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5. Masken und Nunder
dem Einem und das in seiner Unterwerfung stolze Gefühl: ich weiß, du
könntest auch ohne mich leben. Was tuts, wenn nur ich nicht ohne dich
leben kann.
Von diesem Entfernten und von dieser Liebe wird mit Worten hier nur
Gesichtern, Bildern und Klängen beladenen Nachen, voll Meerleuchten und
dem dunklen Glanz der Tiefe, und Sonne, Mond und Sterne, Tier und
Menschen und jedes Ding der bunten Welt spiegelt sich bereicherter in ihr.
Tausend flimmernde Rerven erleben hier leidenschaftlich die Umwelt, und
hellhörige Glieder spürt man, die alles aufnehmen mit allen Wurzeln und
ein Erinnerungsgarten duftet mit kleinen Wiesenkräutern und den Wunder¬
blumen der Ferne.
Und immer muß man bei diesem Frauenwesen an Bettina denken,
wenn sie von den Kindertagen erzählt, wo sie mehr auf dem Schrank und
unter dem Tisch zu finden war als am Tisch, wenn sie das Klingende und
Blumige jüdischer Mädchennamen schmeckt, wenn ihr ein goldenes durch
die Luft segelndes Ahornblatt zum Märchen wird.
Verschwistert fühlt sie alles. Die Tiere sind ihr vertraut, die Eulen
weiß, silbrig und braun gefleckt mit großen verschleierten Augen, der Turm¬
uhr im Sternendunst ähnlich, die Kröten, die Schatzhüter, und ihr ganzer
Anhang, die Unken und Itschen, die Padden und Poggen, bei deren Ramen
man ordentlich die „breiten nassen Füßchen die Treppe heraufpatschen hört“.
Grillen und Zikaden und vor allem die Katzen. Und gleich Bertinen sind die
Augen der Irene Forbes=Mosse humorhaft und ihr sprachlicher Ausdruck voll
freudig strotzender Sinnfälligkeit. So entdeckt sie in der Katerphysiognomie
die Ahnlichkeit mit dem Stiefmütterchen, und die schieferblauen trippelnden
Kapuzinertauben erscheinen ihr wie kleine ordentliche Damen in Umschlag¬
tüchern. Und die Bäume liebt sie, das niederrieselnde Gold des Ginster,
die Würze des sonnendurchglühren Tymian, die in der Akropolis=Erinne¬
rung duftet.
Die Seele der Dinge spricht zu ihr, gotische Sreinbilder im Schnee am
blaßrosigen Winternachmittag, wenn die Kerzen brennen und die Drachen
und steinernen Rosen lebendig werden im Spiel der Schatten; das Durch¬
emnander der Docks mit Schiffgerippen und den schiefgestürzten Schiffen,
die wie hilflose Tiere auf der Seite liegen. Der Phankasieblick schweift
über das Alltägliche und Unbedeurende und spiegelt es neu und besonders.
Die „moosgrünen Steinbrüche des Gorgonzola“ entdeckt sie sich, und die
Messingwalze der Spieluhr mit den unzähligen winzigen Stacheln ist ihr
wie ein kleiner goldener Igel am Spieß.
Aus den Wörtern lauscht sie sich ursprunghafte Lebensfülle. So ruft sie
in drei Sprachen den Frühling an. „Spring“, das englische „frisch wie ein
kleiner David, der die Schleuder spannt, mit den Lachen in
winkeln. Prinavera hat eine Schleppe und wandelt durch Lau
und Fruhling? ja, da gehen die Leute schon vor den Toren
die Kinder pflücken Hinmelsschlussel?
Naturfronn, singend und klingend, schwebt hier eine Seel¬
Landschaft; die Landschaft ist Toskana, und die Seele 18
So wird uns Irene zu einer Schwester des heiligen Franz:
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5. Masken und Nunder
dem Einem und das in seiner Unterwerfung stolze Gefühl: ich weiß, du
könntest auch ohne mich leben. Was tuts, wenn nur ich nicht ohne dich
leben kann.
Von diesem Entfernten und von dieser Liebe wird mit Worten hier nur
Gesichtern, Bildern und Klängen beladenen Nachen, voll Meerleuchten und
dem dunklen Glanz der Tiefe, und Sonne, Mond und Sterne, Tier und
Menschen und jedes Ding der bunten Welt spiegelt sich bereicherter in ihr.
Tausend flimmernde Rerven erleben hier leidenschaftlich die Umwelt, und
hellhörige Glieder spürt man, die alles aufnehmen mit allen Wurzeln und
ein Erinnerungsgarten duftet mit kleinen Wiesenkräutern und den Wunder¬
blumen der Ferne.
Und immer muß man bei diesem Frauenwesen an Bettina denken,
wenn sie von den Kindertagen erzählt, wo sie mehr auf dem Schrank und
unter dem Tisch zu finden war als am Tisch, wenn sie das Klingende und
Blumige jüdischer Mädchennamen schmeckt, wenn ihr ein goldenes durch
die Luft segelndes Ahornblatt zum Märchen wird.
Verschwistert fühlt sie alles. Die Tiere sind ihr vertraut, die Eulen
weiß, silbrig und braun gefleckt mit großen verschleierten Augen, der Turm¬
uhr im Sternendunst ähnlich, die Kröten, die Schatzhüter, und ihr ganzer
Anhang, die Unken und Itschen, die Padden und Poggen, bei deren Ramen
man ordentlich die „breiten nassen Füßchen die Treppe heraufpatschen hört“.
Grillen und Zikaden und vor allem die Katzen. Und gleich Bertinen sind die
Augen der Irene Forbes=Mosse humorhaft und ihr sprachlicher Ausdruck voll
freudig strotzender Sinnfälligkeit. So entdeckt sie in der Katerphysiognomie
die Ahnlichkeit mit dem Stiefmütterchen, und die schieferblauen trippelnden
Kapuzinertauben erscheinen ihr wie kleine ordentliche Damen in Umschlag¬
tüchern. Und die Bäume liebt sie, das niederrieselnde Gold des Ginster,
die Würze des sonnendurchglühren Tymian, die in der Akropolis=Erinne¬
rung duftet.
Die Seele der Dinge spricht zu ihr, gotische Sreinbilder im Schnee am
blaßrosigen Winternachmittag, wenn die Kerzen brennen und die Drachen
und steinernen Rosen lebendig werden im Spiel der Schatten; das Durch¬
emnander der Docks mit Schiffgerippen und den schiefgestürzten Schiffen,
die wie hilflose Tiere auf der Seite liegen. Der Phankasieblick schweift
über das Alltägliche und Unbedeurende und spiegelt es neu und besonders.
Die „moosgrünen Steinbrüche des Gorgonzola“ entdeckt sie sich, und die
Messingwalze der Spieluhr mit den unzähligen winzigen Stacheln ist ihr
wie ein kleiner goldener Igel am Spieß.
Aus den Wörtern lauscht sie sich ursprunghafte Lebensfülle. So ruft sie
in drei Sprachen den Frühling an. „Spring“, das englische „frisch wie ein
kleiner David, der die Schleuder spannt, mit den Lachen in
winkeln. Prinavera hat eine Schleppe und wandelt durch Lau
und Fruhling? ja, da gehen die Leute schon vor den Toren
die Kinder pflücken Hinmelsschlussel?
Naturfronn, singend und klingend, schwebt hier eine Seel¬
Landschaft; die Landschaft ist Toskana, und die Seele 18
So wird uns Irene zu einer Schwester des heiligen Franz:
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