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4. Abschiedesouper
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Neues Wiener Journal
In einer separaten Reihe saßen blasse, junge Leute, die g:
Vereine Vertreier des literarischen Jung Wien, und knapp anschließend un
Antrag zahlreiche der obersten Bahnen=Gttheiten. Man denke nur unter zum
iten Ab= Anderen Frau Odilon, Frau Palmay! Das Erscheinen der wo
zutheil Theatergrößen war für die Damen immer ein besonderer Anlaß, Se
dem ein jede Spitze, jeden Volant der Toiletten mit stannenswerther
nd, das Geduld zu betrachten Frau Odilon enttäuschte; sie er chien in bei
traße hochgeschlossener Robe, wo Alles decolletirt war, und ohne Ka
die
Diamanten, wo Alles strahlte!
Das Programm des Abends war mit vielem Rassinement Ab
schon
uelt, die zusammengesetzt. Gegen halb 11 Uhr kam die Scene „Weihna 1ts sie
ig nicht einkäufe“ aus Schnitzler's „Anatol“. Fräulein Sandrock und Wi
zien für Herr Christians mühten sich eine halbe Stunde lang ab. Si
Bidder“ dem Publi um Weihnachtsstimmung beizubringen. Schließlich er= wo
dertheilt kannten sie, daß der So ensaal zu seinen vielen schätzenswerthen Eigen= vol
dstadt schaften nicht auch diejenigen der guten Akustik besitze, und warsen vos
immer lachend die Flinte ins Korn. Nach Vorträgen des uartettes Bach= I'n
ohungen rich, die, so gut sie auch sein mochten, stark in den Hintergrund Ab
wurden getreten waren, kam die Sensation des Abends, die Première in
sei
des Singspieles: „Die Familie Pflanz“
en, mit
Der artistische Leiter des Vereins, Herr Dr. Hiero Hi
im ein
Stößl, hatte die Idee, die Lieblinge des Wiener Publicums
is von in einem Stücke ereint auftreten zu lassen Herr Bernhard de
nun die Buchbinder hatte zu dieser Idee ein Stück geschrieben und S
e wurde Herr Weinberger die Musik dazu gegossen. Fräulein die
vom Niese, Fräulein Stojan, Fräulein Dirkens und Frau Ol
reges Pohl=Meiser stellten die Familie Panz, deren Princip
Mittags „oben hui unten pfui“ ist, sehr glaubhaft und mit viel D
Humor auf die Scene. Jede einzelne Künstlerin that das Beste le¬
zten die und nahm sich mit vollster Temperamententfaltung der Sache an
Als Fräulein Stojan zum Schluß einige Pas zu einem u
zilneh er
setzt, dis regelrechten Cancan tanzte, erscholl lehhafter Beifall, in den mn
Logen abei wurde vernehmbar gezischt.
und als
Schließlich kam das „Abschieds Souper“, gleichfalls aus k!
erbeikam,
„Anatol“ zur Aufführung. Die Seenerie erinnert lebhaft an ha
ung des
das Souper in „Divor ons“. Fräulein Sandrock stellt eine
körten Sängerin dar, die sich mit dem bisherigen Geliebten überwirft T
einzelnen und bei Set und Austern soweit in Stimmung geräth, daß sie ein
zzeichneten so manche Sache erzählt, die besser ve schwiegen wäre. Heir dr
Christians gab den Anatol mit viel Eleganz und Warme, Herr an
ist iellosen
Kramer dessen Freund, und Herr Schildkraut einen
in Wien,
Kellner, der genan dieselben Functionen hat, wie sein Ebenbild
alten In
E
in „Divor ons“
und die
Da die Bühne ein Chamhre separee vorstellte, in dem ha
d darauf
tüchtg gespeist wird, da weiters das Publicum, es mochte gegen Co
##te, als
1 Uhr sein, starken Ap#etit verspürte, da schließlich der Appetit S
n haben
ein Ding ist, in dem die Zuhörer erfahrungsgemaß nicht mit sich wol
e Bundes¬
Cbristlich spaßen lassen, zogen die Leute es vor, zum Speisen auf¬ Wil
Abl
k. Gerade zubrechen.
