II, Theaterstücke 1, Das Abenteuer seines Lebens. Ein einaktiges Lustspiel, Seite 2

Drauas
II. S
Abenteuer seines Lebens
1. Das

Theater- und Kunstnachrichlentiene
gelegt
Josefstädter Theater. Interessanter als die
ie be
erste gestaltete sich die vorgestern stattgehabte zweite
D
der vom Professor Leo Friedrich im Josefstädter
Geschr
Theater, unter der etwas nebelhaften Bezeichnung „Gast¬
Kerk
spiel“, arrangirten Zöglingsvorstellungen. Sie brachte
neben manchen fragwürdigen schauspielerischen Erstlings¬
gaben ein durchaus nicht problematisches schriftstelleri¬
Petn
sches Debut. Nicht problematisch, weil das einaktige
Brosch
Lustspiel „Das Abenteuer seines Lebens“ von Arthur
Brief
Schnitzler
entschiedenes Zeugniß ablegte für Lieute
Ursprünglichkeit, gewandte Dialogführung und eine
Haup
sein durchgeistigte Beobachtungsgabe des jungen
Eigen
Autors. Gerade die etwas gewagte Wahl des Stoffes Affair
und dessen nicht minder gewagte Behandlung lassen Schrif
eben diese Talente wirksam hervortreten und
wahre
den Zuschauer die Bedenklichkeit von Situa¬
und d
tionen vergessen, für die unser heimisches Publi¬
kum trotz Zola und Ibsen noch nicht genügend
gerich
trainirt ist. Die Franzosen pflegen ihre Ehebruchs¬
sprach
Kandidatinnen, wenigstens im letzten Augenblicke, aus
Schlu
der Noth eine Tugend machen zu lassen, aber die dieses
„Gabriele“ des Schnitzler'schen Lustsviels, welche zu Dr. 3
einem Stelldichein in die Mansarde Anatol's hinauf= vor d
gestiegen ist, macht aus der Tugend eine Noth, sie steigt Lan
die fünf Stockwerke zur ehelichen Treue wieder hinab,
des C
irgerlich darüber, daß sie den Weg — umsonst gemacht
Pet
hat. Der Vorhang fällt über ein Ausrufzeichen, wo er
im schlimmsten Falle — über ein Fragezeichen fallen
richts
dürfte. In der dem Autor als Arzt geläusigen diagnosti¬
schen Form müßte das Urtheil über das Erstlingslind
seiner Muse also lauten: Lebensfähig, geistig sehr gut
pres
entwickelt, aber dramatisch etwas anämisch; spricht für einen
Rudr
gesunden Vater, von dem noch eine kräftige Bühnen=Gene¬
gerick
ration zu erwarten ist. Während auf diese Weise Schnitzler
wort
eine Zukunft vor sich hat, hat die zweite der Lustspiel¬
schne
Novitäten ihre Zukunft bereits hinter sich. Denn „Unser
Patient“ von C. Groß greift in der Erfindung zurück
Gesd
von Moser=Schönthan bis auf Kozebue, allerdings in
befar
das ungarisch=deutsche Idiom übersetzt. Jedenfalls ver
man:
fügt der Verfasser über eine sehr schätzenswerthe
gena
Bühnenroutine. Er weiß, worüber man lacht, weit besser
wohr
als einzelne der „gastirenden“ Darsteller, die sonst wohl
Dam
schult
mit ihrem „Gastspiel“, noch ein wenig gewartet hätten.
fruch
Einige von diesen haben unleugbares Talent. Vor Allen
Fräulein Leefeld, dann die Damen Scholz und
Mah
Görner und die Herren Limley und Lutz und
im 2
Weit
wenn er bei Herrn Krastel nicht nur Stimm=, sondern
auch Kleidungsstudien macht
— auch Herr Hartner.
Mal
Die meisten der übrigen Debutanten zerfallen vorläufig
er b.
in zwei Kategorien: In solche, aus welchen nichts mehr,
und in solche, aus welchen wohl Alles werden kann
Blu¬
man
weil sie bis jetzt — gar nichts sind.
Bz.
und
In der jüngsten Vorstellung der Overn¬
hielten sich die Herren Giampietro und Greißneggel,
sowie die Damen Hausner, Berg und Freisinger.
K
(Theater in der Josefstadt.) Zwei Abende der vergan¬
4
genen Woche öffneten sich die Pforten dieses bereits den Sommerschlaf

