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Sette 5.
Theater.
Der Schnitzlerabend.
Die Frau mit dem Dolche. — Die letzten Masken.
Anatols Hochzeitsmorgen.
Drei Einakter von Arthur Schnitzler aus den „Leben¬
digen Stunden" und „Anatol“. Die schönsten Blüten der
einzigartigen Kunst des Wiener Dichters, originell im Ent¬
wurf, fein beobachtet, von glänzender Sprache. Sie bildeten
das Programm des literarischen Abends, der gestern im
Stadttheater stattfand und unter der Leitung des bewährten
Regisseurs Karl Grune stand. Die Stücke sind dem Czerno¬
witzer Publikum von wiederholten Aufführungen in frü¬
heren Jahren bekannt, und doch begegnete der gestrige
Abend ganz außergewöhnlichem Interesse. Dies mag daran
liegen, daß literarische Abende in der letzten Saison eine
Seltenheit bildeten; anderseits sah man allgemein er¬
wartungsvoll dem Auftreten einer jungen Dame aus der
hiesigen Gesellschaft entgegen, welche gestern in einem En¬
semble von Berufskünstlern debutierte. So erhielt die künst¬
lerische Veranstaltung den Charakter eines gesellschaftlichen
Ereignisses, keineswegs zu ihrem Nachteil. Denn die Auf¬
führung ließ vom künstlerischen Standpunkte nichts zu wün¬
schen übrig. Schon die Inszenierung Herrn Grunes
erschöpfte alle Mittel moderner Regiekunst und schuf in
jedem Bühnenbild einen glänzenden Rahmen für die
Handlung. So Gallerie und Atelier im ersten Stück, deren
Umbau sich tadellos vollzog, das düster graue Krankenzim¬
mer in den letzten Masken und schließlich Anatols duftiges
Junggesellenheim. Und nun zur Darstellung. Frl. Liese
Mittelmann ist uns von einer Dilettantenaufführung
im vergangenen Herbst bekannt, da sie als Magda in „Hei¬
mat“ auftrat. Gestern spielte sie unter Berufsschauspielern,
in deren Reihen sie, wie wir hören, einzutreten beabsichtigt,
und da muß wohl ein anderer Maßstab angelegt werden.
Nun, die junge Dame ist zweifellos ein starkes Talent. Eine
glänzende Erscheinung, sympathisches Organ und gute Auf¬
fassung, über die sie verfügt, sind hoch einzuschätzende Voraus¬
setzungen für eine Schauspielerin. All diese Ansätze müssen
aber ausgebildet werden, und sie werden sich dann bei guter
Schulung gewiß zu hoher Kunst entfalten. Die gestrigen
Leistungen als Pauline und Ilona lassen dies be¬
stimmt erhoffen. Mag auch infolge der angedeuteten Um¬
stände die Darstellerin in der ersten Rolle die souveräne
Größe des Weibes vermißt haben lassen und als Ilona, wo¬
rin sie übrigens berückend schön aussah, nicht alle Finessen
der seelenvollen Circe herausgearbeitet haben — beide Lei¬
stungen verdienen doch besondere Beachtung. So steht denn
die künstlerische Laufbahn des Frl. Mittelmann unter
glücklichen Auspizien, und wir wünschen ihr auf derselben
eine stetig sortschreitende Enuoicklung. — Die stärkste Wir¬
kung hat gestern abends Herr Morgan geübt. Wer ge¬
stern abends Morgans Jackwerth bewundert hat, diese
restlos glänzende Maske, dieses wunderbar anpassungsfähige
Organ und dieses vollendet erschütternde Spiel, der mußte
bedauern, daß dieser so hochstehende Künstler sich noch
immer in Operettenrollen mißbrauchen läßt, statt jenen
Weg einzuschlagen, der ihm von seiner Veranlagung vorge¬
zeichnet wird und ihn zu den Höhen der Kunst emporführen
muß. Daß er gleich nach dem Jackwerth als Anatol
alle Pointen reizend diskret brachte, bewies recht sinnfällig
seine Vielseitigkeit. Herrn Grunes Regie haben wir
oben Erwähnung getan. Es erübrigt, zu verzeichnen, daß
er als Rademacher eine fein durchdachte, von seltener
Auffassung zeugende Glanzleistung bot, die ihm starken
Beifall eintrug. Als guter Sprecher und intelligenter
Schauspieler erwies sich Herr Degen, den wir während
der Saison leider nur selten beschäftigt fanden. Das aus¬
verkaufte Haus gab seinem Danke für den genußreichen
Abend in starkem Beifall Ausdruck, der sowohl den Dar¬
stellern, als auch der verdienten Veranstalterin des Abends,
Frau Brodowska, galt.
m. r.
