V, Textsammlungen 2, Die griechische Tänzerin. Novellen, Seite 3

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denzerin
2. Die gl.iechische—
Tien, Somitad
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in „Andreas Thamehers letzter Brief“ Hinter den
aber auch öfters mit ehrlichem Zorn noch bekämpft. Wie
traurigen Dingen schimmert ein überwindender
sich die Bürger und Honoratioren einer deutschen Klein¬
Wo# Bücher.
Humor, dieses echt österreichische Gefühl der Wehmut,
stadt zu moderner Kunst stellen und zu ihren Trägern,
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deren Schmerz immer noch durch etwas Lichtes oder
ist etwas langatmig — in Ernsts „geruhiger“ Weise —
Eine neue Novellenbibliothek.
Leichtes gemildert wird. So wie sich ja auch in der¬
aber nicht langweilig und oft sehr erheiternd in die
Bibliothek
moderner deutscher
„Liebelei das Leben in jener Zusammenstellung zeigt.
Form einer lustigen Liebesgeschichte gekleidet.
Autoren (Wien, Wiener Verlag):
Artur
in der die Tragik knapp neben den Fröhlichkeiten
Hugo Greinz.
Schnitzler, „Die griechische Sängerin;
Hugo
steht. Schnitzler ist seitdem freilich viel anders ge¬
v. Hofmannsthal, „Das Märchen der 672.
worden, seines „Süßen Mädel“=Motivs hat sich eine¬
Nacht"; Georg Hirschfe.d, „Erlebnis“;
Otto
ganze Anzahl der modernsten Epigonen bemächtigt;
Ernst, „Die Kunstreise nach Hümpeldorf“: Felix
aber er zieht doch noch immer aus den Lichtkontrasten:
Salten, „Der Schrei der Liebe“; O. J. Vier¬
des Lebens seine besten Wirkungen. Siegfried

baum, „Das höllische Automobir; Johannes
Trebitsch begnügt sich in seinem „Vertauften
Schlaf, „Die Nonne“: Anton v. Perfall, „Er
Lächeln mit dessen Schattenseiten. Eine Großstadt¬
lebt von seiner Frau"; Siegfried Trebitsch,
geschichte, der Lebensgang einer Gefallenen. Also nichts
„Das verkaufte Lächeln“; Hans v. Kahlenberg,
sonderlich Neues, weder in ihrem Aufstieg noch in
„Jungfrau Marie“
ihrem Niedergang. Aber Trebitsch bemüht sich, die:
In zehn Bändchen über dreißig Novellen und
Sache tiefer zu nehmen, als es sonst geschieht, und
Stizzen. Die Autoren ohne Ausnahme bekannte
weicht vor allem der Gefahr aus, lüstern zu
und beliebte Erzähler, sämtliche zur „Literatur“ ge¬
wirken, den Sumpf des Sumpfes wegen zu durch¬
hörend und nicht aus jenen weiten, unbegrenzten
waten. Pikant im landläufigen Sinne des Wortes ist
Feldern stammend,
in denen man mit betriebsamem
Hans v. Kahlenberg viel eher. Vielleicht hat sie
Fleiß Lesefutter für das Unterhaltungsbedürfnis
der Erfolg des „Nixchen“ dorthin gedrängt, wo sie;
schafft. Also gibt diese erste Ausgabe einer neuen
sicher ist, gelesen zu werden. In manchen ihrer Stizzen
Novellenbibliothek, deren Entstehen besonders wir
sind solche Konzessionen merlbar, und sie gewährt sie,
Oesterreicher mit Genugtnung begrüßen dürfen, doch
wie es scheint, gar nicht ungern. Was übrig bleibt, be¬
ein kleineres Abbild der deutschen Novelle und No¬
schräutt sich darauf, auf andere Weise zu unterhalten,
vellette der Gegenwart, in der Verschiedenartigkeit der
keinen literarischen Ambitionen zu obliegen, sondern
Autoren sowohl, als auch in der bunten, kaleidoskov¬
lesbare, glatte Durchschnittswaren zu geben. Nicht ein¬
artigen Reihe ihrer an Umfang kleinen Werse. Ohne
mal in den Bänden von Hirschfeld und Schlaf
Ueberhebung können wir diesmal den Oesterreichern
t#itt ein anderes Bestreben hervor. Arbeiten, die neben
den Vorrang zugestehen. Die zwei Bände von Hof¬
größeren Werten laufen, ohne viel Sorgfalt hin¬
mannsthal und Schnitzler enthalten No¬
geschriebens aber immer gut genug, um gesammelt zus
vellen, die nicht mehr unbekannt sind. In Hofmanns¬
werden und einen über leere Stunden angenehm hin¬
thals prächtig geschlossener „Reitergeschichte“ seinem
wegzuhelfen. Auch Anton v. Perfalls Bändchen
„Märchen der 672. Nacht" und „Erlebnis des Mar¬
erfüllt diese Aufgabe, vielleicht noch reiner und unge¬
schalls Bassompierre“ bewunderten wir schon vor
störter. Perfall ist ein Erzähler guten Stils, frei von
etlichen Jahren eine Kunst des Erzählers, wie sie in
Extravaganzen und eigensinnigen Sprüngen. Er wird¬
Deutschland immer seltener wird, ein Umfassen des
seine Freunde, deren er jedenfalls genug hat, auch durch
Lebens und gleichzeitig ein Darüberstehen, wie es nur
seine zwei neuen Novellen nicht enttäuschen. — Die
den Reifen und Großen glückt. Er liebt das Leben
Humoristen der neuen Novellenbibliothek sind Bier¬
dort, wo es noch einen ungelösten Rest des Geheim¬
baum und Otto Ernst. Vierbaum, der seinen fünf
nisvollen birgt, der die zutage tretenden Ereignisse
Geschichten eine gutgelannte Selbstbiographie voraus¬
beschwert, beklemmt und in eine Atmosphäre des
schickt, ist in all diesen bis auf die letzte, in der er dem
Unenträtselten hüllt, und er liebt es, diese Bilder und
deutschen Studententum bitter=satirische Worte sagt,
Schicksale in prunkenden, gewählten Worten wieder¬
der Dichter mit der fröhlichsten, heitersten Phantasie,
zugeben, in seinem Stil, der an den Goethe der
bald gravitätisch einhersteigend, bald sich in den aus¬
gelassensten Sprüngen gefallend. Otto Ernst ist gegen
„Novelle“ erinnert. Schnitzler kann amüsanter sein
als er. In „Exzentrik“, einer der vier Novellen seines
ihn noch immer ein Philister, trotzdem er in seiner
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Bandes, ist er dies mit betonter Absicht, für alle und
„Kunstreise nach Hümpeldorf gerade sehr unsauft mit
dem deutschen Philistertum ins Zeug geht. Aber Bier¬
jeden, ohne mißberstanden zu werden. Er ist es aber
auch in jenen Skizzen, in denen er den tregischen Ton
baum hatte dies nie zu überwinden gehabt, während
es Ernst, zwar mit manchmal überlegenem Hohn,doch
voll anklingen läßt, wie im „Blinden Geronimo,
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