Es war ein Lärmen und Toben, daß man kein Wort vom Sto
Podium hören konnte. Man bewunderte Fräulein Sandrock, gest
Weise zu¬
die allerdings in höchster Anfregung, aber in sichtlichem Nieder= Fri
e mit den
kämpfen ihrer Entrüstung für die gute Sache weiter spielte.
ist
eis gewillt
Im Restaurationsraum entstand heller Lärm. Hunderte
Zei
junge Leute mit weißen Maschen am Frack eilten hin, Herren,
Grüße der
die überall im Wege standen und sich Ordner nannten. Der Na
Cle
Redacteur
Schluß war eine complete Rauserei.
W
sung der
Als die Leute ges eist hatten, waren sie wieder sehr ge¬
Se
Socialist
müthlich und tanzten weit in den Montagmorgen hinein.
n15
vationale
Unter den Anwesenden sah man noch F3M. Baron Merll,
de
v. Engel, Regie ungsrath Clement, Fräulein Glümer,
reg#9.
M
A Fräulein Wilhelmine Sandrock, Baurath Goldschmidt c.
zu
Professor Singer, der das Tanzarrangement über hatte,
de
mit eherner Lunge und kunstgeübter Hand den Cotillong
f#
un
No mgerr
#enmammer überführt, wo die gerichtsärztliche Obduc¬
tion fünf Wunden an Stirn und Schläfe ergab.
[„Ferienheim.“] Im Sophien=Saale fand gestern? die
Akademie des Wohlthätigkeitsvereins „Ferienheim“ statt, die
außerordentlich gut besucht war. Doch konnten nur die glücklichen
Besitzer guter Plätze das reiche Programm vollständig genießen.
Für das übrige Publicum blieben nur die musikalischen Vorträge!
verständlich, und so hatte das Quartett Bachrich den größten
Erfolg mit seinen temperamentvoll gespielten Tänzen. Das Sing¬
spiel, das Herr Karl Weinberger für die Akademie arrangirte,
fand dank seiner hübschen Gesangsnummern und dank dem
vereseigten Witz der Damen Niese, Stojan, Dirkens
und Pohl=Meiser eine sehr freundliche Aufnahme. Zu An¬
fang und zum Schlusse wurden Scenen aus Arthur Schnitzler's“
„Anatol aufgeführt, „Weihnachtseinkäufe“ und „Abschiedssouper“.
Diese feinen, intimen Stückchen gingen mit ihrem graziös plau¬
dernden Dialog in dem weiten Saal verloren. Nur die der Bühne
zunächst befindlichen Zuhörer konnten sich an den reizenden
Scenen ergötzen, die von Fräulein Sandrock mit großartiger
Laune, von den Herren Kramer, Christians und Schild¬
kraut mit charmanter Natürlichkeit gegeben wurden. Den Schluß
des Abends bildete das übliche Kränzchen, das in üblicher Ani¬
mirtheit bis gegen Morgen dauerte.
Ge Ausüallung der
4. Abschiedesouper
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Neues Wiener Journal
In einer separaten Reihe saßen blasse, junge Leute, die g:
Vereine Vertreier des literarischen Jung Wien, und knapp anschließend un
Antrag zahlreiche der obersten Bahnen=Gttheiten. Man denke nur unter zum
iten Ab= Anderen Frau Odilon, Frau Palmay! Das Erscheinen der wo
zutheil Theatergrößen war für die Damen immer ein besonderer Anlaß, Se
dem ein jede Spitze, jeden Volant der Toiletten mit stannenswerther
nd, das Geduld zu betrachten Frau Odilon enttäuschte; sie er chien in bei
traße hochgeschlossener Robe, wo Alles decolletirt war, und ohne Ka
die
Diamanten, wo Alles strahlte!
