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8. Die letzten Masken
—
verstärkt, sich selbst steigernd. Hier ließ man die Dichtung
5# Feuilleton. e
der Theaterbequemlichkeit zu liebe fallen und, vielleicht weil
sie am dankbarsten und leichtesten zu spielen sind, hatte
Neues Theater.
man sich das dritte und vierte Stück herausgesucht. So gab
man ex abrupto die „Letzten Masken“;
Die letzten Masken.
Literatur. — Der Dieb. — Der
sie fallen
angesichts des Todes. Ins Spital an sein Sterbelager
gemütliche Kommissär.“
läßt ein Armer und Elender den einstigen Freund rufen.
Der Abend (Samstag), im „Neuen Theater“ der zu
Er ist in journalistischer' Frohn verkümmert; den an¬
besserer und guter Unterhaltung zusammengestellt war, be¬
deren sonnt leichtlich errungener Schriftstellerruhm. Drum
gann mit einem Einakter von Schnitzler. Schnitzler hat in
haßt ihn der Todkranke; daß er ihn hassen, verachten darf,
der Wienerstadt, in einer engen, liebewarmen Welt vir¬
will er dem Glücklichen sagen. Wie er das sagen will,
tuos begonnen. Anmut umso bestrickender als sie nicht
„probt“ er erst mit einem Gefährten, dem schwindsüchtigen
ein der Art unserer Schriftsteller liegt, und die süße Melan¬
Komiker, dem Nachbarn in der Spital= und bald in der To¬
cholie der Wollust wie das Bourget nennt, lebte und webte
tenkammer. Als der Schriftsteller kommt und von seinen
in seinen Theaterskizzen. Die „Liebelei“ war von dem
platten, kleinen Kümmernissen und Aengsten spricht, da fällt
Schlag, doch schon Aus= und Einblick in tiefere Menschlich¬
vor dem brechenden Auge des Anderen die Maske und er
keit. Von den „Anatol“stücken, die mit so viel Charme und kul¬
sieht die armselige Menschlichkeit, die am Leben zu grunde
tivierter Sinnlichkeit vom Menschen= und Liebesleben kon¬
geht, am Erfolg oder Mißerfolg, im leeren Glanz oder in
versieren, befreite er sich in dem großen Auflachen des
dunkler Kammer. Er stirbt. Aber der Schauspieler treibt
„Reigens“, der „das meiste über das meiste sagt.“ In
seine Studien im Spital weiter und der Schriftsteller fand
dem „Grünen Kakadu“ und den dazu gehörigen zwei Akten,
den Besuch interessant. Die tiefste Seelenbewegung hat
die ja hier auch gegeben worden sind, hatte Schnitzler schon
Schnitzler in die Handlung gedichtet und um die Tragik pein¬
eine größere Welt gewonnen, mit gereifter Kraft und
licher Erdenreste spielt überlegener Humor. Herr Eckel¬
großen, zukunftsträchtigen Willen, zog er vom verschleier¬
mann traf den Journalisten im Charakter, Herr Kal¬
ten Bild den geheimnisvollen „Schleier der Beatrice“; dies
lenberger versuchte sich an der tragikomischen Figur
Schauspiel von Weibeswelt= und =Räthsel scheint unserer
des Schauspielers mit halbem Gelingen, Herr Jaco bi
Bühne von ihrer Leitung nicht beschieden, wenn es auch die
hatte für den Schriftsteller und Phraseur einen passenden,
Aufführung so wohl verdiente, als die letzten Werke Su¬
und gezierten Ton. Tieferen Eindrucks fähig war die Dar¬
dermanns, des Theatertemperaments, und auch Hauptmanns,
stellung nicht, deren Intimität auch in dem Saale gar
—des Fein= und Vielseitigen. Neben ihnen steht, immer Künst=] leicht vergeht.
ler und oft Dichter, Schnitzler; das Problem seinereige
u S
nen Art und Genessen zu deuten. hat ihn gereist und die
„Lebendigen Stunden“
eschaff
In dem ersten
Stück, von dem die vier Einakter den sie begreifenden Na¬
men haben, sagt ein junger Dichter: „Lebendige Stunden“?
Sie leben doch nicht länger, als der Letzte
r sich ihrer
B#r
#tt. Es, ist nicht der schlechteste Beruf, solchen Stun¬
Dauer zu verleihen, über ihre Zeule hmaus
ist der schwerste. Denn der Künstler der die fliehende Stundt
„für ewig belebt, lebt die Stunde nicht. Er beobachtet sie,
und das Leben wird ihm zum Probtem, Objekt, O#
Kunist
Dies
der
ragik des Künstlerseins vereins
vier Einakter Schnitzlers zu einem Drama. Zuerst ##
These aufgestellt und recht verständlich genmicht; dann wir
geze
##, der das Leben zu meister
meint, ihm entfremdet und sein Herr wird, und der keine
schwache ihm unterliegt. Und weil, wie Stockmann jagt, a#f
gemeine Wahrheiten nie länger existieren als zwanzig un
dreißig Jahre, so repetiert das Schlußspiel seines Dichter
Kunstauffassung mit recht vergnüglicher Ironie den ein
Ernst parodieren in einer aktuellen Satire. Die Ein#e
(Lebendige Stunden Die Frau mit dem Dolche, Die letzre
Masken, Literatur.) sind vom Dichter aneinandergeschlosse
und wachsen an einander durch den gemeinsamen Sinze
8. Die letzten Masken
—
verstärkt, sich selbst steigernd. Hier ließ man die Dichtung
5# Feuilleton. e
der Theaterbequemlichkeit zu liebe fallen und, vielleicht weil
sie am dankbarsten und leichtesten zu spielen sind, hatte
Neues Theater.
man sich das dritte und vierte Stück herausgesucht. So gab
man ex abrupto die „Letzten Masken“;
Die letzten Masken.
