II, Theaterstücke 4, (Anatol, 2), Weihnachts-Einkäufe, Seite 2

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4.2. Weihnachtseinkaeufe
Reinnachesehnkueufe


stisch und neuartig gebärden wie sie wollen, mag dieli wir ni
Herz schlägt. Auch Anzengruber ist über unsere Bühne!
terarische Physiognomie des einen der des andern nochich mi
# Jeuillefon.geangen, wenn man auch diesen gewaltigen Dramatiker
so unähnlich sein, es ist Wiener Sonne, die auf sie alle Milan
hier noch lange nicht aus seinen besten Werken kennt.
nanten
scheint und die hat gar ein mildes, verklärendes, versöh¬
Und doch ist er, wie sein Freund Rosegger, unter den
„Jung=Wien“ in Zürich.
nendes Licht, das Licht der Schönheit.
österreichischen Dichtern am meisten im stande, beim
jugen
Ein bekannter Wiener Feuilletonist behauptete ein¬
(Zum litterarischen Abend des Lesezirkels Hottingen.)
Schweizer Publikum verwandte Saiten mitklingen zu
mal, wenn das Publikum der berüchtigtesten Wiener
lassen, die Alpen türmen sich als Hintergrund dieser
Wien! Mag man auch hierzulande manchmal das
Schatt
Verbrecherspelunken zu tanzen anfange, sehe es edel und
Dichtungen, schlichtes, starkes Gefühl und ein reiches
Haupt schütteln, wenn von politischen und nationalen
darin
anmutig aus, trotz aller inneren Rohheit. Darum giebt
Innenleben bilden ihren Kern.
Verhältnissen Oesterreichs die Rede ist, dem Zauber, den
gleichsch
es keinen österreichischen Naturalismus im norddeutschen
Der Lesezirkel Hottingen, der den Zürchern
österreichische Kunst und Dichtung auf jeden ausüben,
schwing
Sinne, wird es nie einen geben. Im tiefsten Grunde
vor zwei Jahren Rosegger lebendig und leibhaftig her¬
vermag sich niemand zu entziehen. Es ist ja auch da
Töne
werden dem Schweizer die meisten Erzeugnisse des nord¬
citierte, hat es nun übernommen, Vermittler einer ganz
vieles so anders, so fremdartig! Meist zu üppig, zu
geistst
deutschen Naturalismus unverständlich sein, weil sie auf
neuen, eigenartigen und reizvollen Bekanntschaft zu wer¬
farbenprangend; „luxuriöse Schönheiten“ nannte einmal
Littera
einer hier unfaßbaren Schroffheit der Standesunterschiede
den. „Jung=Wien“, die Elite der modernen Wie¬
ein Engländer die Wienerinnen, und dies Wort gilt auch
stiken,
beruhen. Das tritt in Oesterreich, wie im Süden über¬
ner Poeten, soll uns vorgeführt werden und Marcell
von der schönsten, kokettesten Frau Wiens — der Wiener
haupt, viel mehr zurück, das allgemein menschliche viel
Salzer, ein geistvoller Feuilletonist und congenialer
Muse. Aber die süße, stolze Anmut, wit der sie sich
mehr hervor. „Menschen, Menschen fan mer alle“ heißts
Recitator in einer Person, wird am nächsten Montag
bewegt, der feine Geschmack, mit welchem sie alles Bunte
in einem beliebten Wiener Gassenhauer, und die Durch¬
abend uns mit jener anmutvollen Kraft, die man ihm
zu augerquickender Harmonie ordnet, erobert ihr alle
schmach
führung eines gleichmütigen, oft nur zu nachsichtigen
allerorten nachrühmt, in das neue Wien entrücken, in
Herzen viel schneller, als ihrer steiferen, mageren und
irgend
Humanitätsprinzips läßt den Oesterreichec milde und
die Stadt Hermann Bahrs, Arthur Schnitzlers, Peter
gesellschaftlich gewandteren norddeutschen Schwester. Oft
zu thil
versönlich auch im Verkommensten das rührend Mensch¬
Altenbergs.
wechselt sie das Kleid, bleibt aber immer dasselbe liebe,
liche entdecken. Wern das nun im allgeeinen ein Fehler
Dieses neue litterarische Wien, wie verschieden ist es
verwöhnte, große Kind, das nicht erst, wie es sich ge¬
Progr
sein mag, dem Dichter steht es wohl an. Ist es doch
doch von dem alten! Was haben diese müden, aufgereg¬
bührt, an die Thüre klopft, sondern sie mit frischem
der #l
das schönste Wort, das Gottfried Keller ausgesprochen:
ten, nervenstreichelnden und empfindungsschaukelnden
Lachen aufreißt, ein herziger vertrauter Gast.
wird,
„Selbst der Unhold ist mit einem goldenen Bändchen
Poeten mit Grillparzer, mit Bauernfeld, mit Anzengru¬
Der wienerischsten aller Künste, der Musik, haben
an die Menschheit gefesselt.“
ber zu thun? Suchen sie uns nicht, der eine auf diese,
Wiener Baumeister hier in Zürich das Theater und die
So haben wir denn auch von „Jung Wien“ das
der andere auf jene Weise den modernen Menschen dar¬
Tonhalle erbaut, — besonders letztere trägt lustig und
Schönste zu hoffen, besonders, da es bei uns einen In¬
zustellen, statt altmodischer Ideale, der eine, indem er
prunkvoll ganz den österreichischen Charakter. Und längst
terpreten findet, wie Marcell Salzer. In Bezug
tief in die eigene Brust greift und uns seine geheimsten
auch hielten neben der Wiener Musik und dem Wiener
sucht,
auf Recitatienen ist man ja in Zürich verwöhnt; für die
Seelenschwingungen mitmachen läßt, der andere, indem
Tanz Vertreter österreichischer Dichtung in unserem
Japan
plastische, formende, bildende Poesie unserer großen
er uns alles, was modernes Großstadtleben zu Tage för¬
Theater ihren Einzug. Vor allem der vornehmste, der
schweizerischen Epiker, in deren Lyrik selbst die Empfin=] aber
dert, vor die Augen führt? Doch gemach, ein Gemein¬
ältern Richtung angehörige Grillparzer, unter dessen
klassischem Faltenwurf ein so heißes leidenschaftliches sames ist geblieben! Mögen sich die Jungen so reali= dung sich in keuscher Scham in der Tiefe verbirgt, sodaß i eine ###