer be= plaudern hören. Ja sie ist
wie sie aber diese Nichtigkeiten uns vorführt, verdient
unsere Bewunderung. Charlotte Wiehe ist Schauspielerin,
überrascht worden ist und sich im Alkoven hinter eine Por= solchen Nichtigkeiten sich beg
Tänzerin, und wenn sie's braucht, auch Sängerin. Sie ist
tière versteckt hat. Man muß nun sehen, wie Vivette=Wiehe höheren Aufgaben gewachsen
ein Theaterkind, eines Kapellmeisters Tochter, und trotz
im Kleinen groß sein?
zwischen Hoffen und Bangen weiter tanzt, um in die Nähe
ihrer blühenden Jugend schon lange auf der Bühne tätig.
Charlotte Wiehe wird
der Portière zu gelangen, wo der Hausschlüssel hängt.
Auf der letzten Pariser Weltausstellung ist die dänische
schaft sehr wacker unter
Endlich hat sie diesen erreicht und schleudert ihn zum
Schauspielerin aber so recht erst für die Welt entdeckt wor¬
Severin=Mars, der i
Fenster hinaus, wo unten ihr Anbeter, auf ein Liebeszeichen
den, und zwar von Jules Claretie, der ihr im „Journal“
harrend, steht. Aber schon hat sie der Einbrecher mit ge= im letzten den Puppenmann
ein Feuilleton widmete. Von dort gingen die Gastspiele
zücktem Messer überfallen. Sie sinkt in Ohnmacht, der gut spielt, dann von den H#
aus, die sie auch nach Deutschland und Oesterreich führten.
Baron erscheint mit einem Revolver und Vivette ist ge=Maurice) und Frank (M
Jetzt kommt sie vom Wiener Raimund=Theater und von
rettet. Ja sie bittet sogar für das Leben des Hallunken und erhöhten Preise recht gut b#
hier geht sie nach — Augsburg. Sie ist ein entzückendes
schenkt dafür wohl das ihrige ihrem Retter.
anmutigen Gast.
Persönchen. Mittelgroß, schlank, blond, mit einem lustigen
sprechenden Gesicht, das alles ausdrücken kann, und von
Kommt in der „Hand“ mehr das mimische Vermögen
einer seltenen Grazie in jeder Bewegung. Wie sie
und die unglaubliche Geschmeidigkeit des Gastes zur Gel¬
spielt, so tanzt, so spricht und so singt sie auch. Alles ist an ihr
tung, so zeigt uns die „Mimische Erzählung“ von Henri
lebendigster Ausdruck und aber auch gar nichts macht den
Bérény „L’homme aux poupées“ der Puppenmann oder
Eindruck des Erkünstelten, Beabsichtigten. Nur der
„Seine Puppe“ mit welcher der gestrige Abend schloß,
Kenner mag ermessen, wie viel Kunst, wie viel Studium
das große Charakterisierungstalent der Wiehe. Da ist sie
dahinter steckt. Darauf, auf dieser zur höchsten Natürlichkeit die Frau eines Poeten, dessen einzige Leidenschaft Puppen
gesteigerten Kunst beruht auch die große Wirkung, welche sind, die er, sie magnetisierend, beleben möchte. Man kennt
diese vielseitige dänische Beauté, die ganz zur Pariserin ge=dies Thema ja seit Amadeus Hoffmanin. Sie verkleidet sich
worden, überall hervorgebracht hat.
in eine Puppe, um so sein Herz wieder zu gewinnen, läß
Ihre Sujets sind sehr klein, anbedeutend und dürfen
sich von ihm beleben, erstarrt wieder und lockt ihn endlich
kaum mehr auf den Namen Kunst Anspruch machen. Char¬
wieder aus seiner toten Puppenwelt in Leben und Liebe
lotte Wiehe ist mit einem ungarischen Musiker, Henri
zurück. Alle unsere deutschen Puppendarstellerinnen ver¬
Bérény, verbeiratet und dieser hat für sie ein paar
schwinden gegen die wahrhaft verblüffende Puppengym¬
mimische Szenen mit Musik geschrieben. Sehr viel Geist ist nastik dieser kleinen hübschen Dänin. Diese drollige Szene
darin nicht aufaewendet, aber sie erfüllen ihren einzigenhatte wohl den größten Erfolg. Beide Mimodramen
4.5. Abschiedssouver
ueaueLafET
——
Zweck, die Künstlerin nach allen Seiten brillieren zu lassen, swerden hinter der Szene vor
vollkommen. Der erste der drei Einakter, in denen die Wiehe den Musik (Orchester und
Feuilleton.
