II, Theaterstücke 4, (Anatol, 3), Denksteine, Seite 3



Charakteristik und Neigung zum Rohstofflichen, das will. Er löste sich von ihrem Medaillon an dem Tage,
Jahre, in
durch seine Kraßheit wirken soll, intime Züge, die der an dem sie als blutjunges Mädchen zum ersten Male
webelstochte
Janatka, Vo
erfuhr, was Liebe sei. Sie weiß kaum mehr, welcher
gegenwärtigen Renaissance des bürgerlichen Stückes
— Josefine E
junge Mensch auf einem Spaziergang durch den Wald
nachgebildet sind und die plumpere Mache jenes längst
99—5. —
ihr diese Empfindung einflößte; aber die Erinnerung
überwundenen Familienstückes, dessen Inhalt Schiller
nate, in Nier
an die Stunde, in der sie sich zuerst als Weib fühlte,
einst „Misère“ nannte. Das „Zu spät“, das in diesem
särswitwe, 1
Kaspar, B#
ist ihr werth geblieben. Anatol ist wieder überwunden.
Stücke nach vielen! Seiten ausschlägt, kann sicherlich im
— Im Frei
Schon will er mit der Geliebten einen Spaziergang
Leben und im Lebensbilde eine tragische Bedeutung
Tischlerssolh
machen, der jene Erinnerung an die erste Liebe neu
haben. Aber es muß ein innerliches „Zu spät“ sein,
dienerssohne
beseelen soll — da fällt es ihm ein, nach dem zweiten
das tief in den Charakteren wurzelt. Bei Rilke ist diese
kenhause: 1
unscheinbaren Stein zu fragen. Emilie zögert mit der
unheilvolle Verspätung mehr äußerlich, auf die Schneide
Jahre.—
Antwort und er droht den Stein in den Ofen zu
des Augenblicks gestellt, man hört die Maschine rasseln,
4
werfen. Mit dem Angstruf: „Es ist ein schwarzer
welche die Irrthümer und Mißverständnisse herbeiführt,
Can
Diamant, der eine Viertelmillion werth ist“, sucht das
und die Gestalt jenes Doctor Bauer, der nach Bedarf
erschrockene Weib ihn abzuhalten, aber Anatol führt
treulos oder edel, gemein oder opferwillig ist, wirkt
Grab
seine Drohung aus; die Habgierige scharrt vergeblich
völlig als Automat in dieser Maschine. Dazwischen
das grös
in den Kohlen, um den Diamanten zu finden und der
aber drängt sich doch wieder warmblütiges Leben und
Liebhaber entfernt sich mit dem Worte „Dirne“ auf
interessante Individualität. Es fehlt nicht an guten
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den Lippen. Die Satire auf die Aufrichtigkeit einer
Naturlauten, das vernachlässigte, leidenschaftliche, zu
Verlorenen wurde in allen Pointen gut zur Geltung!
starken Entschlüssen geneigte Mädchen, das geopfert
gebracht. Hr. Runge und Frl. Anders führlen das
wird, ist nicht uninteressaut gezeichnet, der bedrückte
Gespräch wirksam durch und bewährten dabei Sinn!
Alte, der die Schuld seiner Familie trägt, hat lebens¬
für die lauernde Absicht, wie für die unbewußte Wal¬
wahre Züge, der gassenbübische Gymnasiast ist eine
11
originelle, flott skizzirte Figur; die Menschen reden lung des Temperaments. An Beifall hat es auch
dieser dramatischen Skizze nicht gefehlt.
A. A.

natürlich und die äußere Handlung ist nicht ohne Ge¬
schicklichkeit gegliedert. Also kein ganz glücklicher, aber
auch kein ganz mißglückter Versuch, die Arbeit eines
Volkswirthschaftliches.
Talentes, das viel verspricht, aber sich verinnerlichen
—4— Gewerberegister. Hr. Eduard Nen¬
nub pertiefen muß um der rasch erlangten Fertigke#t

mann in Firma E. E A. Neumann: Betrieb des
stärkeren Gehalt zu geben und die Bühnenwirkung mehr
Handels ohne Beschräukung auf bestimmte Waaren¬
zu beseelen.
gattungen, insoweit zu deren Verkauf keine concessionirte!

