III, Einakter 7, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 7

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7. Der gruene Kakadu
Telephon 12801.
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Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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„OBSERVER“
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Ausschnitt aus:
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Bau-Bodas
(1)
vom: 10/4 1902
vom: 20/41902
F. E. Das Deutsche Theater hat Arthur Schnitzler,
Theater und Kunst.
den erfolgreichsten Autor seiner letzten Spielzeit, gestern auch in
Deutsches Theater.
einigen älteren Werken wiederbelebt. Das Schauspiel „Liebelei“
und „Der grüne Kakadu“ wurden in Neueinstudirungen gegeben.
Arthur Schnitzler's Schauspiel „Liebelei“ und
„Liebelei“ sieht man gern, heute vielleicht noch lieber als in
sein Einakter „Der grüne Kakadu“ wurden gestern neu
der Zeit seines Entstehens, da man es fast für eine Schande hielt,
einstudirt und zum Theil in neuer Betzung aufgeführt. Man
sich im Theater ein wenig rühren zu lassen. Gewiß ist, daß es lange
sieht auch diese älteren Arbeiten des Dichters immer wieder gern,
Jahre erhalten bleiben wird als eins der besten Werke seiner Epoche,
denn von all den Talenten, die während der letzten zehn Jahre
als ein Stück, worin Bühnensinn und aufrichtige Empfindung
sich zur Bühne drängten, steckt in ihm doch die weitaus er¬
glücklich verschmolzen sind, als ein Schauspiel, das hinter melan¬
giebigste und erfreulichste künstlerische Gestaltungskraft. Und zu¬
cholischen Schleiern ein Zeitbild von mahnendem Ernst darstellt. Die
50 Ze dem gehören gerade „Liebelei“ und „Der grüne Kakadu“ zu dem
Für
Aufführung gestern knüpfte an die besten traditionen des Deutschen
Für
Besten, was Schnitzler überhaupt geschrieben hat. Der erste Akt
100
Theaters an. Natürlichkeit und Frische beherrschten die Bühne,
von „Liebelei“ mit seiner liebenswürdigen und doch nirgends auf¬
200

höchstens Rudolf Rittners Fritz hat einige Zartheiten ein¬
dringlichen Mileuschilderung, in welche die Tragik eines netten Durch¬
500
gebüßt. Max Reinhardt war vortrefflich als alter Weiring, nicht
schnittsmenschen ohne viel große Worte hineinklingt, ist einfach
„ 1000 „
minder Hanns Fischer als Dori, Jenny Rauch als Mizi
ein glänzender Wurf. Und die beiden Wiener Mädels afhmen,
Im Ge
nicht so warmblütig wie einst Gisela Schneider, aber sehr interessant
jede in ihrer Art, gleichfalls frisches, blühendes Leben. Gestern
Abonnement
Abonne in den kleinen Raffinements ihrer Sündhaftigkeit. Die Christine, die
Abonnenten f
spielte Irene Triesch zum ersten Male die Christine. Sie
Abonn von Agnes Sorma, von Adele Sandrock, von Hansi Niese gespiel¬
hatte das sentimental angehauchte, kleine Bürgermädchen sehr
wurde, ist jetzt bei Irene Triesch. Sie hat nicht die fräulich¬
Der „
zart und innig angelegt und für den großen Schmerz am
Lieblichkeit der Sorma, nicht die bewußte Kraft der In¬
Inhaltsangab Schlusse fand sie wahre und ergreifende Töne. Nur im Anfang
Inhalt Sandrock und nicht die Biederherzigkeit der Wiener Soubrette.