Es ist sehr klug, daß
überall auftritt, ist das Mimodrama „La main“ (Die
[Hand) eine Einbrecher=, Entkleidungs= und Tunzszene. szenen ein Stückchen eingesch
Das ist sogar viel auf einmal. Die Tänzerin Vivettejauch plaudern darf. Und
Kgl. Residenztheater.
ikommt nachts mit ihrem Anbeter, dem Baron, nach Hause, Arthur Schnitzlers „A
Gastspiel Charlotte Wiehe.
verabschiedet den stürmisch Werbenden sittig, entkleidet sich, sie von Mr. Maurice Vau
um sich dann in Balletstaat zu werfen und noch ein paars übertragen worden. So wi
c. Wenn es wirklich wahr wäre, daß es in der Kunst
Tänze einzuüben. Während sie vor ihrem großen An=gestern gespielt wurde, möcht
gar nicht auf das Was, sondern nur auf das Wie ankommt,
kleidespiegel tanzt,
sieht sie zu ihrem maßlosen Originalstück halten. Man
dann ist Madame Charlotte Wiehe eine der größten Künst¬
Schrecken sich in ihm eine Hand spiegeln. Diese Hand ge= Champagner schlürfen, ihr
lerinnen aller Zeiten. Was sie uns bringt, ist ein Nichts,
hört einem Einbrecher, der kurz vorher das Zimmer be= plaudern hören. Ja sie ist
wie sie aber diese Nichtigkeiten uns vorführt, verdient
unsere Bewunderung. Charlotte Wiehe ist Schauspielerin,
überrascht worden ist und sich im Alkoven hinter eine Por= solchen Nichtigkeiten sich beg
Tänzerin, und wenn sie's braucht, auch Sängerin. Sie ist
tière versteckt hat. Man muß nun sehen, wie Vivette=Wiehe höheren Aufgaben gewachsen
ein Theaterkind, eines Kapellmeisters Tochter, und trotz
im Kleinen groß sein?
zwischen Hoffen und Bangen weiter tanzt, um in die Nähe
ihrer blühenden Jugend schon lange auf der Bühne tätig.
Charlotte Wiehe wird
der Portière zu gelangen, wo der Hausschlüssel hängt.
Auf der letzten Pariser Weltausstellung ist die dänische
schaft sehr wacker unter
Endlich hat sie diesen erreicht und schleudert ihn zum
Schauspielerin aber so recht erst für die Welt entdeckt wor¬
Severin=Mars, der i
Fenster hinaus, wo unten ihr Anbeter, auf ein Liebeszeichen
den, und zwar von Jules Claretie, der ihr im „Journal“
harrend, steht. Aber schon hat sie der Einbrecher mit ge= im letzten den Puppenmann
ein Feuilleton widmete. Von dort gingen die Gastspiele
zücktem Messer überfallen. Sie sinkt in Ohnmacht, der gut spielt, dann von den H#
aus, die sie auch nach Deutschland und Oesterreich führten.
Baron erscheint mit einem Revolver und Vivette ist ge=Maurice) und Frank (M
Jetzt kommt sie vom Wiener Raimund=Theater und von
rettet. Ja sie bittet sogar für das Leben des Hallunken und erhöhten Preise recht gut b#
hier geht sie nach — Augsburg. Sie ist ein entzückendes
schenkt dafür wohl das ihrige ihrem Retter.
anmutigen Gast.
Persönchen. Mittelgroß, schlank, blond, mit einem lustigen
sprechenden Gesicht, das alles ausdrücken kann, und von
Kommt in der „Hand“ mehr das mimische Vermögen
einer seltenen Grazie in jeder Bewegung. Wie sie
und die unglaubliche Geschmeidigkeit des Gastes zur Gel¬
spielt, so tanzt, so spricht und so singt sie auch. Alles ist an ihr
tung, so zeigt uns die „Mimische Erzählung“ von Henri
lebendigster Ausdruck und aber auch gar nichts macht den
Bérény „L’homme aux poupées“ der Puppenmann oder
Eindruck des Erkünstelten, Beabsichtigten. Nur der
„Seine Puppe“ mit welcher der gestrige Abend schloß,
Kenner mag ermessen, wie viel Kunst, wie viel Studium
das große Charakterisierungstalent der Wiehe. Da ist sie
dahinter steckt. Darauf, auf dieser zur höchsten Natürlichkeit die Frau eines Poeten, dessen einzige Leidenschaft Puppen
gesteigerten Kunst beruht auch die große Wirkung, welche sind, die er, sie magnetisierend, beleben möchte. Man kennt
diese vielseitige dänische Beauté, die ganz zur Pariserin ge=dies Thema ja seit Amadeus Hoffmanin. Sie verkleidet sich
worden, überall hervorgebracht hat.
in eine Puppe, um so sein Herz wieder zu gewinnen, läß
Ihre Sujets sind sehr klein, anbedeutend und dürfen
sich von ihm beleben, erstarrt wieder und lockt ihn endlich
kaum mehr auf den Namen Kunst Anspruch machen. Char¬
wieder aus seiner toten Puppenwelt in Leben und Liebe
lotte Wiehe ist mit einem ungarischen Musiker, Henri
zurück. Alle unsere deutschen Puppendarstellerinnen ver¬
Bérény, verbeiratet und dieser hat für sie ein paar
schwinden gegen die wahrhaft verblüffende Puppengym¬
mimische Szenen mit Musik geschrieben. Sehr viel Geist ist nastik dieser kleinen hübschen Dänin. Diese drollige Szene
darin nicht aufaewendet, aber sie erfüllen ihren einzigenhatte wohl den größten Erfolg. Beide Mimodramen