U
denken
Buch der Spr che und B#
Nr. 12.250
Somtag
oder gar oberflächlicher und leichtfertig spielerischer Satz: dafür dis
eine Menge solcher, die nicht nur über die wichtigsten Lebensdinge, schi
sondern vor allem über Artur Shnitzlers Verhältnis zu all diesen üb:
Fragen Aufschluß geben. Seinen tiefsinnigen Ausspruch: „72 ma
kannst einen Menschen daran hindern, zu stehlen, aber sischts17
baran, ein Dieb zu sein, könnte man auf ihn selbst in der gee
Variante anwenden: Du kannst einen Menschen darau hindern, Ar
zu schreiben, aber nicht daran, ein Dichter zu sein. Diesen Dichter, lie
die
dessen ganz hoher Wert mit jedem neuen Werk deutlicher zutage tritt,
spürt man aus jeder Zeile dieses scheinbar so anspruchslos dar¬ der
gebotenen und in Wahrheit so gewichtigen Buches. Ich habe ein¬ die
mal den Vorschlag gemacht, die zahilosen geisterfüllten Be
und lebensschweren Gedanken aus seinem erzählenden und
dramatischen Werk herauszulösen und zu einem Schnitzler=Ei
Brevier zu vereinigen, das eines der bezauberndsten Aphorismen- hr
bücher der Weltliteratur ist. Wie recht ich hatte und daß man es 10
unbedingt tun sollte, beweist dieses Buch der Sprüche und Be=Ei
denken, das in seinem inneren Ueberfluß und seiner vornehmen
Histanzierenden kühlen Würde unnachahmlich und verführerisch ist. hi
Unter den vielen unleugbar wahren wenn auch einigermaßen D
(und begreiflichermaßen) lieblosen Betrachtungen über Kritik und d.
Kritiker steht auch diese leider zumeist nur allzu richtige: „Des
6
Kritikers erste Frage müßte sein: Was hast du mir zu sagen.
Werk —! Aber das kümmert ihn im allgemeinen wenig. Seines
erste Regung ist vielmehr: Nun, Werk, gib acht, was ich dir zu
sagen habe!" Diesem Buch droht dergleichen nicht. Es hat dem
Kritiker so viel zu sagen, daß er verstummt.
09
meiden, was eine unbedingte Bbrakrsegung
vill die schwebenden
für das Gedeihen des internationalen
er Schiedsgerichtshofe
Handels darstellt.
Die Regierung be¬
Die Welternte war in der vergangenen Kampagne
ürkei die zwischen
im allgemeinen günstiger; dies sollte sich in erhöhter
räge in einer un¬
*
eitigen Weise
t erfährt die United
nders die Art, in der
Feuilleton.
dem Lausanner Ver¬
nheit der griechischen
Arthur Schnitzlers kritisches Tagebuch.
ist auch der hiesige
„Buch der Sprüche und Bedenken.“ — Phaidonverlag.
ufen worden. Zur
„Es gibt nur drei absolute Tugenden“, stellt einer der
in Angora bleiht der
wahrsten Sätze dieses die Wahrheit suchenden Buches fest:
„Sachlichkeit, Mut und Verantwortungsgefühl.“ Es sind zu¬
gleich die drei Tugenden, die Arthur Schnitzters Erscheinung
so hoch über die Metierwelt der Beziehungen, Literatur¬
gie der
gebärden und Tagesselonien hinausheben und ihn zu einem
innerst wahren, mithin sachlichen, innerst freien, mithin
Presse“.
mutigen, innerst vornehmen, mithin verantwortungsfreudigen
und dank dieser Dreifalt unendlich liebenswerten Menschen
tauchte.“ Von
machen. Wer je ein Gespräch mit ihm geführt hat, wird die
Welle Wärme gespürt haben, die freundlich von ihm ausgeht;
die absolute Bereitwilligkeit; die schöne Einfachheit. Da ist
Woronowschen
nichts Maske, nichts Kothurn. Da wird Bedeuung nicht durch
hn einem Wiener
große Pose, sondern durch große Natur gezeigt. Wenige
Künstlei haben Meinung und Werk so rein gehalten. Wenigen
steht man darum näher. Wenige sind so berühmt und werden
Colette. (5. Fort¬
so vernachlässigt.
Das muß einmal gesagt werden. Und wenn in Schnitzlers
neuem Buche, das ein philosophisches Tagebuch und dadurch
ein Werk persönlicher Befreiung ist, gelegentlich Gereiztheit
age.
unüberhörbar wird, dann läßt sich leider nicht bestreiten,
daß Schnitzler heute dazu Anlaß hat. Man hat ihn ja von
Sonja Hennie?“
jeher mit einem etikettierenden Schlagwort heimgesucht: Der
Dichter von „Liehe, Spiel und Tod“. Insistent erklärte man,
heister.“ Von Jach
er stelle in seinen Werken nur dies dar. Nur. Dieses „Nur“
box 35/3
verpflichenngrie ersücts Aonäien:
Auch in Deutschland kann sich die Situation in
den nächsten zwölf Monaten verschärfen. Der Dawes¬
Plantritt in eine kritische Phase. Die bürzlich
ist geradezu erbitternd stupid. Denn sieht man die Welt nicht
vom Podium einer Partei oder vom Uhrmacherladen, sondern
von der Höhe des Zeitlos=Menschlichen, dann wird jenes
Nur: Liebe, Spiel und Tod zum All, weil es alles umfaßt,
bindet und behält. Doch diesem abgeleierten Kritikrefram
wird jüngst das Wort von der „versunkenen Welt“ bei¬
gefügt, mit der man da und dort, in Deutschland zumal,
Schnitzlerschen Hervorbringungen verkleinernd entgegentritt.
