IV, Gedichte und Sprüche 7, Spaziergang, Seite 2

Spaziergang box 35/5
.P Wünsche sprechung diesel hochlbichtigen Augelegenheit einleitete.
habe
Der Minister erhielt auf seine Frage beiläufig die nach¬
Elmen und
ent, welcher einst sein derselben freundlichst ent#
schließlich zugesagt, sein Mö ####s für die Inter¬
stehenden Aufklärungen: Das vor sieben Jahren geschaffene
er mit der Ausweisung
Stabeisen=Cartell sei eine Organisation nicht zu dem
essen der einschlözigen Indr De zu thun, worauf
ht einverstanden war.
die Deputation ebe so huldvoll entlassen wurde — diese
Zwecke, um etwa die Preise auf einer Höhe zu halten, die
blitischen Vergangenheit
in den Productionsverhältnissen nicht begründet ist, sondern
hergebrachten Redensarten reichen für die Besprechung nicht
ie Unterstützung, welche
vornehmlich zu dem Zwecke, um die Beule jedweden wirth¬
Kammer dem Cabinet aus, die heute zwischen dem Chef unseres Handelsamtes und
dorben worden. Es ist mir geschehen, daß ich beim Guschel¬
„Merkwürdig!“ sagte Hans. „Als ich vor zwei oder
el.*)
drei Jahren ein paar Monate im Auslande verbrachte, habe
bauer saß und sich bei dem köstlichen Lied vom „Alten
Drahrer“ nichts in mir regte. Ich habe das Herz von einem
ich mich wohl nach der Ringstraße, nach unseren Theatern,
„echten Weana“ preisen gehört und beinahe vergessen, daß
nach dem Rathhause, nach einigen schönen Wiener Mädeln
9.
ich selbst eins habe! Der Reim von die „Tanz“ und „Gstanz“
und ein bischen nach euch gesehnt, aber das wahre Heim¬
imm. Es war draußen,
hat mich ungerührt gelassen — und ich war nahe daran,
weh, das, bei dem Einem die Thränen kommen, das habe
Reihe dehnten sich hohe
darüber zu höhnen, daß der alte Steffel oder gar der
ich doch eigentlich nur empfunden, wenn mir die Erinnerung
elber Farbe schimmernd.
Vater Radetzky mit Interesse auf uns niederschaut. Das soll
an Orte kam — wie der da einer ist. Hier ist für mich die
n Hemdärmeln schauten
wieder anders werden. Ich muß meine Naivetät wieder be¬
Seele Wiens. Hier, wo es anfängt, so still . . . so einsam
Tramway mit gedanken¬
kommen. Mein heiteres Wien will ich mir wieder entdecken,
zu werden ..
schlotternden Blousen
das, wofür ihr Alle nicht die richtigen Augen habt. Wo du
„Aber entschuldige,“ sagte Max, „gerade hier hört ja
en auf den Straßen,
hinschaust, Hans, da siehst du nur die stumme Wehmuth
das Charakteristische auf. Das ist vielleicht eine halb un¬
matt grünenden Wiesen,
der Dinge und die unbesorgte Beschränktheit der Menschen.
bewußte Erinnerung, welche sich für dich mit dieser Stelle
hinaus in schüchternes
Für dich, Max, ist überall die Dürre des Gesetzmäßigen
verknüpft und gerade hier dieses Gefühl der Heimat so stark
iche Menschen, die sich
und Nothwendigen. — Und gar du, Stefan! — Für dich
werden läßt. Möglicherweise liegt es auch daran, daß hier
zu wissen; Buben
sind überall Komödianten, die dir ahnungslos was vorspielen
die Stadt als ein Ganzes vor dir liegt, und daß du sie
elten oder hin und her
müssen. Manchmal hast du die Güte, zu applaudiren, öfters
geordneter siehst, als wenn du durch ihre Straßen wandelst.
en Feierabendgesichtern,
aber bist du zerstreut oder nicht in der Laune, hinzuhorchen.
