II, Theaterstücke 4, (Anatol, 3), Denksteine, Seite 13

4. 3. Denksteine
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01177

Chrater, Zunst und Titeratne.
Wien, 6. November.
(Kainz=Vorlesung.) Einen Wiener Autorenabend gab
Kainz. Er hatte Recht, einmal seine Bodenwüchsigkeit, die
Affinität seines Wesens, mit österreichische. Dichtkunst zu
documentiren. Ein Fragment aus Burckhard's farben= selusive
prächtigem Epos „Tannhäuser“ klang als Eröffnu
Or
gsfa
Dann folgte Lyrik von Hoffmannsthal, von
und eine Ballade von delle Grazie. Hier hat di
chte
mit der ihr eigenen heftigen Erregung den Zarism
geißelt und mit brennenden Farben den sch#ulichen
des Autokratismus mit dem Nihilismus geschildert.
fand auch Kainz die suggestivsten Schreckenstöne und wi
eine nervös bebende Stimmung, eine echte Milie
Atmosphäre auf die Zuhörer zu übertragen. Rauschendste
Beifall folgte. Nun kam die Prosa. Lauter feine,
einsache, scheinbar lächelnde Sachen. Man weiß, wie i
Schnitzter grausames Leid in glatte, ruhige Kühle zu hüllen üttheilun
versteht, man kennt seine Meisterschaft, die Pointe seiner
Erzählung zur vernichtenden Synthese zu machen. Kain¬
nahm den Plauderton ganz wundervoll leicht und
die tiefere Aenderung de
mpfindens fein durchsch
zu lassen. G
doch scharf char
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liche, gemüthliche Rede
so sicher, als hätte er
de der „entern Gründ““
verlassen. So brachte er auch die Cabinetsstücke unseres
sonnigsten, innigsten Humoristen, die in ihrer anspruchslosen
Hülle tief humoristisch empfundenen Studien von Chiavacci
in schönster Nachempfindung vor. Kainz ist auch als Vor¬
leser ein idealer Interpret des Wortes. Ganz leise nur
accentuirt er seine Persönlichkeit und läßt vor Allem den
Dichter sprechen. Mit intuitivstem Tastgefühl löst er die
Seelenvibrationen der Gestaltungen aus. Beifall ohne Ende
lobnte ihn.
B.Z.

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