II, Theaterstücke 3, Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen, Seite 21

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Das Maerchen
3. Das Adeichen

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ltung der] Man versichert, daß die Mitglieder der Rechten und der durch die angebliche Fahrlässigkeit der gemäßigten Con¬
Linken des Hauses sich in den letzten Tagen genähert haben, servativen in höchster Gefahr glaubt. Das Organ
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Ale trifft und
I das andere an, aber keines wird gehalten. Da ist das Stück
daß die Bühne überhaupt keine andere Psychologie vertragen
age in einer
von den Gefallenen, mit dem Thema der Denise“ und der
kann. Einige Franzosen, Henri Becque, Lavedan und Porto¬
, weil es gegen
„Vergini“ Dann das Stück jenes Zwistes von Verstand
Riche, suchen sie jetzt eifrig, und man muß erst warten, ob
nge, pedantische
und Gefühl, das auch ich einmal, im Sturme der ersten
es, wie es ihnen gelingt. Aber man versteht doch gleich, daß
Bühne braucht
Jugend, mit meinen „neuen Menschen“ versuchte. Aber
sie nicht leicht auf den üblichen Hörer wirken, der mit anderen
ß gleich in die
plötzlich ein drittes Stück, wie kleine Nervositäten große
Hoffnungen kommt. Er ist anders gedrillt. So können sie ihn
sie gezwungen
Leidenschaft verstören. Und ein viertes, ob man denn über¬
nicht treffen. Sie wollen den ganzen Umfang, den ganzen
ln. Wenn er
haupt, auch wenn sie Tugend hätte, eine Schauspielerin
Inhalt und alle bunte Fülle einer Seele geben. Er ist
weil er dann
lieben darf und die kitzliche Ehre des Liebenden sich je in
gewohnt, daß Alles immer nur der Handlung, dem Gange
t der Fluß ge
die Sitten dieses Gewerbes schickt. Vier Stücke so in drei
der Fabel dienen soll. Sie bringen Alles, was im Charakter
ötzlich wenden,
Acten, eines in das andere verkapselt, wie im Leben, das
ist, ohne Wahl und Sichtung. Er ist gewohnt, daß nichts
n rechnen soll,
auch nirgends ein Thema allein, sondern immer bunte
gebracht wird, was nicht den Lauf der Scenen treibt.
Er traut nicht
Wechsel verhandelt. Aber diese unpräparirte, in Wust ver¬
Ihnen gilt es die ganze, volle Wahrheit ohne Rest und
zweites Mal
wurzelte und volle Wahrheit, die noch ihre dunkle Erde an
Makel. Ihm gilt es rasche, reiche und verschlungene Fabel.
im dritten
den Knollen trägt, mag der Hörer nicht, der in den alten
So kann er sie nicht verstehen, und sie können ihn nicht
jetzt das Stück,
Sitten der Bühne auf reinliche, aus aller Nachbarschaft
winnen. Er deutet ihre Zeichen falsch und wird irre. Was
verlachen, als
gelöste und logisch geordnete Stoffe erzogen ist.
auf der Bühne geschieht, verzeichnet er und denkt: „Aha,
ozzeln“ wollte.
Und noch nicht genug. Da ist noch mehr, den Hörer
das muß man sich merken — das soll offenbar auf eine
der Dichter soll
erst recht zu ängstigen und klemmen. Das geschieht durch
Wendung deuten, die später kommen wird!“ Und er wird
wird er ihm
seine Weise von Psychologie.
verführt und wartet jetzt und wartet umsonst, verdrießlich,
nicht möglich,
wenn dann nichts mehr folgt, weil sie ja nicht, wie er meint,
Psychologie ist auf der Bühne nicht neu. Alle echte
hon gar nicht,
die Mittel der nächsten Wirkungen rüsten, sondern blos, was
Komödie, von Beaumarchais und Diderot über Molière und
ng und Dünkel
er nicht gewohnt ist, ganze Menschen mit allen Noten geben
Shakespeare bis Plautus und Terenz, lebt von ihr. Nur ist
läßt er si
wollen. So kennt er sich schließlich gar nicht mehr aus,
sie da freilich dramatische Psychologie. Sie bringt blos, was
et wurde, so
was denn das Alles überhaupt soll, und zürnt dem Dichter,
dramatisch treiben kann. Sie verzichtet, den ganzen Menschen
gibt er nicht
daß er kein Kadelburg ist. Es mag noch eine gute Weile
zu geben. Sie holt aus seiner Seele, was der Handlung
ird verhandelt,
brauchen, bis diese zögernde Gewohnheit der trägen Hörer
dient. Sie nimmt ihn nicht in seiner Fülle, wie er wird
Nun stellt
durch verwegene Neuerung gebrochen und erzogen wird.
und wächst, versagt und erstarkt und in jedem Schicksale
und theilt seine
Diese Dinge schwächen die Wirkung des Stückes. Es
#er sich selber wechselt. Sie wählt ein einzelnes Stück, das ihrer Fabel
ist nicht etwa ein untheatralisches Werk der reinen Literatur
eben paßt. Die Fabel braucht etwa Liebe. Da ist es klar,
ittlich verlangt. 1
so ein künstlerisches Buch, das auf der Bühne versagt.
daß im Leben ein Liebender immer doch nebenbei auch noch
muß im Hörer
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hat theatralische Kräfte. Aber es übt sie in einer
was Anderes ist. Die Liebe schöpft seine Seele nicht aus.
nüssen bringen,
fremden, ungewohnten neuen Art, die die lieben alten
Der Liebende kann ein Spötter und kann sentimental, ein
treffen. Das
Sitten stört und eine andere Bildung der Hörer verlangt.
Träumer oder thätig, wild oder besonnen sein. Die Liebe
Es sucht seine eigenen Zeichen, das öde Einerlei zu brechen
ist nur ein Stück; daneben hat seine Seele noch Anderes.
und kühne Formen zu gewinnen. Es ist ein tapferes
erischen Werthe
Aber dramatische Psychologie kümmert das nicht. Diesen Rest
Experiment. Wer eine Verjüngung der Bühne wünscht, muß
mag sie nicht zeigen. Sie zeigt von dem Liebenden nichts
vas der gute,
es dankbar grüßen und seine Fehler sogar lieben, weil sie
r theatralischen
als die Liebe und zeigt auch von der Liebe wieder nur, was
die Mühe des Nächsten kürzen. Wer freilich an der Schablone
Es hat keine
dem scenischen Verlaufe hilft. So ist es der Brauch der
klebt und keinen Wechsel der Schönheit duldet, verdient es
Psychologie auf der Bühne.
Gefühle um sich
aar nicht. So scheidet es im Parterre die Böcke von den
er ein Stück um
Ich möchte nun deßwegen noch nicht gleich behaupten, Schafen.