Bede
B
derSreungnken
Ne L
Mateessessseeeseeeeeeeanane.
ARGUS SUISSE ET INTERNATIONAL
DE LA PRESSE S. A.
23, rue du Rhöne - Genéve
Adr. télégr.: Coupures-Genève — Tél. Stand 40.055
Bureau International de coupures de journaux
Traductions de et en toutes langues
Correspondants dans toutes les grandes villes
Extrait du Journal:
Aeniaene venn A 1n 1
ou. 14 0C7. 626
14. OKPOBER 1928
SCHÖNE LITERATUR
ARTUR SCHNITZLER, Buch der Sprüche und Bedenken.
Phaidon-Vertag.Wie
Dast es einen Geist vog der subtilen Dialektik Schnitzlers
reizen mußte, seine Ged(gken einmal nicht in der Sprache und
verborgen im Charakter erfundener Personen, sondern im
eignen Namen und als persönlichen Ausdruck zu äußern, ist
verwunderlich.Das Buch der Sprüche und
B#denken, das gewiß nicht ohne Absicht schon im Titel
an die Namen östlicher Weisheitsbücher anklingt, gibt in seinen
vielleicht 400 Aphorismen die Ergebnisse eines distanzierten
ordnenden und geordneten Denkens, dem die Dinge als Er¬
scheinungen nicht mehr wichtig sind, sondern nur noch als
Sinn-Bilder geistiger Wesenheiten. Es ist ein Buch des Alters¬
denkens, dem das Begriffliche gewichtig und fast körperlich
wird zum Begreifbaren und notwendig Falbaren; es ist die
analysierende Wertbrüfung der Denkelemente eines dich¬
terischen Lebens. Die Abschnitte haben Überschriften wie
„Ahnungen und Fragen“, „Verantwortung und Gewissen,
es sind Kategorien der Seelen¬
„Wunder und Gesetze“
haltung, die hier mit einer durchsichtigen Feinheit seltener
Art durchleuchtet werden. Die Sprüche und Bedenken
schnitzlers sind nicht, wie vielfach derartige Bücher, neben
las dichterische Werk gestellt; sie enthalten vielmehr sein
lenkerisches Gerüst, die Grundlagen, auf denen die frühe
Inatolwelt gleichermallen ruht wie die unerregte, gelassene
vormbildung des späten Romanwerks Therese. Nuch innen,
ür den Dichter, bedeuten sie eine Ordnung, nach aufen, für
len Freund seiner Werke, eine Stützung der persönlich er¬
ichteten Welt, Grund genug, ihnen mit der besondern Auf-Y.
nerksamkeit zu begegnen, die einem der feinsten Menschen
K. H. Ruppel.
estalter der Gegenwart gebührt.
1 —
box 35/3
de journaux.
toutes langues.
vorrespondants dans toutes les grandes villes.
Extrait du Journal:
Die Literatur
Adresse:
ST UTTGART
Jenvier 1930.
Date:
in
10
/Buch der Sprüche und Bedenken. Aphorismen und
Fragmente. Von Arthur Schnitzler. Wien 1927, Phai¬
don=Verlag. 235 S.
Aphorismen sind Essays en miniature, die ökonomischste
Kunstform. Das Gewicht, das sonst auf ganze Seiten sich
verteilt, krallt sich bei ihnen möglichst in einen einzigen Satz
zusammen und muß tatsächlich Krallen haben; darum be¬
dient sich der Aphorismus des Paradoxons. Aphorismen
sind Spitzfindigkeiten; wenn sie keine Spitze haben, sind sie
verfehlt.
Über die oben angeführten numerierten „Gedanken für
Denkende“, das „ABC des Lebens“, die in Metaphern
ausgedrückten Binsenweisheiten „Jenseits der Einsamkeit“.
und die Definitionen, die sich als „Betrachtungen und Be¬
merkungen“ bezeichnen, geht man am besten schweigend
hinweg.
Erst wo zu dem Gedanken ein außergewöhnlicher Charakter
hinzutritt, wo Thema und Formulierung durch das Schmelz¬
feuer eines schöpferischen Hirns hindurchgegangen sind,
wird ein Einfall auch als Aphorismus endgültig. Die ge¬
schmeidige Dialektik war schon in den Theaterstücken Arthur
Schnitzle spicht das Unwichtigste, in seinem Buch der
Sprüche und Bedenken“ hören wir nun die Dialektik in
direkter Anxede. Der Dichter, sonst versteckt hinter den Figu¬
ren seiner Phankasis, bekennt sich und rechtfertigt sich persön¬
lich. In Sinnsprüchen und kurzen Erörterungen äußert er
sich zu Fragen des allgemeinen Menschenlebens, zur Reli¬
gion, Politik, Literatur und natürlich auch zu Liebesfragen;
als Skeptiker, wie es alle klugen Männer sind. Er schreibt
selber das Motto vor seinen Zettelkasten: „Tiefsinn hat nie
ein Ding erhellt; Klarsinn schaut tiefer in die Welt.“ Jeder
der mehr als 400 Aphorismen ist eine Endsumme, drückt in
konzentrierter Kürze überraschende Differenzierungen aus,
scharfsichtige Feinheiten eines Lebenskundigen. Eins jener
besonderen Bücher, in denen immer wieder Dinge zum
erstenmal ausgesprochen werden, die unsere eigene Einsicht
vielleicht schon erkannt, aber noch nicht ins faßbare Bewußt¬
sein ausgenommen hatte. Ein Buch statt vieler Bücher, das
Kompendium der Erfahrungen eines seiner selbst gewissen
Menschen.