pflegenden Theaters, um den Schülerinnen und Schülern des Herrn
„9
Leo Friedrich Gelegenheit zu geben, von ihrem Können und ihren
un
Fortschritten Zeugniß abzulegen. In einer Reihe dramatischer Kleinig¬
2
keiten, die vom Totiser Theaterchen des Grafen Eszterhazy in den
Rahmen dieser Bühne übertragen wurden, und aus denen wir besonders
„E
geschriebenes Lustspielchen „Das Abenteuer seines Lebens“ hervorheben
wel
möchten, lernten wir in den Damen: Görner, Leefeld. Meißner
„C
Morini, Ranzoni, Tomschik und Vian, wie in den Herren:
Limlay und Lutz Talente kennen, die zweifellos ihren Weg auf
Du
den wel bedeutenden Brettern machen werden. Ein Frl. Rüders
Ka
declamirte mit Empfindung und Sicherheit Mautner's „Eine Mutter
schl
vor Gericht.“ In Opernbruchstücken versuchten sich die Frls. Mizzi
Engel, Elitzer, Romano und Tomschik mit Geschick und
5
Glück. Prof. Friedrich's Pantomime „Der Pascha“ gab viel zu lachen.
TDaT
box 7/1
„ Mlluchigen, and
letztere müßten sich vom christlichen Geiste leiten lassen und
ihre Pflicht eifrig und prompt erfüllen.
München, 13. Mai. Der Prinz=Regent ist heute
um 8 Uhr 35 Minuten Abends incognito zum Besuche seiner
Schwester nach Wien abgereist.
Rom, 13. Mai. Der Deputirte Toracca, Heraus¬
geber des Journals Opinione, veröffentlichte heute eine
Broschüre unter dem Titel: „Neutralität oder
Allianz?“ Der Verfasser prüft diese Frage aus¬
schließlich vom Standpunkte der italienischen Interessen, gibt
einen bis zum Jahre 1878 hinaufreichenden Ueberblick über
die Entstehung von Allianzen und gelangt zu der Anschauung, daß
der größte Theil jener Gründe, welche für die Allianz
Italiens mit Oesterreich=Ungarn und Deutsch¬
land sprachen, noch fortbestehen. Der Autor weist
schließlich nach, daß die Rückkehr zur Neutralität keine
Lösung der von ihm behandelten Frage wäre, und deutet
die Unzukömmlichkeiten an, die aus der Neutralität ent¬
+s0. —
Schmitt.
Gn
Den zweiten Abend füllten neben der Wiederholung der Abf.
Pantomime vor allem drei allerliebste Einacter und eine hahn
Seene aus der Lortzing'schen Oper „Der Waffenschmied“, durch
In „Nord und Süd“, eine Causerie, die uns eine Süd- der##
amerikanerin und eine Russin im Kampfe um den gemeinsam; Secti
Herrei
geliebten Mann zeigt, erwies sich Frl. Seefeld als eine
Kel
überaus begabte Darstellerin, der bei einigem Fleiße Erfolge
Josef
nicht ausbleiben können. Frl. Ranzoni, uns schon von
Auße
ihrem früherem Auftreten her bekannt, rechtfertigte das damals
Preß
über sie gefällte Urtheil in jeder Hinsicht. Eine in jedem
Elsba
Detail fesselnde äußere Erscheinung, und echtes wirkliches
Kron
8 Uh
Theaterblut, temperamentvolles, jeder Nuance der Rolle gerecht
werdendes natürliches Spiel und das sichere Auftreten zeichnen
Den
sie vor ihren Colleginnen, denen doch noch dies oder jenes
Wett
abgeht, vortheilhaft aus und lassen sie entschieden als eine
sind,
der besten der uns vorgeführten Damen erscheinen.
zu w
Das Lustspiel „Das Abenteuer seines Lebens“ führt
zwei
uns in die Mansarde des Schriftstellers Anatol (Herr[Tüt
Hartner), der sich mit Zuhilfenahme der reizenden Cora dreien
Class
(Frl. Meißner), einer Putzmacherin, eine Wirthschaft ein¬
führi
gerichtet hat, wie man sie im Quartier latin so häufig findet.
kamp
Er hat sich durchaus nicht über seine Geliebte zu beklagen,
um e
aber auf der Suche nach dem „Abenteuer seines Lebens“
neue
findet er die schöne Gabriele (Frl. Ranzoni), die, ob¬
Athle
wohl verheiratet, ihn dennoch in seiner Mansarde auf¬
Da

sucht, unglückseligerweise aber zu einer Zeit, wo er g#### #rba
gemeinsam mit Cora und einem Freunde soupifl Cora als beson
—feisurnz dieses Zufemontreffens
Gabriele von Anatole nicht### wollen, so daß er sende
sich gezwungen sieht, in neuer Liebe das Abenteuer seineseiner
Lebens zu suchen. Frl. Meißner bot mit ihrer natür geac
lichen, von jeder Uebertreibung freien Darstellung dei
Cora eine Leistung, die zu den besten Hoffnungen fü Die
die junge, sich für das Naivenfach qualificirende Dam Say
berechtigt. Auch Fräulein Ranzoni entledigte sickkan
jahl
ihrer Aufgabe mit anerkennenswerthem Geschick, währenh,
die Träger der beiden männlichen Rollen, die Herrigs
Hartner und Baumann trotz sichtlicher Begabunt,
sich noch nicht recht heimisch auf der Bühne fühlen. Die
einactige Lustspiel von C. Groß „Unser Patient“, enthe,
eine Reihe geschickt aufgebauter, komischer Scenen und
den Damen Görner und Scholz, insbesondere as
den Herren Lutz und Limlay reichliche Gelegenheit,ul
schauspielerisches Talent zu beweisen. Der Schwank wiul
viel belacht, ein günstiges Zeichen für Autor und Darsteg,
In der Scene aus „Der Waffenschmied“ kamen der sch
Verantwortlicher Schr