Bewilligung erfordert wird, nach Maßgabe der Be¬
Die Berliner thaten Alles, um die Vorzüge der
stimmung des § 38, Abs. 1. der Gew.=Ord. in Prag
Arbeit ins rechte Licht zu setzen. Max Reinhardt
Nr. 567—1, Zeltnergasse Nr. 30. — Hr. Ludwig
gab den bedrückten Alten lebenswahr und mit starker
Em
Ansterlitz: Betrieb desselben Handelsgewerbes im
Innerlichkeit. Es gereicht dem jungen Darsteller ge¬
Sinne des 1. Abs. des § 38jder Gew.=Ord., in Prag
Nr. 37—2, Ferdinandstraße Nr. 38 (Portheim'sches
wiß zur Ehre, daß er in den Momenten, in denen die
obnne
Haus). — Hr. Karl Näpravnik, Inhaber der Kra¬
selbständige Empfindung allgemach aus dem innerlichen
berühmt
luper Fabrik zur Erzeugung von emaillirten Küchen¬
der prüc
Wesen des Gepeinigten hervorgrollt, lebhaft an Mar¬
und sonstigen Geräthen, errichtete ein Zweiggeschäst in
Man ve
tinelli zrinnerte. Ella Gabri charakterisirte die weib¬
Obergrufg
Kladno zum Verkaufe von Erzeugnissen, ner Fabrik
(Hauptniederlassung als Handelsgewerbe o. de Beschrän¬
liche Hauptperson mit ungewöhnlicher Feinheit; die
kung auf bestimmte Waarenkategorien nach §. 38 der
Müdigkeit und Lässigkeit des abgehetzten Wesens, hin¬
TETS
Gewerbe=Ord. besteht in Prag Nr. 536—1, Palais der
ter der sich ein letzter Rest von Entschlossenheit ver¬
Hr. Gustav Stein:
Prager städt. Sparcasse).
ars
birgt, war in Ton und Gehaben sehr gut berausgeho¬
Betrieb des Fleischhackergewerbes in Prag in der Alt¬
WIEN.
städter Markthalle, Laden=Nr. 108.
Hr. Franz
ben, die Scene, in der Eva den untreuen Liebhaber
in besch
Rosülek: Gemüse= und Obsthandlung in Hollescho¬
zu halten sucht, bot starke Naturlaute der Empfindung
witz=Bubna, in einem auf den Grundstücken Kat.=Z.
und die Gebrochenheit im letzten Acte war ergreifend
599 und 600—1 bei der Radfahrbahn des Consortiums
dargestellt. Auch Frl. Bünger hatte gute Farben
„Prag 7“ aufgestellten Laden (früher daselbst Nr.
Hr. Wilhelm Kirsch als Vertreter der
230—7).
auf der Palette. Sie gab der abscheulichen Mutter
Frau Marie Fiala: Concessionirter Betrieb des Gast¬
die bald schlaue, bald dreiste Beredtsamkeit jener Ge¬
und Schankgewerbes mit dem Rechte zum Ausschank
DRESt
meinheit, die sich mit Allem abgefunden hat und sich
von Bier und Wein und gebrannten geistigen Geträu¬
Hiaus #
über Alles hinwegsetzt. Herr Runge fand sich mit
ken, zur Verabreichung von Speisen, Kaffee, Thee und
Lese-Rt
zur Haltung von erlaubten Spielen in Prag Nr. 1877
dem Dr. Bauer so gut wie möglich ab und suchte die
Lichtgr
in der Taborerstraße. — Hr. Anton Pänek als!
Lücken der Charakteristik durch beredtes Schweigen aus¬
Vertreter des Hrn. Johann Vincenz Löwy in Aus¬
gramn
zufüllen. Dem rohen Gläubiger und Genußmenschen

übung der dem Letzteren ertheilten Concession zum
Merzen gab Herr Heiue eine charakteristische Maske
Betriebe des Gast= und Schankgewerbes mit denselben!
DRE‘
Berechtigungen in Prag Nr. 1355—2, Wyschehrader¬
und den bauausischen Ton der selbstgefälligen Niedrig¬
mirteg
straße Nr. 15. — Frau Paula Meisel: Erzeugung
keit. Vortrefflich war Herr Biensfeldt in der Rolle
Sehen?
von gebrannten geistigen Getränken in Prag Nr.
sive ###
des Gymnasiasten; das Charakteristische, das der ver¬
1028—1, Reitergasse Nr. 5 (früher daselbst Nr. 3).
2 Maritt
wilderte Junge zu sprechen hat, erhielt durchweg die
Dieselbe erhielt auch die Concession zum Ausschank
516
von gebrannten geistigen Getränken in demselben Hause.
rechte Tonfarbe und die Bewegung war von echter
n
Jugendlichkeit. Die Darsteller wurden nach den Act¬
BERI
Aus dem Amtsblatte der „Prager Zeitung.“
schlüssen wiederholt hervorgerufen.
Potsdan
(Vom 21. Juli.)
Das Einleitungsstückchen des Abends „Denksteine“
Feilbietungen. In Horitz. Realitätenhälfte Nr.
ist einer Reihe von Dialogen entnommen, die Arthur
BERL
1 in Milowitz des Josef Fridrich (11.952 fl. 21 kr.),
Schnitzler, der Verfasser von „Liebelei“, unter dem
Wilh¬
Realität Nr. 6 in Klein=Treme¬
2. Sept., 2. Oct. —
Elektsi
schowes der Eheleute Wenzel und Anna Jaros, 6.
Gesammttitel „Anatol“ veröffentlicht hat. Es handelt
Sept., 6. Oct. — Realität Nr. 60 in Cerekwitz des
Mark
sich da um kein Drama, sondern nur um ein feuilleto¬
Josef Puzej, 12. Aug., 1. Sept. —In Kolin. Rea¬
Theil¬
nistisches Gespräch mit einer dramatischen Schluße
lität Nr. 112 in Owéar der Jolefa Kohont (456 fl.
nach—
pointe, das den geistvollen Autor nicht verleugnet,
Aufer,
90 kr.), 25. Aug., 25. Sept. — Realität Nr. 32 u
aber den bewährten Dramatiker nicht von seiner] Welim des Mathias und der Katharina Karbusicky! geselge