Es zielt dahin, daß die Nachkriegsgestaltungen Schnitzlers
von der „großen Zeit“ unberührt seien; daß er vom un¬
mittelbar Gegenwärtigen nichts darin ausdrücke. Verhielte
sich dies so, dann wäre der Einwand triftig. Denn — und
hierin vermag ich der gegenteiligen Schnitzlerschen Argumen¬
tation nicht ganz zu folgen —: ob der Dichter Historisches,
ob Gegenwärtiges gestalte: in beides muß er seine Zeit,
in jenes mittelbar, in dieses unmittelbar tragen und seinen
Gegenstand erst dadurch gültig, das heißt objektiv not¬
wendig machen. Insofern eben unterscheiden sich
Historiker und Dichter: gibt der Historiker der von ihm dar¬
gestellten Zeit, was dieser Zeit war, so gibt ihr der Dichter,
was dieser Zeit ist, indem er durch sie die seine erweckt.
Nicht um jenes vielberufene „Zeitgefühl“ handelt es sich hier,
das mißverständlich als Für=die=Zeit=Gefühl reklamiert wird;
es kann ebensogut ein Gegen=die=Zeit=Gefühl sein: nur ein
Ohne=Zeit=Gefühl, eine förmliche Zeitapathie wäre, weil ganz
und gar lebensfremd und dadurch gestaltungsfeindlich, von
Uebel. Daß jener Elfenbeinturm, auf den sich seinerzeit die
Literatur mit einigem Stolze, mit einiger Affektation, mit
einiger Einsiedlergeste vor dem Leben zurückzog — daß
diese splendide Zuflucht heftig ins Wanken geriet, ist nur
dienlich. Dech wann galt das von Arthur Schnitzler, der, um
das eklatanteste Beypiel zu nennen, mit dem „Professor
denken
Buch der Spr che und B#
Nr. 12.250
Somtag
oder gar oberflächlicher und leichtfertig spielerischer Satz: dafür dis
eine Menge solcher, die nicht nur über die wichtigsten Lebensdinge, schi
sondern vor allem über Artur Shnitzlers Verhältnis zu all diesen üb:
Fragen Aufschluß geben. Seinen tiefsinnigen Ausspruch: „72 ma
kannst einen Menschen daran hindern, zu stehlen, aber sischts17
baran, ein Dieb zu sein, könnte man auf ihn selbst in der gee
Variante anwenden: Du kannst einen Menschen darau hindern, Ar
zu schreiben, aber nicht daran, ein Dichter zu sein. Diesen Dichter, lie
die
dessen ganz hoher Wert mit jedem neuen Werk deutlicher zutage tritt,
spürt man aus jeder Zeile dieses scheinbar so anspruchslos dar¬ der
gebotenen und in Wahrheit so gewichtigen Buches. Ich habe ein¬ die
mal den Vorschlag gemacht, die zahilosen geisterfüllten Be
und lebensschweren Gedanken aus seinem erzählenden und
dramatischen Werk herauszulösen und zu einem Schnitzler=Ei
Brevier zu vereinigen, das eines der bezauberndsten Aphorismen- hr
bücher der Weltliteratur ist. Wie recht ich hatte und daß man es 10
unbedingt tun sollte, beweist dieses Buch der Sprüche und Be=Ei
denken, das in seinem inneren Ueberfluß und seiner vornehmen
Histanzierenden kühlen Würde unnachahmlich und verführerisch ist. hi
Unter den vielen unleugbar wahren wenn auch einigermaßen D
(und begreiflichermaßen) lieblosen Betrachtungen über Kritik und d.
Kritiker steht auch diese leider zumeist nur allzu richtige: „Des
6
Kritikers erste Frage müßte sein: Was hast du mir zu sagen.
Werk —! Aber das kümmert ihn im allgemeinen wenig. Seines
erste Regung ist vielmehr: Nun, Werk, gib acht, was ich dir zu
sagen habe!" Diesem Buch droht dergleichen nicht. Es hat dem
Kritiker so viel zu sagen, daß er verstummt.
09
meiden, was eine unbedingte Bbrakrsegung
vill die schwebenden
für das Gedeihen des internationalen
er Schiedsgerichtshofe
Handels darstellt.
