V, Textsammlungen 5, Masken und Wunder. Novellen, Seite 17

ob Berere
Bureau für Zeitungeaueschnitte. *
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21!
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5. Masken und Nunder
(Liest die meisten Zeitungen und ist dan
bestorganisierteste Bureau Dautschlands.)
Bohemia
Zeitung
———
Prag
Or: —


Datum: —

Kanft, Wissenschaft und Literatat.
Neue Novellen Schnitzlers.
Unmittelbar vor der heutigen Feier von Arthur
Schnitzlers fünfzigstem Geburtstag hat der Verlag
S. Fischer, Berlin, der zugleich drei Bände gesam¬
melter Erzählungen des Dichters ankündigt, einen
neuen Novellenband mit dem Schaffen der Jahre seit
den „Dämmexseelen“ erscheinen lassen. Der Titel?
ist „Masken und Wunder“ Abermals
sind es ellgsche Meisterwerke, von klarer, in sich voll¬
endeter Sprachkunst und mit der zwischen Leben und
Tod versonnen dahinwandelnden Philosophie ihres
Antors. Den Kranz wird man diesmal der Novelle
„Der Mörder“ zuerkennen, die ein tiefes Problem,
Klose & Seidel
das Verbrechen eines harten Ehrgeizigen an seiner
Geliebten und die Schicksalsfühne, mit grausamer
Bureau für Zeitungeausechnitte.
Eindringlichkeit behandelt. Dann der „Tote Ga¬
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 211
briel“ eine Geschichte von tragischem Sterben, Liebe
über den Tod hinaus und auf den Feind des Ge¬
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
liebten abgelenkien Gluten des Hasses. An dritter
bestorganisierteste Bareau Deutschlands.)
Stelle die „Redegonda“ die mit verdoppelter und
dreifacher Ironie das Gespenstische auflösende Trau¬
mesvision, vie man in Prag von Schnitzler selbst
vorlesen gehört hat. In goethisch zeitloser Prosa ist
teg
die „Hirtenflöte“ geschrieben, die der Uebergang zum
Symbol ist, das Drama eines durch alle Abenteuer,
alle Schuld und alle Aengste hindurchgejagten, von
G
verzeihender Liebe erlösten Frauendaseins. Der###
„Tod des Junggesellen“ klingt an das einaktige
Datum: —
L
Drama „Die letzten Masken“ an. Ein Buch der häth¬
sten Reife und ein Versprechen kommender Erye¬
jahre.
gellendes Gelächter über den unsinteber-elord¬
Feuilleton.
nung, die das Einzelwesen in die Maschen ihres
Determinismus zappeln und leiden läßt. In der
Literatur, Künst und Wissenschaft.
präzisen Darstellung der Handlung und der Szenen
F. M. Genau auf den fünfzigsten Geburtstag
zeigt sich der routinierte Dramatiker und scharfe.
Arthur Schu#tiars ist von ihm in S. Fischers
Psychologe, im sachlich kühlen, mehr geistreichen als
Verlag in Berlin ein neuer Novellenband erschienen,
sinnlichen Stil der feine Dialektiker.
betitelt „Masken,und Wunder“. Der Dichter
der „Liebelei“=bewegt sich diesmal nicht auf realisti¬
W. Mackenzie: Alle Fonti della Vita.
schem Boden, sondert opfert zur Abwechslung dem
A. F. Formiggini. Editore Genova. 1912.
Symbolismus. Alle sechs Stücke sind mehr oder
Kürzlich ist in Genua in italienischer Sprache
weniger phantastisch=symbolischen Charakters, das
ein Buch erschienen, das weitere Verbreitung ver¬
letzte ist sogar eine eigentliche Parabel. Wenn aber
dient und auf das hier auch deshalb hingewiesen!
auch in allen Erzählungen die Handlung phantastisch
werden soll. „An den Quellen des Lebens“
ist, so ist es doch der psychologische Kern nicht. Dieser
betiteit der Verfasser sein Werk, das mit großer ###
ist vielmehr sehr realistischer Natur, beinahe wie in
Liebe und Sachkenntnis geschrieben und von dem ##
dem sehr pikanten, beinahe berüchtigten Bande
Verleger außerordentlich schön ausgestattet worden:
„Reigen". Der Dichter hat diese poetische Form ge¬
ist. Der Verfasser hat zusammen mit verschiedenen;
wählt, um das psychologische Problem um so reiner
italienischen Fachgelehrten von Genua (Prof. Artom,
darstellen zu können. Das Resultat ist für die mensch¬
Dr. Brian, Dr. Forti, Prof. Issel) vor einigen Jah¬
liche, speziell die weibliche Psyche, die sich hier in
ren in Quarto bei Genua eine biologische
ihrer Nacktheit in allen Flächen des Prismas bricht,
Station gegründet („Laboratorio Marino di Quarto“
nicht gerade schmeichelhaft. Schwäche, rätselhafte
dei Mille“), in welcher vor allem biologische Studien
Launenhaftigkeit und Untreue sind die Spektren
und Experimente über die Meeresfauna, die gerade.
dieser Prismen. In dem Stück „Die Hirtenflöte“
in dem Golf von Genua sich so reichhaltig und in¬
unterliegt die von ihrem Gatten zur Erprobung ihrer
teressant vorfindet, ausgeführt werden. Aus Beob¬
Stärke freigegebene schöne Frau den Lockungen
achtungen und Arbeiten in diesem Laboratorium ist
immer neuer Männer, in „Der Tod des Jungge¬
zum Teil dieses Buch hervorgegangen; zum großen
sellen“ bekennt der Held in einem nachgelassenen
Teil aber fußt es auf persönlichen mühevollen Pri¬
Brief an seine Freunde, daß er eines jeden Gattin
vatstudien und Arbeiten des Verfassers in den letz¬
besessen. Auch in den übrigen Novollen spitzt sich die
ten zehn Jahren.
Pointe auf die Untreue der Frau zu, wie es nicht
Im ersten Kapitel „Le generazioni alternanti“!
anders sein kann in einer Gesellschaft, in der sich
(Die wechselnden Generationen) schilderi der Ver¬
der Verkehr der Geschlechter nur um den einen' fasser in allgemeinen, weiten Zügen die wechselnden
Vunkt dreht. Die kurze Parabel am Schlusse ist einGenerationsformen, beleuchtet bioloaische interessante