II, Theaterstücke 4, (Anatol, 1), Die Frage an das Schicksal, Seite 74

Frage an das Schicksal
4.1. Die #e. chenauz box 7/4
Telepnon 12.801.
„OBSERVER“
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt ausauinkeits Weltblatt. Wier
vom:
·S 3 1910
ausp.
Telephon 12.801.
Carl=Theater. Die Matineen der „Concordia“ sinz
ene längst gewürdigte Spezialität im Theaterlebet
unserer Stadt und es darf daher nicht wundernehmenk
„OBSERVER“
daß auch gestern nachmittags — trotz des lockenden
Lenzwetters — das Carl=Theater bis aufs letzte Plätzchen
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
ausverkauft war. Versprach ja auch diesmal das Programm
Wien, I., Concordiaplatz 4.
eine Reihe von seltenen Genüssen. Den Anfang machte
Vertretungen
„Die Frage an das Schicksal“ aus dem leidr
in Berlin, Basel, Budapes:, Chicago, Cleveland, Christiania,
so selten gespielten „Anatol“=Zuklus von Schni##es
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
in einer Inszeuierung der „Neuen Wiener Bühne“ mit
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, S ockholm, St. Peters-
den Herren Charlé und Ziegler und Fräulein
burg, Toronto.
„Wallentin als liebes, herziges, „süßes Mädel“. Man
(Qusllenangabe ohne Gewähr).
kennt ja den Inhalt: Anatol zweifelt an der Treu seiner
Ausschnitt aus:
Cora, er hynnotiüiert sie und nun muß sie ihm auf jede
IIlustrirte Kronen-Zeitung, Wien
Frage die Wahrheit agen, Avel die rabe Kra#eob
sie ihm treu sei, die stellt er jetzt lieber doch nicht. Eine
vom:
—3 S 1310
Satire mit der tieferen Bedeutung, daß im Menschen
seine Illusionen lieber sind als die nüchterne Wahrheit.

Die Weisheit eines Skeptikers. — Daran schlöß sic eine
Theater und Kunst.
Erstaufführung: „Venus im Grünen“, ein Fast¬
(Carltheater.) Am Sonntag gab es im Carl¬
nachtspiel. Giannino steht vor dem Schloß der geliebten
theater eine von der „Concordia“ veranstaltete Gala¬
Viola. In Lumpen! Denn Räuber haben ihn eben bis
matinee mit exquisitem Programm. Zuerst: eine Auf¬
aufs Hemd ausgeplündert. Fierrabras, ein ritterlicher
führung von Schnitzlers Anatole=Einakter „Die Frage
Straßenräuber, weiß aber Rat: Ballgäste, die vorüber
an das Schicksal“ in der wohl abgestimmten Dar¬
kommen, müssen die nötigen Kleider „liefern“. Der
stellung durch Fräulein Wallentin und die Herrn
Zufall (vieser deus ex mechine aller Operetten) fügt es,
Charlé und Ziegler von der Neuen Wiener Bühne.
daß die ausgesuchten Opfer gerade Viola und ihre Zofe
Hierauf eine Oscar Straus= Première: „Venus
sind und im Walzerschritt zieht das Quartett schließlich
im Grünen“. Man hat das Stückchen, in welchem
ins Schloß hinein. Durch die ansprechende, melod öse
ein ausgeraubter Liebhaber zum Räuber an seiner¬
Musik, die Oskar Straus dazu geschrieben hat, ist
Braut wird, seinerzeit im Deutschen Volkstheater ge¬
Lothars Poss nspiel, das vor zwei Jahren im
spielt. Jetzt bildet derselbe Scherz die Textunterlage zu
Deutschen Volkstheater nur eine pikante Entkleidungs¬
szene mit Frl. Marberg rettete, jetzt eine ganz lustige
einer netten, wenn auch nicht besonders erfindungsreichen
Operette geworden. Herr Richard Waldemar war
Musik. Die Damen Zwerenz und Keplinger so¬
auch ein richtiger Operettenräuber, Max Rohr ein
wie die Herren Rohr und Waldemar sangen und
prächtiger Liebhaber und die Damen Zwerenz und
spielten in bester Laune. Den Schluß der Vorstellung

Keplinger waren voll ausgelassenen Humors und
machte die Auffuhrung des Altwiener Singspieles
freuten sich sichtlich des übermütig=losen Liebrettos, das
„Brüderlein fein“ von Leo Fall in einer Elite¬
ihrem Temperament keine Zügel anlegte. — Zum Schluß
besetzung. Girardi, Mizzi Günther und Gerda
kam dann die Biedermeier=Operette „Brüderlein
Walde bestritten in meisterhafter Art die Darstellung.
fein“ von Leo Fall (der wie Oskar Straus per¬
Dieselbe Vorsiellung wird auf vielfaches Verlangen
sönlich dirigierte). Das reizende Singspiel von den
am 20. d. nachmittags im Carltheater wiederholt
Alt=Wiener Kapellmeister Drechsler (daß ihm die
werden.
Komposition von „Brüderlein fein“ zugeschrieben wirh,
ist freilich licentie poetice) und seiner Gattin, denen der
Genins der Jugend (Fräulein Gerda Walde) an
ihrem vierzigsten Hochzeitstag noch einmal das füße
Glück der ersten Stunden ihrer Ehe im Traum vor¬
zaubert, ist zwar Repertoierestück der „Hölle“, aber nicht
alle Tage hört man Girardi und Günther zu¬
sammen das reizende Duett „Unter dem Lindenbaum“
singen, nicht alle Tage sieht man sie den lieben an¬
heimelnden Alt=Wiener Walzer tanzen, der so gefiel,
daß ihn das Publikum ein zweites Mal verlangte und
wohl auch noch gern ein drittes Mal „gesehen hätte.
Zum Schluß gab es dann Blumen ud „Kränze in
großer Menge und vielen Beifall. 144—m