III, Einakter 1, (Anatol), Die Frage an das Schicksal, Seite 19

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.Die Frage an das Schic
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Zeitung: Freisinnige Zeitung
Adresse: Berlin
AMaiIely
Datum:
Theater in der Königgrätzer Straße
Schnitzler-Abend.
Mit Bangen ging ich ins Königgrätzer Theater. Schnitzlers
Anatol=Szenen waren mir eine sehr liebe Erinnerung, ebenso der
übermütige satirische Einakter „Literater“ Werden diese Werkchen
einer=graziösen Kleinkunst noch nach mehreren Jahren, besonders in
der schweren Kriegszeit, bestehen können? Wird die neue Aufführung
nicht jene liebe Erinnerung vernichten und wird es mir nicht ähn¬
lich ergehen, wie dem, der ein Mädchen, dessen Glanz und Holdheit
aus der Jugendzeit wärmend herüberschimmert, als alterndes,
hohles Weibchen wiedersieht? Schnitzler hat die schwere Probe be¬
standen, seine. Einakter wirkten so frisch wie früher. Der Einwand,
daß es sicht bei diesen Szegen nur um wohlhabende Nichtstuer
handelt, deren ganzes Leben und Sorgen sich um das Ewig¬
weibliche, das uns hinabtieht, dreht, war ja schon früher erhoben
worden. Dis leise Wehmut und vornehme Ironie, die durch diese
zarten Schöpfungen klingt, heben sie aus dem Nur=Erotischen, und
ihre künstlerische Fassung weckt Freude.
Die Aufführung war zum Teil vortrefflich. Eugen Burg
als Anatol wirkt etwas zu reif, doch in den Grundzügen ist er
wienerisch=liebenswert. Alexander Ekert, der als Oesterreicher
über den echten Dialekt verfügt, war als Anatols Freund Max
bgeschickt, und in „Literatur“ als nervöser Dichter eine ins Schwarze
treffende Bohéme=Type. Maria Orska stand als oberflächliches
Weibchen diesmal am rechten Platze, im „Abschiedssouper“
Die Delikatessen, die in dem außerordentlich fein abgestimmten
Sacher=Raum aufgetragen werden, sind in der Kriegszeit für die
Zuschauer eine Tantalusqual — war sie voll sprudelnder Einfälle.
Irene Triesch konnte diese Leichtigkeit der Jugend nicht auf¬
bringen, war auch in den schwachen „Denksteinen“ unvorteilhaft
frisiert, in „Literatur“ zu schwer. Die von Ernst Welisch geleitete
Aufführung fand herzlichen Beifall.
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8. Ilai 1917
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Caliban.
dere Bedeutung und
Der Beld ist wählerischer, zarter
Schnitzler-Abend.
Beim Artur!!
Theater in der Königgrätzer Straße.
IV.
Die Triesch gehört zu andren Zielen
Sie soll schon lieber Strindberg spielen.
Aus friedlichen, verschollenen Zeiten
Ragt wie ein dämmerndes Symbol
Herr Ekert wirkte köstlich=wacker,
Die Eleganz der Innigkeiten
Ein immer gern gesehner Gast,
Des sucherischen Anatol.
Jedoch er hatte was vom Fiaker,
Man wollte damals nicht zergliedern,
Das nicht zu dieser Stimmung paßt.
Der holde Leichtsinn tat so gut;
In Arturs Welt, vom Stil betaut,
Man tauchte mit geschlossenen Lidern
Lacht man nicht so erfrischend laut.
In jene witzig=süße Flut;
(Doch wird Herrn Ekert niemand grollen —
Ist dann am Ufer still geschlendert —
Er gab hier einen wundervollen
O Welt, wie hast du dir verändert!
Ausblick auf schiere Bürgerrollen.)
II.
VI.
Doch trotz der Not umtoster Tage,
So bleibt noch von der Mimenschar
Die nichts von Dämmerstimmung weiß,
Die Orska — die bezaubernd war.
Wirkt wie mit lindem Zauberschlage
Zuerst die Haare dirnenzottig,
Der alte schmerzlich=blasse Kreis;
Die Kleidung ungenügend schlicht —
Der Innenraum birgt weniger Gutes —
Als „Cora“ war sie zu kokottig,
Jedoch der liebe Umriß tut es.
Das „süße Mädel“ war sie nicht!
III.
Im zweiten Stück ging sie aufs Ganze,
Die Leute sanden viel Ergötzung.
Als ausgetragne, dufte Pflanze.
Man hörte sie vor Lachen schrei'n.
Sie trank, was trinkbar; aß, was eßbar,
Es konnte freilich die Besetzung
Sie ulkte, wenn der Kellner kam.
In manchen Punkten anders sein....
Dem Hörer bleibt es unvergeßbar,
Herr Burg (als Künstler sonst ein Segen)
Wie sie als „Annie“ Abschied nahm..
War hier zu deutlich, fast zu grob
Da schwanden düstre Horizonte;
Nicht melancholisch überlegen.
Man lachte — bis man nicht mehr konnte.
Altrei Kerr.
Ein Hausbesitzer statt ein Snob.