Direktor Popps letztes Auftreten in Mähr.=Ostrau.
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Der Schnitzlerabend.
Die Frau mit dem Dolche. — Die letzten Masken.
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einzigartigen Kunst des Wiener Dichters, originell im Ent¬
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das Programm des literarischen Abends, der gestern im
Stadttheater stattfand und unter der Leitung des bewährten
Regisseurs Karl Grune stand. Die Stücke sind dem Czerno¬
witzer Publikum von wiederholten Aufführungen in frü¬
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Abend ganz außergewöhnlichem Interesse. Dies mag daran
liegen, daß literarische Abende in der letzten Saison eine
Seltenheit bildeten; anderseits sah man allgemein er¬
wartungsvoll dem Auftreten einer jungen Dame aus der
hiesigen Gesellschaft entgegen, welche gestern in einem En¬
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lerische Veranstaltung den Charakter eines gesellschaftlichen
Ereignisses, keineswegs zu ihrem Nachteil. Denn die Auf¬
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schen übrig. Schon die Inszenierung Herrn Grunes
erschöpfte alle Mittel moderner Regiekunst und schuf in
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Umbau sich tadellos vollzog, das düster graue Krankenzim¬
mer in den letzten Masken und schließlich Anatols duftiges
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Mittelmann ist uns von einer Dilettantenaufführung
im vergangenen Herbst bekannt, da sie als Magda in „Hei¬
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in deren Reihen sie, wie wir hören, einzutreten beabsichtigt,
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Nun, die junge Dame ist zweifellos ein starkes Talent. Eine
glänzende Erscheinung, sympathisches Organ und gute Auf¬
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setzungen für eine Schauspielerin. All diese Ansätze müssen
aber ausgebildet werden, und sie werden sich dann bei guter
Schulung gewiß zu hoher Kunst entfalten. Die gestrigen
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stimmt erhoffen. Mag auch infolge der angedeuteten Um¬
stände die Darstellerin in der ersten Rolle die souveräne
Größe des Weibes vermißt haben lassen und als Ilona, wo¬
rin sie übrigens berückend schön aussah, nicht alle Finessen
der seelenvollen Circe herausgearbeitet haben — beide Lei¬
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die künstlerische Laufbahn des Frl. Mittelmann unter
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eine stetig sortschreitende Enuoicklung. — Die stärkste Wir¬
kung hat gestern abends Herr Morgan geübt. Wer ge¬
stern abends Morgans Jackwerth bewundert hat, diese
restlos glänzende Maske, dieses wunderbar anpassungsfähige
Organ und dieses vollendet erschütternde Spiel, der mußte
bedauern, daß dieser so hochstehende Künstler sich noch
immer in Operettenrollen mißbrauchen läßt, statt jenen
Weg einzuschlagen, der ihm von seiner Veranlagung vorge¬
zeichnet wird und ihn zu den Höhen der Kunst emporführen
muß. Daß er gleich nach dem Jackwerth als Anatol
alle Pointen reizend diskret brachte, bewies recht sinnfällig
seine Vielseitigkeit. Herrn Grunes Regie haben wir
oben Erwähnung getan. Es erübrigt, zu verzeichnen, daß
er als Rademacher eine fein durchdachte, von seltener
Auffassung zeugende Glanzleistung bot, die ihm starken
Beifall eintrug. Als guter Sprecher und intelligenter
Schauspieler erwies sich Herr Degen, den wir während
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Abend in starkem Beifall Ausdruck, der sowohl den Dar¬
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Direktor Popps letztes Auftreten in Mähr.=Ostrau.