III, Einakter 9, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Literatur, Seite 19

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wie in den „Bajazzi". In der ersten Beziehung ermangelt der Dich= Weibes den Buhlen gehen. Lionardo fleht Remigio in höchster Qual
ter der großen historischen Intuition, kommt über eine von wunder= des sich entehrt fühlenden erst um den Tod und bedroht, als jener
stumm bleibt, in jähem Umschlag des Gefühls ihn selbst mit dem
vollen Zyuismen durchsetzte „Nach uns die Sintflut“=Stimmung
Tode. In Angst um des Gatten Leben beweist Paola zum zweiten
nicht hinaus, wie sie Karl Hans Bartsch in seinem neuen Novellen¬
Mal den Mut der Katastrophe, der des Weibes Erbteil ist, und sticht
buch „Vom sterbenden Rokoko“ und andere wohl tiefer
Lionardo nieder. Wie st. dann in unbewegter Stellung gleich einer
In psychologischer Hinsicht gibt er aber sein
haben.
erfaßt
Statue auf den ermordeten Jüngling starrt, geht in Remigio die
des Anatol=Dichters
Bestes. Wir suchen, selbst in Zweifeln hin= und herge¬
schöpferische Ahnung eines neuen Kunstwerks auf, die irdische Welt
h Einheit der Per¬
worfen, die Grenze zwischen Spiel und Leben, wenn der Schau¬
mitsamt der ungetreuen Gattin versinkt vor ihm und er greift zu
konnte man keine
spieler Henri, seit 24 Stunden Gatte der Schauspielerin Leocadie,
Pinsel und Palette, um „die Frau mit dem Dolche“ zu malen. ...
Sonnabend. Frei¬
die eine Dirnennatur ist wie alle Frauen des Stücks bis herauf zur
Die Bühne erhellt sich. Pauline erwacht aus ihrem Traum, der ihr
nicht sein Reisstes
Marquise von Lansac, um die Angebetete schwärmt, rast und mordet.
den Künstlergatten gezeigt hat, wie er sein Weib seiner Kunst opfert —
iller Stunden, in
Herr Brock bot gerade in dem Uebergang vom Komödianten zum
und sie ruft Leonhard mit jähem Entschluß zu: Ich komme!
Eneue Gedankenkreise
fühlenden Menschen eine ungemein fesselnde Leistung und einen
Die Darstellung durch Frl. Hellwig und die Herren Ehrle und
wischen den Zeilen
kleinen Beitrag zu Hermann Bahrs Ausführungen über die Psycho¬
Brock zeugte von Verständnis und Eiser, ohne allerdings den „Hauch,
beginnt. Der Dra¬
logie des Schauspielers. Gleich an zweiter Stelle steht die Marquise
den Duft, der über den Dingen liegt“ ganz treffen zu können. Die
n Wucht und Ein¬
Séverine, die, nicht so sittenstreng wie ihr Name, vielmehr eine
Regie von Herrn Jürgens stand wie immer auf der Höhe. Das
m nächsten Augen¬
„grande amoureuse“ und dabei eine geistvolle Zynikerin ist. Hier
Publikum, das hier etwas zurückhaltend und befremdet war, zeigte
in Sonnabend wohl
konnte Frl. Schertoff alle Vorzüge ihres starken Talents ungehemmt
im übrigen eine ungemein herzliche Beifallsfreudigkeit.
entfalten und eine prachtvolle Figur schaffen. Aus dem Gewimmel
i. V.: Dr. Felix Borchardt.
Einaktern eine klare
der übrigen Stammgäste, die sich am Abend des Bastillesturms im
Frauenseele und der
„grünen Kakadn“ ersammeln, seien nur noch der revolutionär ge¬
eraments, das sich
sinnte Wirt Prospere des Herrn Spannaus und der naive wirk¬
selten in glitzernder
liche Verbrecher des Herrn Remanoff hervorgehoben, aller übrigen,
kundlicher Skeptiker,
die zum brillanten Gelingen nach besten Kräften beitrugen, sei nur
den, der mit seinem
ehrenvoll gedacht.
feblinge, die Frauen
„Die Frau mit dem Dolch“ ist vielfach unverstanden ge¬
Schwächen entlarven
blieben, was nicht wundernehmen kann. Hier ringt Schnitzler mit dem
hen aus den Hinter¬
Höchsten, ohne es bezwingen zu können. „Die Frau mit dem Dolch“
mag. „Literatur“
ist ein altes Florentiner Bild auf Leinwand, aber Schnitzler hat
Stimmungsbild von
dessen geheimnisvollen Sinn, den es ihn zu entschleiern reizte, nicht
Eme und korrekter
zu einem konkreten geistigen Bilde gestalten können. Es ist eine
nervöse eitle Mann
Skizze geblieben, die nur den Wert eines Experiments hat, freilich
Schnitzler verteilt
eines nach außen wie nach innen ungeheuer interessanten Experiments.
die Frau das „Weib¬
Der junge Leonhard und Pauline, die junge Frau eines gefeierten
der Belletristik herum¬
Dichters, stehen vor dem Bilde, das eine junge Frau vorstellt, die
k doch von einer ent¬
ihren Liebhaber getötet hat. Die Frau ähnelt im Ausdruck des
keine Kontinuität in
Antlitzes Paulinen. Leonhard fleht die junge Frau um ein Stell¬
der „schönen Meg“
dichein, um Erhörung seiner Liebe, da ihr Gatte im Hochmut des
Mann nur begraben
großen Kunstlers und Meisters in ihr doch nur ein Geschöpf sehe,
andlung sei hier ver¬
das seiner künstlerischen Inspirtion dienen müsse. Die phantastische
den Flügelstaub ab¬
junge Frau träumt sich nun selbst in die Situation und die Zeit des
Tüchtigkeit etwas In¬
Bildes hinein, wobei unter dem Geläute der Mittagsglocken bei ver¬
Rängen nur schwer
dunkelter Bühne die Szenenverwandlung vor sich geht, die aus dem
ar wohl auch mehr
Traum ein Leben macht. Sie ist Paola, die Gattin des großen Malers
beschmack des Wiener
Remigio zur Zeit der Renaissance. In A#wesenheit des Gatten hat sie einem
was zu norddeutsch,
jungen Fant Lionardo ihre Gunst geschenkt. Ein Akt körperlicher Leiden¬
von dem Typ eines
schaft, an dem ihre Seele keinen Anteil hat, der ausgelöscht ist mit dem
Morgengrauen, da ihre wache Seele Remigio gehört. Aber Lionardo
ner Pariser Künstler¬
will nicht so fortgejagt werden. Er droht und reizt Paola, erst mir
ollen der Revolution
jeinem Selbstmord, dann mit der Enthüllung ihres Fehltritts. Da
ublikums Verbrecher
kehrt Remigio unerwartet zurück. Und aufs höchste erregt durch den
Angelpunkte, einen
Vorwurf der Feigheit in Lionardos Drohungen empfängt Paola ihren
d der Zeitgeist be¬
n Spiel und Leben, Gatten mit dem Gestigenie Dieter heimt in kalter Verackaume seines