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4.5. Abschiedssouf
pe
inoderne russische Lyrik hat eine Vorliebe für die Poesie des Schnecs. Außer im Salon beoh
Balmont, Hippius, Block, Brjussow haben ezzückende Gedichte über Ifranzösischen kaiserlichen 9
Eetersburger Eelinterlatlon.
der kaiserlichen Mariens
den Schnee geschrieben: Kleine zarte poetische Schneeflocken.
Von
(Nachdruck verboten.)
Theater versammelt imm
Die Petersburger Gesellschaft, die so viel im Ausland weilt, istBetritt man das Michael¬
Josef Melnik (Petersburg).
im Winter immer zu Hause. Allerdings hat die Revolution sie in
Welt, von der keine Brück
Die zahlreichen Palais am Schloß= und Englischen Kai, in der
den letzten Jahren etwas verwirrt und das gesellschaftliche Leben ein
Nur die eleganten Gardeof
Ssergejevskaja, Kirotschnaja und in den anderen vornehmen Straßen,
wenig aus dem Gleise gebracht. Aber mit dem vorläufigen Siege
daran, daß wir in Ruß
jdie den Sommer und Herbst über verlassen daliegen, sind jetzt von
der Reaktion hat, um einen buddhistischen Ausdruck zu gebrauchen,
Paris aufsuchen, wollte
Wicht überflutet und von Leben durchbraust. Alle Augenblicke er¬
„das Eintreten in die Pfade“ begonnen. Jetzt ist wieder alles beim
versammelt sehen. Das
tönen draußen die übermütig=energisch warnenden Rufe der russischen
alten. Man sitzt wieder vor dem angenehm prasselnden Kaminfener
spielerischen Kräfte, nebe
Eutscher, die mit den Equipagen und Schlitten über den weichen
und überlegt sich, welche Einladungen angenommen werden müssen.
wenig an die übrigen
Schnee unhörbar heransausen, — in jenem halsbrecherischen, von
Die alten Exzellenzen auf den Familienporträts, die infolge der Un¬
für das Petersburger 2
aller Erdenschwere befreienden Tempo, das ein Ausdruck der uferlosen
ruhen im Dunkeln und in einer ungewöhnlichen Temperatur er¬
sistinnen“ und der, Studen
russischen Seele ist, ihrer durch keine inneren und äußeren Hem¬
schrockene Gesichter machten, haben sich wieder beruhigt und fühlen in
Applaudieren unermüdlich
mungen zurückzudrängenden Lebenslust. Der Russe liebt das
der sie anheimelnden Atmosphäre ihre Würde aufs Ineue wachsen.
die eine jede russische
rasche Fahren wie seine Sprache. So gebeugt unter seiner
Bloß sind sie etwas erstannt über ihre jugendlichen Urenkel, die
Rußland jenen Teil des
Sorgen Last ein russischer Bauer durch sein lichtloses Leben auch
bereits neben ihnen hängen; eine respektlose Jugend! Es sind die
eindringt. Sie sinb in
schlendern mag, sobald er den Schlitten besteigt und die weiße
Söhne des Hauses, die in der Meerenge von Korea, in Port=Arthur und
russische Opernsänger 6
Unendlichkeit vor sich sieht, wird er von der tollen Lust gepackt, los¬
auf den Gefilden der Mandschurei ihr Leben einbüßten. In manchem
Gastspiel verließ, ihm
zufahren, hinzufliegen. Es erwacht in ihm etwas Urnationales, Un¬
aristokratischen Hause ist die Unterhaltung noch leiser, gedämpfter ge¬
silberne Medaille mit
bezahmbares, jene anarchistische Melodie, die trotz aller absolutistischen
worden ... Auch die Hofbälle im Winterpalais, deren märchenhafte
überreicht wurde.
Bremsen so oft in der russischen Geschichte hervorbricht. Der Peters¬
Pracht berauschend wirkte, finden nicht mehr statt, weil die Zaren¬
Das Michael=Theater
burger Kutscher, der seine Herrschaften zum Ball fährt, pfrift auf
familie in Zarskoje=Selo lebt. Man sieht nicht mehr die hübsche junge
auf die russische Aristokre
alle Polizeiverbote der Welt. Er weiß, daß ihm nichts geschehen
Zarin mit ihren Kindern zwischen drei und vier Uhr nachmittags
Petersburg. Ich wohnte
kann. Kein Schutzmann würde wagen, eine vornehme Equipage an¬
durch den Newskiprospekt spazieren fahren, — mit dem schönen ath¬
„Le Bourgeon“ vol
zuhalten.
lethisch gebauten Tscherkessen auf dem hinteren Trittbrett des Schlittens,
struierte, aber ziemlich
Die eigentliche Jahreszeit, in der Petersburg seinen wahren in¬
der unbeweglich wie eine Säule dazustehen pflegte.
wurde auch noch ein Ein
timen Charakter offenbart, ist der Winter. Gewiß, auch der
einem Herrn Manrice
Es ist aber noch immer Sitte, zwischen vier und sechs Uhr nach¬
Frühling hat hier seinen eigenartigen Zauber, er läßt sich jedoch
souper“ von Arthur
mittags in der Großen Morskajastraße zu spazieren. Man kann hier
mit dem Winter nicht vergleichen. Petersburg lebt „voll und ganz“
nur den Namen“
elegante und geschmackvolle Wintertoiletten sehen und die der Peters¬
nur im Winter. Wenn man zwischen drei und vier Uhr nachmittags
In den ersten Reihen
burger Dame eigene Musik der Bewegungen und der Haltung bewundern.
