V, Textsammlungen 5, Masken und Wunder. Novellen, Seite 36

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##, malland, Minneapolis, New-Vork.
, Kom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähs).
Ausschnitt aus: Breie auer Morgen Zeitung
vom: 24.0fl. 1072

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Arthur-Schnitzler als Symboliker. Auf den Gabentisch seines
itterarsiche Deutschland mit Lol¬
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und Lorbeer verschwenderisch schmückte, häk 'sich=Arthur Schnitzler
selbst ein neues Werk gelegt: den Novellenband „Masken und
Wünder“. (S. Fischer, Berlin.) Der Dichter betritt mit dieseme
Bande das Gebiet des Symbolismus, der für ihn bis dahin eine#
terra incognita war, und auch in diesem Buche — ganz besonders in
der „Hirtenflöte“ — noch immer ist. Diese einleitende Novelle er¬
zählt im Tone eines modernen Märchens die wunderbaren Schick¬
sale der schönen Dionysia, die ihr mit der Sterndeutekunst ver¬
trauter Gatte in die Welt schickt, da ihm in stiller Nachtstunde in
der Zwiesprach mit den Sternen die Einsicht kam, daß „das tiefste¬
Geheimnis ihrer Seele noch verborgen und unentdeckt in ihr ruhe“.
Dionysia folgt dem seltsamen Gebote, zieht ins Leben, wird nach¬
einander die Geliebte eines armen Hirten, eines Großindustriellen
geht während eines Volkskrieges durch tausend gierige Hände, avan¬
ciert dann zur Gattin eines Grafen, den sie als Amazone in den
Krieg und den Tod begleitet und erklimmt schließlich auf der Liebes¬
leiter die Sprosse einer fürstlichen Maitresse. Dann erst erfüllt sich
ihr Schicksal. Sie kehrt zu ihrem ersten Gatten zurück, der sie, als
sei nichts geschehen, in seine Arme schließt und die zum Widerspruch
reizenden Worte spricht: „Du hast dein Leben gelebt, Dionysia.
Reiner steht du vor mir als all jene anderen, die im trüben Dunste
ihrer Wünsche atmen“ Dionysia aber geht aufs neue in die Welt
um nie zurückzukehren. Das alles ist mit künstlerischem Stilgefühl¬
in Worten von edler, gehaltvoller Pragung erzählt. Aber das allein.
war wohl nicht des Dichters Absicht. Das Märchen war wohl nur
das Gefäß, in dem er uns Weltweisheit aus den Tiefen der Frauen¬
seele kredenzen wollte. Aber es ist beim Wollen geblieben. Wir
ahnen die Absicht, erkennen sie vielleicht mit Aufgebot guten Willens
aber die Erfüllung bleibt uns der Dichter schuldig. Aehnlich geht
es ihm in einigen anderen Novellen, die aber doch erheblich ge¬
schlossener, künstlerisch einheitlicher wirken, als die erste. In dem
ganzen Bande tritt uns Schnitzler als Suchender, mitunter ver
geblich Suchender, entgegen. Er hat auf so vielen anderen Gehieten.

alte und neue Worte gefunden, daß wir zuversichtlich hoffe
auch im Bannkreise, der Symbolik bald als erfolgreichen Pädfinden
und-Wahrheitskünderu begeanen.
F. B.