III, Einakter 7, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 6

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Kak
7. Der gruene hukadu
A. W.
Dichters, mit der er bei dem heiklen Vorwurf aller
billigen Pikanterie aus dem Wege geht, muß in
der Darstellung gewahrt bleiben. Von der Lustig¬
keit des Beginnes, von diesem Frohsinn mit der
Wiener Note bis zur ergreifenden Wehmuth des
Telephon 12801.
Schlusses ist Alles in jenen gedämpften Tönen
gehalten, die nur der starke und innige Künstler
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschn
ganz nachfühlt, ganz nachspielt.
Aussci
Das „Deutsche Theater“ verfügt über diesen
Darstellungsstil und diese Künstler.
Man redet
„OBSERVER“
jetzt so viel von Meistervorstellungen. Hier haben
wir eine. Und zwar ohne Anleihe bei fremden
Lösterr, behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalns
Bühnen.
Freilich das Wienerische war nicht so stark be¬
Wien, IX/I, Türkenstrasse 17.
tont, wie es der Dichter vielleicht für sein Schau¬
— Filiale in Budapest: „Figyelö“
spiel gewünscht. Rittner, Luise von Pöllnitz, Hanns
Fischer sprechen das Wienerische nicht als Heimaths¬
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom,
dialekt. Dafür kam das Reinmenschliche der Kö¬
mödie prächtig heraus. Den beiden flotten jungen
Wienern fehlte ein wenig die Eleganz der Erschei¬
nung. Aber Rittner gab so viel durchbrechende
Ausschnitt aus:
herzliche Wärme, Fischer traf den trockenen Ton
Die Post, Ber
des weltersahrenen Freundes mit solch liebens¬
würdiger Sicherheit, daß man ruhig darüber hin¬
wegsehen konnte. Irene Triesch zählt die Chri¬
vom: 28/4 1902
stine zu ihren besten Rollen. Ohne larmoyant zu
werden, schafft die Künstlerin aus weicher Weib¬
lichkeit und kindlicher Herzensgüte das sympathische
„kleine Mädchen“, wie es dem Dichter vorgeschwebt.
Unaufdringlich im verständigen stummen Spiel
ihrer Augen und des zuckenden Mundes läßt sie
schon im ersten Akt, in der glücklichen Stunde ihrer
Liebe, das starke Temperament ahnen, daß im
Deutsches Theater.
letzten Akt in hellen Flammen hervorbricht. Sehr
Neu einstudirt: „Liebelei" von Arthur
ansprechend sekundirte ihr Jenny Rauch als Mizi,
Schnitzler und „Der grüne Kakadu“ von
die diesmal fröhlich, ohne Unnatur, ganz dem
Arthur Schnitzler.
Bilde entsprach, das Schnitzler hier mit den echte¬
Das erste Schauspiel des Wiener Dichters ist
sten Wiener Farben gemalt. Max Reinhardt
auch sein bestes geblieben. Manches Feine und
als Vater Weiring war von schlichter, zu Herzen
gehender Güte.
Hübschpointirte hat uns Schnitzler noch gegeben;
nichts mehr so Echtes, so schlicht Menschliches, wie
Der „Liebelei“, folgie die einaktige Groteske
seine „Liebelei“, die heute vom „Deutschen Theater“
„Der grüne Kakadu“, in der — wie schon
in neuer Besetzung zum alten Erfolg geführt
früher an gleicher Stelle — der Regisseur Emil
wurde.
Lessing ein buntes, wirksames Bühnenbild schuf,
Für 50 Zeit
Den seinen Stimmungsgehalt dieses im besten ein Bild voll unheilschwangeren Lebens und
100
Sinne des Wortes modernen Werkes, in dem der
drohender= Bewegung. Wiederum wirkte im vor¬
200
Beobachter, der Poet und der Großstadtmensch so
züglichen Zusammenspiel der Herren Kayßler,
500
wirkungsvoll ineinander arbeiten, ehrlich auszu¬
Sommerstorff, der die Kainz'sche Rolle glän¬
1000 schöpfen, ist eine der schönsten und lohnendsten Auf¬
zend sprach, Fischer, Kurth und Rittner
Im Ge###gaben, die der Bühne im letzten Jahrzehnt gestellt
das Stückchen wie der bedeutende Eröffnungsakt
Abonnement worden sind. Die biskerte, vornehme Art des einer großen Revolutionstratößdie, die Schnitzler
Abonnenten fr
leider schuldig geblieben ist. Rosa Bertens
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug e spielte die Marquise und zeichnete sehr glücklich mit
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener wenigen, sicheeren Strichen dem vollen Leichtsum
blätter Tagesjournale äusser „Neue Freie Presse“ und „Wien und die achnungslose Frivolität der Opfer jener
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wii blutigen Tage.
Das ausverkaufte Haus nahm die „Liebelei“
Leben des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird
wiederum mit großem Beifall auf. Der „Kakadu"
theilungen werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
interessirte wohl lebhaft, aber der Beifall nach
dem jähen Ende blieb geringer.
R. P.
Prospecte gratis und franco.