Das Programm des Abends war mit vielem Rassinement Ab
schon
uelt, die zusammengesetzt. Gegen halb 11 Uhr kam die Scene „Weihna 1ts sie
ig nicht einkäufe“ aus Schnitzler's „Anatol“. Fräulein Sandrock und Wi
zien für Herr Christians mühten sich eine halbe Stunde lang ab. Si
Bidder“ dem Publi um Weihnachtsstimmung beizubringen. Schließlich er= wo
dertheilt kannten sie, daß der So ensaal zu seinen vielen schätzenswerthen Eigen= vol
dstadt schaften nicht auch diejenigen der guten Akustik besitze, und warsen vos
immer lachend die Flinte ins Korn. Nach Vorträgen des uartettes Bach= I'n
ohungen rich, die, so gut sie auch sein mochten, stark in den Hintergrund Ab
wurden getreten waren, kam die Sensation des Abends, die Première in
sei
des Singspieles: „Die Familie Pflanz“
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Der artistische Leiter des Vereins, Herr Dr. Hiero Hi
im ein
Stößl, hatte die Idee, die Lieblinge des Wiener Publicums
is von in einem Stücke ereint auftreten zu lassen Herr Bernhard de
nun die Buchbinder hatte zu dieser Idee ein Stück geschrieben und S
e wurde Herr Weinberger die Musik dazu gegossen. Fräulein die
vom Niese, Fräulein Stojan, Fräulein Dirkens und Frau Ol
reges Pohl=Meiser stellten die Familie Panz, deren Princip
Mittags „oben hui unten pfui“ ist, sehr glaubhaft und mit viel D
Humor auf die Scene. Jede einzelne Künstlerin that das Beste le¬
zten die und nahm sich mit vollster Temperamententfaltung der Sache an
Als Fräulein Stojan zum Schluß einige Pas zu einem u
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Schließlich kam das „Abschieds Souper“, gleichfalls aus k!
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„Anatol“ zur Aufführung. Die Seenerie erinnert lebhaft an ha
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einzelnen und bei Set und Austern soweit in Stimmung geräth, daß sie ein
zzeichneten so manche Sache erzählt, die besser ve schwiegen wäre. Heir dr
Christians gab den Anatol mit viel Eleganz und Warme, Herr an
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Kellner, der genan dieselben Functionen hat, wie sein Ebenbild
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Da die Bühne ein Chamhre separee vorstellte, in dem ha
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Cbristlich spaßen lassen, zogen die Leute es vor, zum Speisen auf¬ Wil
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Es war ein Lärmen und Toben, daß man kein Wort vom Sto
Podium hören konnte. Man bewunderte Fräulein Sandrock, gest
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die allerdings in höchster Anfregung, aber in sichtlichem Nieder= Fri
e mit den
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Im Restaurationsraum entstand heller Lärm. Hunderte
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junge Leute mit weißen Maschen am Frack eilten hin, Herren,
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Unter den Anwesenden sah man noch F3M. Baron Merll,
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[„Ferienheim.“] Im Sophien=Saale fand gestern? die
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außerordentlich gut besucht war. Doch konnten nur die glücklichen
Besitzer guter Plätze das reiche Programm vollständig genießen.
Für das übrige Publicum blieben nur die musikalischen Vorträge!
verständlich, und so hatte das Quartett Bachrich den größten
Erfolg mit seinen temperamentvoll gespielten Tänzen. Das Sing¬
spiel, das Herr Karl Weinberger für die Akademie arrangirte,
fand dank seiner hübschen Gesangsnummern und dank dem
vereseigten Witz der Damen Niese, Stojan, Dirkens
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fang und zum Schlusse wurden Scenen aus Arthur Schnitzler's“
„Anatol aufgeführt, „Weihnachtseinkäufe“ und „Abschiedssouper“.
Diese feinen, intimen Stückchen gingen mit ihrem graziös plau¬
dernden Dialog in dem weiten Saal verloren. Nur die der Bühne
zunächst befindlichen Zuhörer konnten sich an den reizenden
Scenen ergötzen, die von Fräulein Sandrock mit großartiger
Laune, von den Herren Kramer, Christians und Schild¬
kraut mit charmanter Natürlichkeit gegeben wurden. Den Schluß
des Abends bildete das übliche Kränzchen, das in üblicher Ani¬
mirtheit bis gegen Morgen dauerte.
Ge Ausüallung der