IV, Gedichte und Sprüche 4, Der Geist im Wort und der Geist in der Tat, Seite 28

Nort und der Geist
in der Tat
Der Geist in
Individuum, letzter Einheit, unwiederholbarer Einmaligkeit des
Kranken und seiner generellen, immer wieder angetroffenen
Züge — sei es des Wesens, sei es der Erkrankung — erlebt
niemand öfter, niemand eindringlicher als gerade der Arzt.
Vielleicht ist es diese so schwer auflösbare Antinomie, welche
so manchen Arzt dazu treibt, in außer-medizinischen Gebieten
die Harmonie und Einheit zu suchen, die er innerhalb seiner
eigensten Tätigkeit, in der Diskrepanz von Wissenschaft und
Praxis, nicht zu erreichen glaubt. Es ist vielleicht darum nicht
wunderbar, daß — abgesehen von möglichen letzten Ver¬
wandtschaften der personalen Strukturen — unter Arzten die
Neigung zu Kunst und zu Philosophie immer am Werke war,
und nicht wunderbar, daß in Zeiten wissenschaftlicher Un¬
sicherheit wie die heutige, solche Neigung merkbarer wird
denn je. Aber diese Beunruhigungen unseres Denkens sind,
stellt sich heraus, doch nicht nur in der eigentlich ärztlichen
Situation zu Hause, sie entstammen der ewigen Problematik
der Menschheit und führen in sie wieder hinein. Und es ist
lehrreich zu sehen, wie ein Mensch, der solches als Arzt zu
erleben gezwungen und als Dichter zu gestalten vermag, sich
mit diesen Fragen auseinandersetzt. Vielleicht dürfen wir von
Arthur Schnitzler einmal noch mehr als nur vorläufige
Bemerkungen erwarten — einstweilen sind uns schon diese
reichlicher Gewinn.
Gesellsehatts-Ruchdruckerei Brüder Hollines Wien, III., Steingasse ##.
box 35/4
Separatabdruck aus der „Wiener
(Nr. 31.
Verlag von Moritz Perles,
Nachdruck verboten, event. Genehmigung ist
Ein philosophischer Versu
Von RUDOL
Spricht ein Dichter über D
erheblichen Gewinn erwarten. 0
malig geschaut, was systematisch
Um so mehr wird man aufhorch
der ärztlicher Schulung gleicherm
wie jene eigenartig zwischen th
konkretester Individualisation sc
welche dem Arzte eignet Schni
wort, „das Gebiet des menschlic
stellen“. Diese „Vorläufigen Bemer
wie der Untertitel lautet, stellen
Typik der Gestalten, in welchen
sonen in Erscheinung tritt. Dies
tirundgedanken der Schrift rich
Ebenen: der des Wortes und
konkretisiert sich der Geist in
deren jeder im Bereiche des Ne
symbolisch bezeichnet durch Satar
Gott — einen Gegenspieler und
findet. Aber nicht diese Typologi
vielleicht wirklich sehr richtig
der eigentliche Grundgedanke de
wesentliche Gewinn, den auch der
der Geistigkeit Interessierte da
und der auch, sogar insbesond
sondern etwas anderes, das in
Begabungen und Seelenzustände
nämlich werden von Schnitzler
Geistesverfassungen, die allein in
sind. Diese gelten ihm als etwe
Fixes, Einheitliches und Kernhaf
während dieses „Kriterium der U
Der Geist im Wort und
(S. Fischer.) 1927.