IV, Gedichte und Sprüche 4, Der Geist im Wort und der Geist in der Tat, Seite 27

box 35/4
Der Geist in Nort und der Geist in der Tat
Scheidung von Wort und Tat ist wohl nicht als eine empirisch
ngen im gleichen Sinne und
verwirklichte, sondern als eine ideelle zu denken.
komme“ Von den Geistes¬
Die Gedrängtheit der Darstellung macht es nahezu
daß sie an morphologische
unmöglich, daraus noch einen Anszug zu geben. Es genüge
uch für die spezifischen Be¬
daher ein Beispiel, um daran die Methode ersichtlich zu
möge, daß aber die Seelen¬
machen. In dem den Geist im Worte versinnbildlichenden
nente, zu denen nur eine
Diagramm erscheint auf der positiven Seite der Historiker,
ege, bedingt wären. Zu den
als dessen Widerspiel auf der negativen Seite der Journalist,
ssanterweise — und ich halte
welche näher bestimmt werden, der eine als: Kontinualist,
htig — auch die gemeinhin
Geschichtschreiber, der andere als Aktualist, Tagschreiber.
kteranlagen, Temperamente,
Hinter der ganzen Lehre steht eine bestimmte Lebens¬
agt, daß diese Seelenzustände
philosophie, die man wohl mit Recht eine tragische heißen
dagegen die tiefen Strukturen
darf. Denn, daß es — als Geistesverfassungen unveränderliche
gebunden blieben. Allerdings
schicksalhaft zum Bösen determinierte Typen geben solle,
ücklich gegen eine materia¬
heißt, daß es in der eigentlichen und tiefsten Struktur der
es bestehe wohl eine
Welt gelegen sei, aus sich heraus Unheil und Ubeltat zu er¬
einmal eine Abhängigkeit
zeugen. Das aber macht den Sinn der Tragik aus, daß die
Begabungen einerseits, den
Katastrophe sich wesensgesetzlich aus dem Sein des Menschen
Daß hier ein Unterschied
oder der Welt entfalte. Schnitzler aber sieht offenbar noch
tesverfassung und Charakter¬
mehr Tragik, als nur diese der Welt oder der Menschheit.
Wichtigkeit. Es kommt dies
Denn es scheint, daß er alles Wirken von vornherein irgend¬
enen Scheidung von P’erson
wie dem Bösen verhaftet glaubt, mehr noch: alles Da-Sein
zweiten hat, aber nicht er
überhaupt, wenigstens sofern es menschliches Dasein ist.
Schnitzler, daß es „kaum
Denn er meint, „ein Hauch höllischen Geistes sei dem positiven
Vorkommen auf die Reprä¬
Typus nicht nur zur Möglichkeit des Wirkens, sondern schon
s negativen Typus beschränkt
zum Da-Sein geradezu unerläßlich“. Dieser Tragik steht —
Affinitäten zwischen Geistes¬
man weiß nicht recht, ob wiederum tragisch oder vielmehr
Goethe hätte gesagt:
versöhnend — die Tatsache zur Seite, daß der Mensch des
mären und sekundären Zügen
negativen Typus ein Streben oder eine Sehnsucht nach dem
Seelenzustände zu Charakter¬
Positiven mit sich trage. So geht diese Spaltung in positiv
uen. Ferner treten manche
und negativ nicht nur durch die Menschheit und Geschichte,
Typen als Charakteranlagen,
sondern durch das einzelne konkrete Individuum hindurch.
stände oder Stimmungen auf.
Schnitzlei unternimmt es nicht, im einzelnen zu be¬
enigen Worten Eigenschaften,
stimmen, worin das P’ositive oder Negative letztlich gründe.
ennzeichnen. Seine Fassungen
Denn seine „imaginäre Verlängerung“ hinauf zu Gott oder
einer Charakterologie und
hinab zu Satan hat offenbar keine seinshafte Bedeutung. Es
ung der Typen des Geistes
geht auch kaum an, aus den Charakteristiken, die den ent¬
als eine Reihe von Werten
gegengesetzten Typen zuteil werden, solche Letztheiten heraus¬
Scheidung in negative und
lesen zu wollen. Etwa:-der Priester will Andacht, der Pfaffe
ns nur als eine idealer oder
Unterwerfung, der Staatsmann Entwicklung, der Politiker
bucreto sich sowohl mengen
Parteisieg so verlockend es wäre, hier weiter zu folgern.
iedenartigen Charakterzügen,
Daß hier ein philosophischer Kopf spricht, daß hier ein
en können, daß anscheinend
Dichter Zusammenhänge aufdeckt, ist einsichtig. Fragen wir,
ommen. Es kann hier nicht
wo der Arzt zur Geltung komme. Recht eigentlich ärztlich
, wie sie Schnitzler hat,
gesehen scheint mir jene Scheidung von Geistesverfassung und
talten erschöpfe. Sind seine
Eigenschaften oder Zustünden etc. Diesen Widerstreit von
Bemerkungen“. Auch die