III, Einakter 7, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 12

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K
7. Der gruene Jakadu
Telephon 12801.
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Ausschnitt
„OBSERVER“
Nr. 39
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Kordssuischen
5. Zeitung, Brn
Ausschnitt aus!
vom: 22/41902
ERSATZ
L-o. Im Deutschen Theater gelangte am Sonnabend
Abend Arthur Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“ und des¬
selben Versassers Groieske „Der grüne Kakadu" neu¬
einstudirt und theilweise neu besetzt zur Aufführung. Beide
Stücke, ganz besonders das erstere, das durch die Mitwirkung
von Irene Triesch als Christine erhöhtes Interesse ge¬
wonnen hatte, wurden glänzend gespielt. Die Christine hat
man hier oft von der Sorma gesehen, und ihre Leistung galt
hier für unübertrefflich. Auswärts war man anderer Mei¬
nung. In Frankfurt a. M. zum Beispiel und auch in anderen
Städten stellte man die Christine der Triesch über die der
Sorma. Hier regt man sich über einzelne Leistungen nicht
auf, und es war vorauszusehen, daß es zu einem Kampf der
inclusive
Meinungen nicht kommen werde, aber eine gewisse Spannung
Porto.
war doch unverkennbar im Zuschauerraum vorhanden.
wurde nicht diskutirt, aber Zahlbar
Wer die Bessere sei,
der Umstand, daß Fräulein Triesch unter der Er= in Voraus.
innerung an ihre berühmte Vorgängerin nicht zu leiden
hatte, und man, so lange sie auf der Bühne stand, an dieselbe kte ist das
teht es den
dern.
garnicht dachte, spricht am beredtesten zu ihren Gunsten. Ihre
Christine ist verkörperte Natur. Mit wunderbarer Feinheit
haltend die
und Vertiefung gestaltet sie den Charakter. Jedes Wort, jeder
Morgen-
Blick, jede Bewegung ist lebenswahr und entspricht dem Bilde
Zeitung“)
dieses süßen, lieben Wiener Mädels, dessen erste Liebe auch
schaftliche
seine letzte ist, und das von Anfang an ahnt, daß es an dieser
Diese Mit-
Liebe zu Grunde gehen werde. Richtig und fein empfunden
ist gleich ihr erstes Auftreten, wo sie etwas scheu und zaghaft
in das Zimmer ihres Geliebten tritt, um erst nach und nach
ruhigere Sicherheit zu finden. Und wie hier ihr Spiel,
selbst auf Kosten des äußeren Effekts, ganz von Natur erfüllt
so bleibt es auch im Verlaufe des ganzen Abends. In
ihrer Darstellung empfand man auch weniger die unwahre
Schlußszene. So bedeutend sich auch die „Liebelei“ über die
meisten Erzeugnisse der letzten zehn Jahre erhebt, und so hoch
ich den Verfasser schätze, diese Schlußszene, in der Christine sich
selbst untreu wird und äußerer cheatralischer Wirkungen halber
plötzlich ungerechte und phrasenhafte Beschuldigungen gegen
den Geliebten erhebt, verleidet mir das ganze Stück. Irene
Triesch, die die Christine zu erleben schien, verbesserte hier,
unbewußt vielleicht, den Dichter, im Gegensatz zu den meisten Dar¬
stellerinnen, die seine Fehler noch dick unterstreichen, damit ihnen
die Gelegenheit, sich auch als Tragödinnen großen Stils zu zeigen,
nicht entgehe. Ein seiner Zug ihrer Darstellung ist es auch,
daß sie den Dialekt nur andeutete. Besonders hier fiel es an¬
genehm auf, wo Herr Rittner als Fritz gar keinen Wiener
Dialekt sprach. Der Künstler, der auch früher die Rolle inne
hatte, spielt dieselbe ganz meisterhaft. Das Zusammenspiel
dieser Beiden ist wirklich mustergültig. Frisch, lebendig und
durchaus charakteristisch war auch das zweite Liebespaar durch
Herrn Fischer und Frl. Rauch vertreten. Herr Fischer hat
sich wieder als ein fabelhaft vielseitiger Schauspieler bewährt,
Frl. Rauch als ein versprechendes Talent eingeführt,
von der noch viel Gutes zu erwarten ist, obgleich
sie noch Manches zu lernen und Manches zu ver¬
lernen hat. Eine prächtige Gestalt schuf Herr Reinhardt
als Vater Christines. Auch Frau v. Poellnitz war als
Frau Binder vorzüglich. Daß sie berlinerisch statt wienerisch
sprach, störte nicht einmal, vielleicht weil sie garnicht erst den
Herr