IV, Gedichte und Sprüche 1, Gedichte, Seite 3

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Gedichte
un Stersburg.
de ehne Gewfin).
sches Tagblatt
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deutsche lyrische Oesterreich unserer Zeit? Da müßte
(Nachdruck verboten.)
doch innerhalb zweier Geschlechtsfolgen in unserem Vater¬
lande eine der seltsamsten und tragischesten Rassenver¬
änderungen, die die Weltgeschichte bis jetzt gar nicht kennt,
srik aus Oesterreich seil
vor sich gegangen sein.
Doch wir können uns mit einem starken Trost be¬
Grillparzer.
scheiden. Nein, noch ist die Sache nicht so schlimm. Bloß
ein stattliches und sehr hübsch ausge¬
die Zeit. Unsere Zeit ist eben die Zeit des jüdischen
n
der Verlag (Meyer & Jess
Tagschreibers, und was etwa bei einem großen Juden¬
r Zeit in den=Buchhandel gebracht hat.
blatt Feuilletonist ist und was zur geistigen Ehre der auf
###hat die Auswahl getroffen und
der Produktenbörse wohlangesehenen Familie auch einmal
hübschen und sehr klugen Vorworte
in Versen Schlüsse macht, gehört eo ipso dem öster¬
Dichter, heißt es da, sind in diesem
reichischen Schrifttum an. Man führt ihre Stücke auf
Oesterreichische. Die hätten im großen
den Wiener Bühnen auf, und gibt es einmal eine lyrische
der deutschen Kultur immer ihre
Anthologie, nun wer irgendwie zur gewissen Presse ge¬
die waren immer die südlicheren
rochen hat, wird wohl auch einmal ein paar Verse
sinnlicheren Naturen, die musika lisch
zusammengebraut haben. Felix Salten zum Beispiel
Etwa ein Jahrhundert, das jüngste.
macht nicht in Lyrik, aber er hat einmal einen Operntext
Blättern in Betracht. Nicht aber
in Versen verfaßt. Das muß genügen. Verse sind es ja
HHerausgeber dieser Anthologie, wie
immerhin, Reime sind auch noch dabei, und der Gedanke,
noch zu geschehen pflegt, indem man
daß ein Sommersonntag auf dem Land schöner zugebracht
Oesterreich sagt. Ein Reich im
wird als etwa in einem Kaffeehause der Taborstraße,
er Rassen, ein nationales Gesprenkel
eine ewige Wahrheit.
ist tief und beinhaltet
sterreich. Ein treffendes Wort. Hier,
Raoul Auernheimer schreibt Feuilletons und
deutsche, lyrisch schaffende Oesterreich
Causerien, die in allen Salons des Schottenrings als
muß man wohl den feinen Spuren
der Inbegriff aller Eleganz bewundert werden, imitiert
die Blutmischung auch noch in der
Lilieneron. Daher bekommt er eine lyrische Impression
Fkennen läßt. Aber doch nicht so, indem
vermutlich Trebitsch oder
von einem „kleinen Nest“
ffamosen Standpunkt des Kuratoriums
Gaya — von den Besuchen berauschender blonder und
ses stellt.
brauner Frauen und dem „Aroma der Vergangenheit“.
n deutlicher werden. 110 Dichter sind
Auf den tiefen Hermann Hango, der nur mit
lyrischer Eklektik vereinigt. Und genau
einem einzigen und dazu seine Eigenart gar nicht kenn¬
sind Juden. Sie spielen im ersten Teil
zeichnenden Gedicht zu Worte kommt, folgt Artur
keine Rolle. Es ist die Zeit, für welche
Schnitzler mit fünf Seiten, die die Leere und Nichtig
chte Größe und Scheingröße schon aus¬
keit seines lyrischen Schaffens recht betrüblich illustrierens
t. Aber je weiter wir in der Lesung vor¬
Eine kleine Probe dieser erbärmlichen Hohlheit können
mehr drängt sich uns eine erschreckende
as wirklich das lyrische Oesterreich, das wir dem Leser dieser Zeilen nicht ersparen:
WWARER
Wie wir sostill...
Wie wir so still an einem Tische saßen,
Als hätten wir uns früher nie gesehen,
Und ganz geruhig unsere Spargel aßen.
Alswäre gar nichts zwischen uns geschehen.
Und wie sie mir — als wenn ich es nicht wüßte! —
Im Flüsterton erzählten, wer du bist,
Und ich zum Abschied dir das Händchen küßte,
(S. 157.)
Als hätt' ich deinen Nacken nie geküßt.
Man hat das Empfinden, das könne stundenlang
so fortgehen, etwa wie die Lauretanische Litanei.
Und nun etwas ganz Ortentalisches. Mit Verlaub, die
Maschinen, die Technik der Fabriken haben arische Ge¬
hirne ausgedacht. Aber der Semite — er ist ja so durch
und durch „moderner“ Mensch — entnimmt dieser neuen
er seine gleißenden
Welt der Industrie, über die
Fevilletons schreibt, auch seine lyrische Bildersprache. Man
höre:
Wie leicht in öligen Becken
Die schönen Kolben gleiten,
So rühren sich deine Glieder
Durch Seligkeiten.
Hoch die Eisenhämmer!
Hoch die lärmenden Bären!
So klappen deine Zähne,
Die gern meinen wären.
Gerüche, und heiß
Wie in Zuckerfabriken.
Dringen aus deiner Haut,
Wollen mich ersticken.
Und dein Haar von der Stirne
Wallt in blonder Glut,
Wie aus der Bessemer=Birne
Stürzende Eifenflut.
(Max Brod: Contemporanéité, 1.—4. Strophe.
S. 300, 301.)