über die zugesrorene Newa fährt, so genießt man einen Anblick,
russischen Aristokratie un
Die Petersburger Dame ist nie mit einer anderen zu verwechseln. Sie
wie man ihn vergebens in einer anderen Hauptstadt suchen würde.
Baron Fredericks, ein
hat eine unverkennbare persönliche Note, die ein Zeichen der stark
Während die Sonne als eine strahlenlose fenerrote Kugel am nebligen
aristokratischen russischen
entwickelten gesellschaftlichen Kultur Petersburgs ist. Die russische
Himmel flammt, merkt man, daß das sich längs der beiden Ufer
kaiserliche Purpur in sei
Frauenschönheit bekommt, nach Petersburg versetzt, eine besondere
grandios abhebende Petersburg wirklich würdig ist, die Residenz
dorff, Diplomaten, viele
Nuance. Die Petersburgerin hat einen seelenvollen Gesichtsausdruck,
eines unermeßlichen Reiches zu sein. Bei dem launischen Peters¬
Kammerjunker und jung
ihre Augen sind nachdenklich, klug, verschwiegen und überlegen=ruhig.
burger Wetter, das nicht selten fünfmal an einem Tage ein ver¬
sprache wegen herkomme
Die Geschmeidigkeit, mit der sie sich bewegt, an einem Schaufenster
schiedenes Gesicht zeigt, kann man alle möglichen Arten, alle besonderen
stehen bleibt, ihre Kleider rafft, um in den Wagen zu steigen, besitzen, waren hier. Ab
Raffinements des Schneefalls studieren: die dicken, weichen, nieder¬
die Art, wie sie einen Gruß erwidert, sind von einer unübertrefflichen und die Phantasie Aureg
schwebenden Flocken, die nassen, langen, regelmäßig fallenden und
Petersburger Dal
die kleinen, wirbelnden, geradezu boshaften und stechenden. Die! Feinheit.
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4.5. Abschiedssouf
pe
inoderne russische Lyrik hat eine Vorliebe für die Poesie des Schnecs. Außer im Salon beoh
Balmont, Hippius, Block, Brjussow haben ezzückende Gedichte über Ifranzösischen kaiserlichen 9
Eetersburger Eelinterlatlon.
der kaiserlichen Mariens
den Schnee geschrieben: Kleine zarte poetische Schneeflocken.
Von
(Nachdruck verboten.)
Theater versammelt imm
Die Petersburger Gesellschaft, die so viel im Ausland weilt, istBetritt man das Michael¬
Josef Melnik (Petersburg).
im Winter immer zu Hause. Allerdings hat die Revolution sie in
Welt, von der keine Brück
Die zahlreichen Palais am Schloß= und Englischen Kai, in der
den letzten Jahren etwas verwirrt und das gesellschaftliche Leben ein
Nur die eleganten Gardeof
Ssergejevskaja, Kirotschnaja und in den anderen vornehmen Straßen,
wenig aus dem Gleise gebracht. Aber mit dem vorläufigen Siege
daran, daß wir in Ruß
jdie den Sommer und Herbst über verlassen daliegen, sind jetzt von
der Reaktion hat, um einen buddhistischen Ausdruck zu gebrauchen,
Paris aufsuchen, wollte
Wicht überflutet und von Leben durchbraust. Alle Augenblicke er¬
„das Eintreten in die Pfade“ begonnen. Jetzt ist wieder alles beim
versammelt sehen. Das
tönen draußen die übermütig=energisch warnenden Rufe der russischen
alten. Man sitzt wieder vor dem angenehm prasselnden Kaminfener
spielerischen Kräfte, nebe
Eutscher, die mit den Equipagen und Schlitten über den weichen
und überlegt sich, welche Einladungen angenommen werden müssen.
wenig an die übrigen
Schnee unhörbar heransausen, — in jenem halsbrecherischen, von
Die alten Exzellenzen auf den Familienporträts, die infolge der Un¬
für das Petersburger 2
aller Erdenschwere befreienden Tempo, das ein Ausdruck der uferlosen
ruhen im Dunkeln und in einer ungewöhnlichen Temperatur er¬
sistinnen“ und der, Studen
russischen Seele ist, ihrer durch keine inneren und äußeren Hem¬
schrockene Gesichter machten, haben sich wieder beruhigt und fühlen in
Applaudieren unermüdlich
mungen zurückzudrängenden Lebenslust. Der Russe liebt das
der sie anheimelnden Atmosphäre ihre Würde aufs Ineue wachsen.