blätter (1 setzte Fräulein Triesch ein bischen zu monoton ein. Etwas mehr
blät Aber sie stellte die ersten beiden Akte mit einer unendlichen Feinheit
wodurch eine
Leben des I Farbe und Modulation verträgt die Christine schon. Ganz
wodur hin. Ganz zerschmolzen in Liebe, leife, mit zagen Pianotönen, beredter it¬
ihrem ungenirten Humor und ihrer kecken
Leben noch in der vertrauenden Schmiegsamkeit ihres stummen Spiels, im
theilungen w, famos in
Gleichgiltigkeit gegen allen Ernst des Daseins gab Jenny
theiln gläubigen Ausdruck der Augen, in ihren verschüchterten Geberden,
Rauch die Mizi. Es steckt ein echtes Talent in dieser jungen
war sie in diesen Akten das Gebilde eines Mädchens, dem man
alle bangen Fragen ihres unerfahrenen Herzens glaubte. Aber im
Anfängerin. Neu war auch Hanns Fischer als Mizi's
Schlußakt war sie noch ebenso weich wie zuvor. Hier jedoch ver¬
leichtlebiger Partner Theodor. Seine Drolligkeit ist zu dick¬
langen wir eine gewisse Erhabenheit. Die Seele Christinens muß
flüssig für die Figur. Mit schlichter Einfachheit gab Max
unter dem Gewitterregen des Unglücks ein plötzliches Wachsthum er¬
Reinhardt den philosophisch abgeklärten Vater Christine’s. —
fahren und die Seele einer Anklägerin werden. Nur dann wird der
Auch im „Grünen Kakadu“ waren einige Hauptrollen in neue
Inhalt der Gestalt und des Stückes erschöpft, wenn aus der Haltung
Hände übergegangen. Die merkwürdige, groteske Dichtung, in
Christinens in diesen letzten Szenen der Männerwelt ein bitteres
der Komödie und Leben, Humor und Tragik mit fast
„J’accuse!“ en gegentönt. Adele Sandrock spielte alles auf diesen
genialer Kraft zu einem Zeitbild von imponirender Ein¬
bedeutsamen Endpunkt hin und war dann wirklich groß, Fräulein
dringlichkeit zusammengeschmolzen sind, that gestern nicht
Triesch war es nicht.
ganz die gleiche starke Wirkung, wie bei ihrer ersten Aufführung.
„Der grüne Kakadu“ hat nun nichts von dem Gefühlsreich¬
Zum Theil lag das an dem schleppenden Tempo, das die Dar¬
thum der „Liebelei“. Aber er zeigt, was ein guter Einfall von
steller für nöthig befanden, zum Theil ließ auch die Besetzung
der Bühne her vermag, wenn eine instinktiv sichere Theaterhand wie
verschiedener Rollen zu wünschen. Otto Sommerstorff,
die Hand Arthur Schnitzlers ihn Schritt für Schritt durch
der gestern den Schauspieler Henri gab, entwickelte wohl ge¬
die Reihe aller Wirkungen führt. Es ist ein glänzendes Können,
nügend Temperament, aber ihm fehlt die hinreißende Natur, mit
das in einem Einakter so
frei mit einem gigentischen
der Josef Kainz gerade diese Gestalt erfüllte. Kokett
Hintergrunde — mit der großen französischen Revolution — schalten
und zierlich wirkte Irene Triesch als Léocadie und
kann, ohne in die Fehler der Anekdotenstücke zu verfallen. Hier
ganz ausgezeichnet war wieder Rudolf Rittner
spielte Rosa Bertens mit sein waskirter Pikanterie die einstige
als einzig echter Strolch unter all’ den Komödie
Dumont=Rolle, die Marquise von Lausac,
die „alle Männer
spielenden Verbrechern. Viel kluge Feinheit wußte Rosa
schön findet“ und die Spelunkenluft des „Grünen Kakady“ mit
Bertens in die kleine Rolle der immer verliebten Marquise
dem Gelüst der Ueberblasirtheit einsangt. Irene Triesch
war in dem Röllchen der Léocadie sehr niedlich, Otto
zu legen. Den Wirth der Spelunke — so eine Art Max Katif¬
mentorff
tieler Henry von einem geistreich-parat
mann aus der Bauernschänke in die Zeit der großen französischen
Wesen, das
bisher noch nie
Revolution zurückversetzt — hätte Hanns Fischer wohl noch
isterstückchen
Sch.
gerige, dumms.
etwas derber anfassen können.
Rudolf