IV, Gedichte und Sprüche 2, Bemerkungen, Seite 5

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2. Benerkungen
Heut weiß ich, was mich's schieret,
Daß gut mein Sattel sitzt,
Daß mir mein Gaul parieret
Und meine Klinge flitzt,
Und noch was Bess’res weiß ich:
ein Mann,
Daß jeder Keil —
Der's ruhig noch mit dreißig
Von Feinden wagen kann.
Drum hovv. mein muntres Schecken,
Und gält's den letzten Ritt —
Uns gilt nicht Tod noch Schrecken —
Wir beide, wir tun mit!
Georg Reicke.
Irrtümer, durch Ueberzeugung und Mehrheit getragen
verden nur stärker in ihrer Wesenheit als Irrtümer, entfernen
ich dadurch aber nur um so mehr von der Wahrheit.
Gerhart Hauptmann, im August 1915.
siebente Sternriese spricht — mit ab', vendeter
Der
Stimme:
„Wo du auch hinunterfliebst.
Niemals kommst du an das letzte Ziel!
Preise jede Welt und auch die Sterne,
Alles, was: hier so siehst,
Ist ja nur ein seines Lichterspiel,
Eine große Wunderweltlaterne.“
Paul Scherbart
aus „Liwüna und Kaidöh“.
Wer dem Gedanken. der ihn quält, erliegt.
der bleibt auch in der Wirklichkeit sein Knecht.
Erwirb im Geiste Herrenrecht:
so hast du auch in Wirklichkeit gesiegt.
August 15.
Friedrich Kayßler,
Mensch sei ernst: das heißt wisse, daß
Ausschnitt aus:
Viener Jeurnal, Vir
Du ein Bajazzo bist!
Max Pallenberg.
vom: 290|1 19te
München, Juli 1915.
Auf einen gefallenen Dichter.
Aus einer literarischon Kriegs¬
Er war der Sänger und der Held,
Er hat sich
it jedernder Klinge
mappe.
klingender Feder
Kampf gestellt.
Der Schutzverband deutscher Schriftsteller hat soeben
schläft er und träumt:
eine mit wertvollen künstlerischen Zeichnungen geschmückte
grüner Heid',
faksimilierte Handschriftensammlung herausgegeben, zu der
weiten Feld
gegen hundert deutsche Schriftsteller, Gelehrte und Politiker
nschön'rer Tod
Betträge geliefert haben. Das Erträgnis ist wohltätigen
Ist auf der Welt ..
Zwecken gewidmet. Wir geben im folgenden einige Bei¬
Felix Poppenberg.“
träge wieder:
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z. Zt. Wiesbaden, Haus Dornblüth, Juni 1915.
Wie kindisch=läppisch, wie utopistisch=unreif bist Du,
philosophische Menschheit, gleich freudig auf einen Weltkrieg die
Gemeinsamkeit der Gesinnungen knüpft uns mit Bindfäden,
Hoffnung zu gründen, es kämen dann radikale Aenderungen zum
Besseren!?! Arbeitet lieber kleinlich=emsig-resigniert à la Ameise Gemeinsamkeit der Schicksale schnürt uns mit Stricken, Gemein¬
und Biene an der Hygiene des Leibes, der Seele, des Geistes! samkeit der Verantwortungen schmiedet uns mit Ketten an¬
Werdet nüchtern, keusch=ernst und sparsam, voraussichtlich in
einander.
Arthur Schnitzler.
jeglicher Art Gurer Lebensausgaben und =einnahmen! Erwartet
nicht als Folge von Dum=Dum=Geschossen und gelbgrünem
Nichts Geschenktes und nichts Ererbtes, nur Erarbeitetes
Verrat da und dort plötzlich tagende buddistische Lebensreinheit!
Bettler, und das ist die heutige Menschheit, haben be¬
macht froh!
scheiden zu sein und genügsam! Wenig erwarten und viel
Zehlendorf, im Sommer 1915.
leisten!,
Klara Viebig.
Peter Altenberg.
„Denn die Gesinnung, die beständige“
Glanzvoller Tag.
„Sie macht allein den Menschen dauerhaft.“
Ballade von Richard Dehmel.
(Goethe.)
Steig auf, wieder auf, glanzvoller Tag!
Grunewald, 17. Juli 1915.
Granatendonnertanz. Schlag auf Schlag.
Dr. Dernburg,
Und Lerchenjubel im Blauen.
Staatssekretär a. D.
Auf, auf. hinreißendes Menschenwort.
Alles an die Gewehre! Hallt's heiser fort.
Der Wahn ist lang.
Und Lerchenjubel im Blauen.
Alfred Kerr.
Fertig! Feuer! Und Salve auf Saloe kracht.
Und halblaute Flüche. Und einer lacht.
An Deutschland.
Und Lerchenjubel im Blauen.
Von allen Völkern weißt du, daß das Leben