die eine jede russische
rasche Fahren wie seine Sprache. So gebeugt unter seiner
Bloß sind sie etwas erstannt über ihre jugendlichen Urenkel, die
Rußland jenen Teil des
Sorgen Last ein russischer Bauer durch sein lichtloses Leben auch
bereits neben ihnen hängen; eine respektlose Jugend! Es sind die
eindringt. Sie sinb in
schlendern mag, sobald er den Schlitten besteigt und die weiße
Söhne des Hauses, die in der Meerenge von Korea, in Port=Arthur und
russische Opernsänger 6
Unendlichkeit vor sich sieht, wird er von der tollen Lust gepackt, los¬
auf den Gefilden der Mandschurei ihr Leben einbüßten. In manchem
Gastspiel verließ, ihm
zufahren, hinzufliegen. Es erwacht in ihm etwas Urnationales, Un¬
aristokratischen Hause ist die Unterhaltung noch leiser, gedämpfter ge¬
silberne Medaille mit
bezahmbares, jene anarchistische Melodie, die trotz aller absolutistischen
worden ... Auch die Hofbälle im Winterpalais, deren märchenhafte
überreicht wurde.
Bremsen so oft in der russischen Geschichte hervorbricht. Der Peters¬
Pracht berauschend wirkte, finden nicht mehr statt, weil die Zaren¬
Das Michael=Theater
burger Kutscher, der seine Herrschaften zum Ball fährt, pfrift auf
familie in Zarskoje=Selo lebt. Man sieht nicht mehr die hübsche junge
auf die russische Aristokre
alle Polizeiverbote der Welt. Er weiß, daß ihm nichts geschehen
Zarin mit ihren Kindern zwischen drei und vier Uhr nachmittags
Petersburg. Ich wohnte
kann. Kein Schutzmann würde wagen, eine vornehme Equipage an¬
durch den Newskiprospekt spazieren fahren, — mit dem schönen ath¬
„Le Bourgeon“ vol
zuhalten.
lethisch gebauten Tscherkessen auf dem hinteren Trittbrett des Schlittens,
struierte, aber ziemlich
Die eigentliche Jahreszeit, in der Petersburg seinen wahren in¬
der unbeweglich wie eine Säule dazustehen pflegte.
wurde auch noch ein Ein
timen Charakter offenbart, ist der Winter. Gewiß, auch der
einem Herrn Manrice
Es ist aber noch immer Sitte, zwischen vier und sechs Uhr nach¬
Frühling hat hier seinen eigenartigen Zauber, er läßt sich jedoch
souper“ von Arthur
mittags in der Großen Morskajastraße zu spazieren. Man kann hier
mit dem Winter nicht vergleichen. Petersburg lebt „voll und ganz“
nur den Namen“
elegante und geschmackvolle Wintertoiletten sehen und die der Peters¬
nur im Winter. Wenn man zwischen drei und vier Uhr nachmittags
In den ersten Reihen
burger Dame eigene Musik der Bewegungen und der Haltung bewundern.
über die zugesrorene Newa fährt, so genießt man einen Anblick,
russischen Aristokratie un
Die Petersburger Dame ist nie mit einer anderen zu verwechseln. Sie
wie man ihn vergebens in einer anderen Hauptstadt suchen würde.
Baron Fredericks, ein
hat eine unverkennbare persönliche Note, die ein Zeichen der stark
Während die Sonne als eine strahlenlose fenerrote Kugel am nebligen
aristokratischen russischen
entwickelten gesellschaftlichen Kultur Petersburgs ist. Die russische
Himmel flammt, merkt man, daß das sich längs der beiden Ufer
kaiserliche Purpur in sei
Frauenschönheit bekommt, nach Petersburg versetzt, eine besondere
grandios abhebende Petersburg wirklich würdig ist, die Residenz
dorff, Diplomaten, viele
Nuance. Die Petersburgerin hat einen seelenvollen Gesichtsausdruck,
eines unermeßlichen Reiches zu sein. Bei dem launischen Peters¬
Kammerjunker und jung
ihre Augen sind nachdenklich, klug, verschwiegen und überlegen=ruhig.
burger Wetter, das nicht selten fünfmal an einem Tage ein ver¬
sprache wegen herkomme
Die Geschmeidigkeit, mit der sie sich bewegt, an einem Schaufenster
schiedenes Gesicht zeigt, kann man alle möglichen Arten, alle besonderen
stehen bleibt, ihre Kleider rafft, um in den Wagen zu steigen, besitzen, waren hier. Ab
Raffinements des Schneefalls studieren: die dicken, weichen, nieder¬
die Art, wie sie einen Gruß erwidert, sind von einer unübertrefflichen und die Phantasie Aureg
schwebenden Flocken, die nassen, langen, regelmäßig fallenden und
Petersburger Dal
die kleinen, wirbelnden, geradezu boshaften und stechenden. Die! Feinheit.