II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 163

4.5. Abschiedssouver
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„OBSERVER“
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A AUG.
Kunst und Sport am Attersee.
Den Höhepunkt eines Atterseesommers bilden seit
Jahren die weit über die Grenzen des Landes berühmt
gewordenen Segelregatten, die der Unionjachtklub all¬
jährlich im August veranstaltet. Das sogenannte „An¬
segeln“, mit dem die Regatten am 8. August beginnen, um
an den folgenden Tagen bis zum 15. d. mit den Wett¬
fahrten fortgesetzt zu werden, wird heuer ein glänzendes
Vorspiel zu einem mehrtägigen prächtigen Seefest sein.
Im Vordergrunde der wassersportlichen Veranstaltun¬
gen steht die vom Ersten Linzer Schwimmklub für den
Vormittag des 12. d. ausgeschriebene Ueberquerung des
Attersees mit dem Start Weyregg und dem Ziel
Attersee, ein Unternehmen, bei dem man
bedenken muß, daß der Dampfer zur Zurücklegung der
Strecke 15 Minuten braucht. Der Nachmittag des 12. d.
bringt ein Wettschwimmen vor dem Hotel „Attersee",
ferner ein Kunstspringen vom Dampfersteg; schließlich ist
ein Wettbewerb im Wasserball vorgesehen.
Wird an diesem Sonntag der Ort Attersee den Haupt¬
anziehungspunkt für alle Wassersportliebhaber bilden, s
wird Kammer der Sammelplatz für alle Anhänger des
Kraftfahrsportes sein, denn der Oesterreichische Automobil¬
klub nimmt im Verein mit dem Oberösterreichischen
Automobilklub und unter Mitwirkung des Landesver¬
bandes für Fremdenverkehr für Oberösterreich die Atter¬
seewoche zum Anlaß, um eine Zielfahrt nach Kammer zu
veranstalten, an der alle Automobilisten und Motorrad¬
fahrer mit ihren eigenen Fahrzeugen teilnahmsberechtigt
sind. Die Teilnehmer werden auf verschiedenen Zufahrts¬
straßen Kammer am 12. d., 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr,
zu erreichen haben. Die besten Fahrer, die die längste
Strecke mit geringstem Hubvolumen bewältigen, werden
mit Ehrenpreisen und goldenen, beziehungsweise silbernen
Zielfahrtplaketten beteilt.
Werden so die Tage der Atterseewoche mit sportlichen
Großveranstaltungen vornehmer Art ausgefüllt sein, so
sind die Abende den schönen Künsten geweiht. Die im
Schloß Kammer geplanten künstlerischen Darbietungen
werden der Festzeit am See den inneren Glanz verleihen.
Das Programm dieser literarischen und musikalischen
Abende, deren Reinerträgnis der Tuberkulosenfürsorge¬
stelle und dem Heimathause des Bezirkes Vöcklabruck zu¬
fließt, wird ein Spiegel österreichischen Geistes sein. Am
12. d. werden die Festgäste „Oesterreichische Dichtung der
Gegenwart“ in repräsentativer Auswahl vorgetragen von
Burgschauspielern und Burgschauspielerinnen, erleben. Der
13. d. wird einen Liederabend mit Vorträgen von Josefine
Stransky und einem Baritonisten bringen; zwischen
den Liedervorträgen erwartet die Zuhörerschaft eine
künstlerische Sensation, das Geigenspiel einer jungen
Französin, die als Sommergast am Attersee weilt. Als
Begleiter der Lieder und der Violinvorträge wird Pro¬
fossor Ludwig Daxsperger walten. Der folgende
Abend ist dem Andenken der drei großen Toten der jung¬
österreichischen Literatur geweiht: Hofmannsthal, Schnitz¬
ler und Wildgans werden mit Aufführungen der Einakter
DerTor und der Tod“, „Abschiedssouper" und „In
Ewigkeit. Amen“ durch Kunstkräfte des Burgtheaters, des
Raimundtheaters und der Salzburger Festspiele zu Worte
kommen. Ein Abend „Oesterreichische Musik“ am 15. d.
mit Kompositionen von Mozart, Schubert und Strauß
wird den sinnvollen Ausklang der künstlerischen Veran¬
staltungen bilden.
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KIRNENER TAGBLATT
vom:
28.DEL. 1934
Theatee. Künst und Müsik.
Weihnachts-Gastspiele.
Klagenfurter Stabttheater am 25. und
26. Dezember 1934.
Es gibt Weihnachtsgeschenke, die man
gleich nach den Feiertagen umtauschen geht.
Auch von diesen beiden Weihnachts=Gast¬
spielen
— würde man es zumindestens beim
ersten Abend mit Vergnügen tun.
Hier war es der Bürgtheatername Alma
Seidler, der das Publikum sichtbar an¬
gezogen hat, aber der Abend selbst war ein
glatter Fehlgriff. Abgesehen davon, daß
Einakter erfahrungsgemäß meist nie stark
wirken und daß deren zwei allein unmöglich
einen ganzen Theaterabend ausfüllen kön¬
nen: vor allem war die Auswahl gänzlich
mißglückt. „Das Veilchen“ ist ein sehr
schwacher Franz V# lnar, eine wenig
erfreuliche Milie#ie hhinter den Kulis¬
sen, mit mehr Unzuglichkeit als Witz auf¬
gebaut und mit einer mageren Pointe ab¬
geschlossen. Auch die Rolle des „Veilchens“
einer kleinen Choristin, die wegen eines
vor¬
Engagements beim Theaterdirektor
spricht und sich in eine improvisierte Ver¬
stellungskomödie hineinverirrt, gab Friu
Seidler keineswegs besondere Gelegenheit,
um ihre große Künstlerschaft entsprechend
entfalten zu können. Also auch in vieser
Hinsicht kein Milderungsgrund für dieses
duftlose Blumenstück, in dessen übrige Rol¬
len sich die Damen Mariora Maneseu
und Heita Kretschmer sowie die Her¬
ren Kurt Labatt, Walter Schmid und
Kurl Meinhard teilten.
Und was soll man zum zweiten Einakter
sagen, soferne für dieses Szenchen diese
Bezeschnung überhaupt noch zutrifft, zum
„Abschiedssouper“, aus dem Ana¬
tol=Zyklus von Arthur Schnitzler: Was
hat uns heute noch jene versünkene Zeit der
Ncunziger Jahre zu bedeuten, was dieser
blasierte junge Mensch, der nur immer
neue Gelegenheiten sucht, flüchtige Be¬
ziehungen anzuknüpfen, und dann keine
andere sorge hat, als seine jeweilige Freun¬
din mit gutem Anstand wieder loszuwer¬
den? Wir leben heute in einer anderen
Zeit, die einen anderen Lebensinhalt kennt
und dessen neuen Geist man auch auf dem
Thealer wiederfinden will, während hier,
bei derlei Stücken nichts als ein übler Nach¬
geschmack tzurückbleibt. Zugegeben, daß in
dieser ziemlich schwankhaft gebrachten
Szeue Frau Seidler ein „süßes Mädel“.
von dazumal voll Temperament, Humor
und einem guten Schuß Frechheit geradezu
genial herunterspielte. Dafür dankte ihr
auch freundlicher Applaus, durch den aber
gleichzeitig die Enttäuschung des Abends
sehr deutlich durchklang.
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