Oder auch die Eindrücke, die du aus der Stadt mitbringst,
die, meist zu zweien
Ich will anders sein, wie ihr Alle! Ich will, was ihr
fangen erst hier, wenn es einsam und stille um dich wird,
eld schritten; zuweilen
eigentlich Alle nicht könnt, mit ihnen, unter ihnen leben.“
zu wirken an.“
gewandert kamen, um
„Aber es braucht durchaus nicht so zu sein,“ warf
„Mit einem Worte, du willst dich unterhalten,“ sagte
Grenzgebietes zu kosten,
Stefan ein, „denn man braucht ja nicht gerade das
Hans etwas verächtlich.
ihr dumpfes, langes,
Charakteristische seiner Heimat zu lieben. Ja, nicht einmal
„Nein, unter ihnen, als einer von ihnen will ich leben.
n, tröstlichen Seufzen
irgend etwas, was thatsächlich vorhanden ist. Was mich
Ich will, wie die Jugend, der Zufall und die Abenteuer mich
anlangt, so bin ich darauf gekommen, daß das, was ich
führen, durch das ganze Leben Wiens schlendern.“
nde heute da heraus
an Wien so lieb habe, längst nicht mehr da ist. Ich habe
„Wenn dir nicht die Naivetät dazu fehlen möchte,“ warf
le Schatten schlichen an
die Häuser von 1760 gern, die längst niedergerissen sind,
Max ein.
ie sich auf den Dächern
und die Wiener Damen von 1820, die längst gestorben sind,
„Mir?“
auf den letzten Häusern
und die Wiener Walzer, die traurigen, vom alten Strauß,
imer. Und sie spazierten
„Gerade dir! Denn du bist ja doch nur ein verschämter
die man nimmer spielt. Und wenn ich einmal über den
n. Die Straße war jäh
Localpatriot. Du hast das kindische Bedürfniß der Zärtlichkeit
Ring bummle, im Frühjahre, und ich fühle nich behaglich,
Sie wandten sich um
für deine Nebenmenschen, und da du nicht groß genug bist,
so merke ich gleich, daß ich eigentlich ein Herr von 1970
um die ganze Welt zu lieben, so begnügt sich dein bequemes
zurück, aus dem die
bin, und ich sehe alle die Leute, wie ich sie auf Bildern nach
schienen. Sie blieben
Herz mit dem kleinen Fleck Erde, den du kennst.“
vielen Jahren sehen würde.“
„Daß ich es liebe, gebe ich zu, daß ich es kenne, nicht.
„Das glaubst du nur!“ rief Fritz. „Es ist nur ein
Und ich möchte es kennen! Was weiß ich denn eigentlich
Raffinement mehr, um sich am Lebendigen zu freuen.
soll in losen Stizzen die
davon? Ich kenne die Straßen, die Gebäude, ich kenne die
Gelegentlich überzeugt man sich aber auf die angenehmste
llschaft und Volk, Salon
Mundart, die der Wiener spricht, ich kenne Typen, Gesell¬
Weise, daß man doch nicht mit Schatten oder Bildern zu
rLeben will er Stück für
schaftskreise, ich kenne den Corso auf dem Ring, das Treiben
ben Ferdinand v. Saar,
thun hat; nicht wahr? Und ich lasse mir von dir, Hans,
im Prater, die Burgmusik — aber was den Duft dieser
C. Karlweis, Gustav
mein lustiges Wien nicht trauyig, und von dir, mein lieber
i, Karl Rabis, Theodor
Dinge macht, und wieso es eigentlich kommt, daß uns oft
Stefan, mein lebendiges Wien nicht historisch machen. Ja,
I, Arthur Schnitzler,
in einem stillen Praterspaziergange, oder auf dem alten Platz
verachtet mich nur. Ich bin ja auch wirklich von euch bei¬
Bahr und Andere ver¬
vor der Minoritenkirche, oder aus einem Worte eines süßen
nahe schon in meinen heiligsten Wiener Empfindungen ver¬
merkung der Redaction.
Gr