Die Regierung be¬
Die Welternte war in der vergangenen Kampagne
ürkei die zwischen
im allgemeinen günstiger; dies sollte sich in erhöhter
räge in einer un¬
*
eitigen Weise
t erfährt die United
nders die Art, in der
Feuilleton.
dem Lausanner Ver¬
nheit der griechischen
Arthur Schnitzlers kritisches Tagebuch.
ist auch der hiesige
„Buch der Sprüche und Bedenken.“ — Phaidonverlag.
ufen worden. Zur
„Es gibt nur drei absolute Tugenden“, stellt einer der
in Angora bleiht der
wahrsten Sätze dieses die Wahrheit suchenden Buches fest:
„Sachlichkeit, Mut und Verantwortungsgefühl.“ Es sind zu¬
gleich die drei Tugenden, die Arthur Schnitzters Erscheinung
so hoch über die Metierwelt der Beziehungen, Literatur¬
gie der
gebärden und Tagesselonien hinausheben und ihn zu einem
innerst wahren, mithin sachlichen, innerst freien, mithin
Presse“.
mutigen, innerst vornehmen, mithin verantwortungsfreudigen
und dank dieser Dreifalt unendlich liebenswerten Menschen
tauchte.“ Von
machen. Wer je ein Gespräch mit ihm geführt hat, wird die
Welle Wärme gespürt haben, die freundlich von ihm ausgeht;
die absolute Bereitwilligkeit; die schöne Einfachheit. Da ist
Woronowschen
nichts Maske, nichts Kothurn. Da wird Bedeuung nicht durch
hn einem Wiener
große Pose, sondern durch große Natur gezeigt. Wenige
Künstlei haben Meinung und Werk so rein gehalten. Wenigen
steht man darum näher. Wenige sind so berühmt und werden
Colette. (5. Fort¬
so vernachlässigt.
Das muß einmal gesagt werden. Und wenn in Schnitzlers
neuem Buche, das ein philosophisches Tagebuch und dadurch
ein Werk persönlicher Befreiung ist, gelegentlich Gereiztheit
age.
unüberhörbar wird, dann läßt sich leider nicht bestreiten,
daß Schnitzler heute dazu Anlaß hat. Man hat ihn ja von
Sonja Hennie?“
jeher mit einem etikettierenden Schlagwort heimgesucht: Der
Dichter von „Liehe, Spiel und Tod“. Insistent erklärte man,
heister.“ Von Jach
er stelle in seinen Werken nur dies dar. Nur. Dieses „Nur“
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Auch in Deutschland kann sich die Situation in
den nächsten zwölf Monaten verschärfen. Der Dawes¬
Plantritt in eine kritische Phase. Die bürzlich
ist geradezu erbitternd stupid. Denn sieht man die Welt nicht
vom Podium einer Partei oder vom Uhrmacherladen, sondern
von der Höhe des Zeitlos=Menschlichen, dann wird jenes
Nur: Liebe, Spiel und Tod zum All, weil es alles umfaßt,
bindet und behält. Doch diesem abgeleierten Kritikrefram
wird jüngst das Wort von der „versunkenen Welt“ bei¬
gefügt, mit der man da und dort, in Deutschland zumal,
Schnitzlerschen Hervorbringungen verkleinernd entgegentritt.
Es zielt dahin, daß die Nachkriegsgestaltungen Schnitzlers
von der „großen Zeit“ unberührt seien; daß er vom un¬
mittelbar Gegenwärtigen nichts darin ausdrücke. Verhielte
sich dies so, dann wäre der Einwand triftig. Denn — und
hierin vermag ich der gegenteiligen Schnitzlerschen Argumen¬
tation nicht ganz zu folgen —: ob der Dichter Historisches,
ob Gegenwärtiges gestalte: in beides muß er seine Zeit,
in jenes mittelbar, in dieses unmittelbar tragen und seinen
Gegenstand erst dadurch gültig, das heißt objektiv not¬
wendig machen. Insofern eben unterscheiden sich
Historiker und Dichter: gibt der Historiker der von ihm dar¬
gestellten Zeit, was dieser Zeit war, so gibt ihr der Dichter,
was dieser Zeit ist, indem er durch sie die seine erweckt.
Nicht um jenes vielberufene „Zeitgefühl“ handelt es sich hier,
das mißverständlich als Für=die=Zeit=Gefühl reklamiert wird;
es kann ebensogut ein Gegen=die=Zeit=Gefühl sein: nur ein
Ohne=Zeit=Gefühl, eine förmliche Zeitapathie wäre, weil ganz
und gar lebensfremd und dadurch gestaltungsfeindlich, von
Uebel. Daß jener Elfenbeinturm, auf den sich seinerzeit die
Literatur mit einigem Stolze, mit einiger Affektation, mit
einiger Einsiedlergeste vor dem Leben zurückzog — daß
diese splendide Zuflucht heftig ins Wanken geriet, ist nur
dienlich. Dech wann galt das von Arthur Schnitzler, der, um
das eklatanteste Beypiel zu nennen, mit dem „Professor