Literatur. — Der Dieb. — Der
sie fallen
angesichts des Todes. Ins Spital an sein Sterbelager
gemütliche Kommissär.“
läßt ein Armer und Elender den einstigen Freund rufen.
Der Abend (Samstag), im „Neuen Theater“ der zu
Er ist in journalistischer' Frohn verkümmert; den an¬
besserer und guter Unterhaltung zusammengestellt war, be¬
deren sonnt leichtlich errungener Schriftstellerruhm. Drum
gann mit einem Einakter von Schnitzler. Schnitzler hat in
haßt ihn der Todkranke; daß er ihn hassen, verachten darf,
der Wienerstadt, in einer engen, liebewarmen Welt vir¬
will er dem Glücklichen sagen. Wie er das sagen will,
tuos begonnen. Anmut umso bestrickender als sie nicht
„probt“ er erst mit einem Gefährten, dem schwindsüchtigen
ein der Art unserer Schriftsteller liegt, und die süße Melan¬
Komiker, dem Nachbarn in der Spital= und bald in der To¬
cholie der Wollust wie das Bourget nennt, lebte und webte
tenkammer. Als der Schriftsteller kommt und von seinen
in seinen Theaterskizzen. Die „Liebelei“ war von dem
platten, kleinen Kümmernissen und Aengsten spricht, da fällt
Schlag, doch schon Aus= und Einblick in tiefere Menschlich¬
vor dem brechenden Auge des Anderen die Maske und er
keit. Von den „Anatol“stücken, die mit so viel Charme und kul¬
sieht die armselige Menschlichkeit, die am Leben zu grunde
tivierter Sinnlichkeit vom Menschen= und Liebesleben kon¬
geht, am Erfolg oder Mißerfolg, im leeren Glanz oder in
versieren, befreite er sich in dem großen Auflachen des
dunkler Kammer. Er stirbt. Aber der Schauspieler treibt
„Reigens“, der „das meiste über das meiste sagt.“ In
seine Studien im Spital weiter und der Schriftsteller fand
dem „Grünen Kakadu“ und den dazu gehörigen zwei Akten,
den Besuch interessant. Die tiefste Seelenbewegung hat
die ja hier auch gegeben worden sind, hatte Schnitzler schon
Schnitzler in die Handlung gedichtet und um die Tragik pein¬
eine größere Welt gewonnen, mit gereifter Kraft und
licher Erdenreste spielt überlegener Humor. Herr Eckel¬
großen, zukunftsträchtigen Willen, zog er vom verschleier¬
mann traf den Journalisten im Charakter, Herr Kal¬
ten Bild den geheimnisvollen „Schleier der Beatrice“; dies
lenberger versuchte sich an der tragikomischen Figur
Schauspiel von Weibeswelt= und =Räthsel scheint unserer
des Schauspielers mit halbem Gelingen, Herr Jaco bi
Bühne von ihrer Leitung nicht beschieden, wenn es auch die
hatte für den Schriftsteller und Phraseur einen passenden,
Aufführung so wohl verdiente, als die letzten Werke Su¬
und gezierten Ton. Tieferen Eindrucks fähig war die Dar¬
dermanns, des Theatertemperaments, und auch Hauptmanns,
stellung nicht, deren Intimität auch in dem Saale gar
—des Fein= und Vielseitigen. Neben ihnen steht, immer Künst=] leicht vergeht.
ler und oft Dichter, Schnitzler; das Problem seinereige
u S
nen Art und Genessen zu deuten. hat ihn gereist und die
„Lebendigen Stunden“
eschaff
In dem ersten
Stück, von dem die vier Einakter den sie begreifenden Na¬
men haben, sagt ein junger Dichter: „Lebendige Stunden“?
Sie leben doch nicht länger, als der Letzte
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Dauer zu verleihen, über ihre Zeule hmaus
ist der schwerste. Denn der Künstler der die fliehende Stundt
„für ewig belebt, lebt die Stunde nicht. Er beobachtet sie,
und das Leben wird ihm zum Probtem, Objekt, O#
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Dies
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vier Einakter Schnitzlers zu einem Drama. Zuerst ##
These aufgestellt und recht verständlich genmicht; dann wir
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meint, ihm entfremdet und sein Herr wird, und der keine
schwache ihm unterliegt. Und weil, wie Stockmann jagt, a#f
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dreißig Jahre, so repetiert das Schlußspiel seines Dichter
Kunstauffassung mit recht vergnüglicher Ironie den ein
Ernst parodieren in einer aktuellen Satire. Die Ein#e
(Lebendige Stunden Die Frau mit dem Dolche, Die letzre
Masken, Literatur.) sind vom Dichter aneinandergeschlosse
und wachsen an einander durch den gemeinsamen Sinze