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Ne L
Mateessessseeeseeeeeeeanane.
ARGUS SUISSE ET INTERNATIONAL
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Adr. télégr.: Coupures-Genève — Tél. Stand 40.055
Bureau International de coupures de journaux
Traductions de et en toutes langues
Correspondants dans toutes les grandes villes
Extrait du Journal:
Aeniaene venn A 1n 1
ou. 14 0C7. 626
14. OKPOBER 1928
SCHÖNE LITERATUR
ARTUR SCHNITZLER, Buch der Sprüche und Bedenken.
Phaidon-Vertag.Wie
Dast es einen Geist vog der subtilen Dialektik Schnitzlers
reizen mußte, seine Ged(gken einmal nicht in der Sprache und
verborgen im Charakter erfundener Personen, sondern im
eignen Namen und als persönlichen Ausdruck zu äußern, ist
verwunderlich.Das Buch der Sprüche und
B#denken, das gewiß nicht ohne Absicht schon im Titel
an die Namen östlicher Weisheitsbücher anklingt, gibt in seinen
vielleicht 400 Aphorismen die Ergebnisse eines distanzierten
ordnenden und geordneten Denkens, dem die Dinge als Er¬
scheinungen nicht mehr wichtig sind, sondern nur noch als
Sinn-Bilder geistiger Wesenheiten. Es ist ein Buch des Alters¬
denkens, dem das Begriffliche gewichtig und fast körperlich
wird zum Begreifbaren und notwendig Falbaren; es ist die
analysierende Wertbrüfung der Denkelemente eines dich¬
terischen Lebens. Die Abschnitte haben Überschriften wie
„Ahnungen und Fragen“, „Verantwortung und Gewissen,
es sind Kategorien der Seelen¬
„Wunder und Gesetze“
haltung, die hier mit einer durchsichtigen Feinheit seltener
Art durchleuchtet werden. Die Sprüche und Bedenken
schnitzlers sind nicht, wie vielfach derartige Bücher, neben
las dichterische Werk gestellt; sie enthalten vielmehr sein
lenkerisches Gerüst, die Grundlagen, auf denen die frühe
Inatolwelt gleichermallen ruht wie die unerregte, gelassene
vormbildung des späten Romanwerks Therese. Nuch innen,
ür den Dichter, bedeuten sie eine Ordnung, nach aufen, für
len Freund seiner Werke, eine Stützung der persönlich er¬
ichteten Welt, Grund genug, ihnen mit der besondern Auf-Y.
nerksamkeit zu begegnen, die einem der feinsten Menschen
K. H. Ruppel.
estalter der Gegenwart gebührt.
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de journaux.
toutes langues.
vorrespondants dans toutes les grandes villes.
Extrait du Journal:
Die Literatur
Adresse:
ST UTTGART
Jenvier 1930.
Date:
in
10
/Buch der Sprüche und Bedenken. Aphorismen und
Fragmente. Von Arthur Schnitzler. Wien 1927, Phai¬
don=Verlag. 235 S.
Aphorismen sind Essays en miniature, die ökonomischste
Kunstform. Das Gewicht, das sonst auf ganze Seiten sich
verteilt, krallt sich bei ihnen möglichst in einen einzigen Satz
zusammen und muß tatsächlich Krallen haben; darum be¬
dient sich der Aphorismus des Paradoxons. Aphorismen
sind Spitzfindigkeiten; wenn sie keine Spitze haben, sind sie
verfehlt.
Über die oben angeführten numerierten „Gedanken für
Denkende“, das „ABC des Lebens“, die in Metaphern
ausgedrückten Binsenweisheiten „Jenseits der Einsamkeit“.
und die Definitionen, die sich als „Betrachtungen und Be¬
merkungen“ bezeichnen, geht man am besten schweigend
hinweg.
Erst wo zu dem Gedanken ein außergewöhnlicher Charakter
hinzutritt, wo Thema und Formulierung durch das Schmelz¬
feuer eines schöpferischen Hirns hindurchgegangen sind,
wird ein Einfall auch als Aphorismus endgültig. Die ge¬
schmeidige Dialektik war schon in den Theaterstücken Arthur
Schnitzle spicht das Unwichtigste, in seinem Buch der
Sprüche und Bedenken“ hören wir nun die Dialektik in
direkter Anxede. Der Dichter, sonst versteckt hinter den Figu¬
ren seiner Phankasis, bekennt sich und rechtfertigt sich persön¬
lich. In Sinnsprüchen und kurzen Erörterungen äußert er
sich zu Fragen des allgemeinen Menschenlebens, zur Reli¬
gion, Politik, Literatur und natürlich auch zu Liebesfragen;
als Skeptiker, wie es alle klugen Männer sind. Er schreibt
selber das Motto vor seinen Zettelkasten: „Tiefsinn hat nie
ein Ding erhellt; Klarsinn schaut tiefer in die Welt.“ Jeder
der mehr als 400 Aphorismen ist eine Endsumme, drückt in
konzentrierter Kürze überraschende Differenzierungen aus,
scharfsichtige Feinheiten eines Lebenskundigen. Eins jener
besonderen Bücher, in denen immer wieder Dinge zum
erstenmal ausgesprochen werden, die unsere eigene Einsicht
vielleicht schon erkannt, aber noch nicht ins faßbare Bewußt¬
sein ausgenommen hatte. Ein Buch statt vieler Bücher, das
Kompendium der Erfahrungen eines seiner selbst gewissen
Menschen.
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