II, Theaterstücke 4, (Anatol, 1), Die Frage an das Schicksal, Seite 26

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Nr. 30
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Ausschnitt aus:
Nationalzeitung, Berlin
vom ½ 9%
Lessing=Theater.
e Wien und Berlin sind in den beiden Luftspielen, die am
Sonntag im Lessing=Theater gegeben wurden, als zwei ver¬
schiedene und doch wieder verwandte Welten gegenübergestellt.
Der Gegensatz liegt im Naturell der Autoren, von denen der
Eine aus Süddeutschland, der Andere aus Norddeutschland stammt,
das Gemeinsame in den Stoffen, die sorglos angefangene und
wieder abgebrochene Liebesabenteuer behandeln. Wir befinden
uns dabei auf sittlich bedenklichem Boden, der für das Familien¬
leben eine gefährliche Nachbarschaft bedeutet und doch durch die
stärkste moralische Entrüstung nicht aus der Welt
schaffen ist. Den Nährboden für dergleichen Wirrnisse
in Herzensangelegenheiten bildet die Großstadt mit ihrem ge¬
steigerten Genußleben und Daseinskampf, wodurch die Leiden¬
schaften frühzeitig entfesselt und erst nach geraumer Zeit in einem
geordneten häuslichen Leben beruhigt werden. Die Moral der
guten Gesellschaft kann diese Dinge nicht billigen, pflegt sie
aber auch nicht allzu streug zu verurtheilen, und Sache des
Dichters ist es, sie menschlich zu verstehen und ihnen einen
Schimmer von Poesie abzugeweinnen. Der Wiener Antor, der
zuerst zu Wort kam, ist Arthur Schnitzler, der Verfasser
der „Liebelei“
Sein kreiles Stü—„Frage an das
Schicksal“ befindet sich mit sechs anderen Einaktern in dem
Bändchen „Anatol“, das seinen Autor schnell bekannt machte,
weil er darin mit großer Offenheit und Begabung, ohne ins
Brutale oder Häßliche zu verfallen, die lockern Beziehungen
schilderte, in die ein Lebemann halb absichtlich, halb zufällig
geräth, bevor er sich eine Frau nimmt. Das erwähnte Lust¬
Far
ispielchen ist nicht so drastisch, wie das „Abschiedssouper“.
1(dem wir Pfingsten vorigen Jahres Fräulein Adele Sandrock bei W“.
20ihrem Gastspiel im Theater des Westens den gemüthlichen ar
50Wiener Leichtsinn so drollig verkörpern sahen. Die „Frage!“
„ 100an das Schickjal“ ist für die Bühne ein gar zu winziges; 12.
Ding. Man wird kaum warm, da fällt schon der g der.
Abonn Vorhang und die Pointe selbst ist nicht sonderlich über¬
Abonbraschend. Anatol läßt sich darin durch einen Freund
überreden, seinen Schatz, der aus seiner Vergangenheit gar kein;
Hehl gemacht hat, aber im Uebrigen ein „süßes Mädel“ dar¬ —
stellt, in hypnotischen Schlaf zu versenken und in dem kitzligen
Punkt der Treue auszuforschen. Er bringt die dumme Frage.
aber, trotzdem er sich wiederholt einen Stoß giebt, nicht über
die Lippen und zieht es zum Schluß vor, die Kleine aufzu¬
wecken und durch einen kräftigen Kuß das Problem, das ihn
beschäftigt, weit einfacher zu lösen. „Anatol“ erschien 1893
und ebenso alt ist auch das Lustspiel von Otto Erich Hart¬
leben Erziehung zur Ehe“ dessen drei Aufzüge eine ganz
andere Stimmung in uns hervoreufen. Sein Verfasser ist in
erster Linie Satiriker, der eine Freude daran empfindet, die
Dummheiten der Menschen drollig zu übertreiben und trockene
Moralprediger zu ärgern. Er weiß, daß auch für den tugend¬
stolzen Mann die Stunde kommt, in der ihn seine Würde im
Stich läßt und er gern strancheln möchte, wenn es sich nur,
ohne Aufsehen zu erregen, machen ließe. Heuchlerische Naturen
werden das allerdings nicht zugeben, und gerade auf diese hat
es Hartleben abgesehen. Auf dem Titelblatt seines Stückes
prangt verheißungsvoll die Aufschrift „In philistros!“, wie
Schiller seinen „Räubern“, sein „In tyrannos!“ vor¬
setzte. Der Spaß beginnt bei Hartleben also schon, bevor
das Stück anfängt. Er will der sogenannten bürgerlichen
Gesittung ein Mal gründlich heimleuchten und ihre Schwächen
und Albernheiten enthüllen. Die jungen Männer, die heirathen
sollen, sind nach seiner Meinung entweder zu unbemittelt, um
es zu können oder ihre Bräute so schreckliche Gänschen, daß die
zukünftigen Familienväter uns schon bei der Verlobung von
Herzen leid thun. In Berlin, denkt vermuthlich der Dichter,
wird ja Alles ironisirt, warum sollte das Glück am häuslichen