V, Textsammlungen 2, Die griechische Tänzerin. Novellen, Seite 25

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2. Die griechische Taenzerin
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da ich ja in diesem Falle gut zu machen oder meine
wieder; das wäre ein prachtvolles Gegenstück zu seiner
kleton.
erste Ansicht zu wiederholen habe. Das schmale
„Literatur“ aus dem Zyklus „Lebendige Stunden“.
Nachdruck verboten.
Büchlein wäre gar nicht so übel, wenn Herr Trebitsch
Neben manchem, sicher vom Verleger mühevoll er¬
r und anderes.
nur auf diesen ausgeklügelten Titel verzichtet hätte.
worbenen reichsdeutschen Autor findet sich auch Felix
Würde ich den Autor nicht kennen und wissen, daß
Ratschläge zu geben, wird
Salten ein. „Der Schrei der Liebe“ heißt
der es mit seinen Arbeiten wirklich sehr ernst nimmt,
rer. Gar, wenn es Dezember
seine neueste formvollendete Novelle. Gebräche es nur
so müßte ich glauben, er habe gelegentlich im
chtsmarkt sich für komplett er¬
nicht an Raum und forderte nicht die Rücksicht, auch
Freundeskreise gewettet, daß man auch eine Er¬
Qual der Wahl. Dazu kommt.
anderes zu erwähnen, ich würde diesmal gerne über
zählung schreiben kann, die, wenn es sein muß, „Das
ugnende Tatsache, daß, pvenn
Salten weiter ausholen. Er ist noch nicht so bekannt,
verkaufte Lächeln“ heißt. Schließlich sind ja schon
heutzutage sogar die schlechtesten
daß die Erwähnung seines Namens genügt, dami
tollkühnere Wetten abgeschlossen worden. Ich bepann
igut geschrieben sind. Wer sich
man sofort sein neues Buch verlangt. Merkwürdig
also schon mit einem Kopfschütteln das Buch zu lesen.
aden Roman seines Lebens zu
genug, daß es noch so steht. Es gibt in Oesterreich und
Ich muß nun zugeben, daß der Kopf zu der Geschichte
biel besser, viel spannender und
Deutschland ein paar Autoren, für deren Novitäteng
paßt, daß sie vielleicht gar nicht anders heißen könnte
hren, als es ein Mensch getan
das Publikum blinder Käufer ist; ich will keine Namen
und daß sie recht nett und säuberlich zubereitet ist.
elben Talent= und Intelligenz¬
nennen, denn ich könnte ja doch schließlich einen ver¬
Freilich, meine Ueberraschung kam erst viel später als
or zwanzig Jahren gelebt hat.
gessen. Jeder von diesen besitzt die geheime Kraft, den
Belohnung für die nicht zu unterschätzende Gewissen¬
bekannte Gründer des Pariser
Leuten in irgend einer Weise angenehm zu sein. Für
haftigkeit, daß ich mich bis zur dritten Novelle durch¬
gesagt: „In jedem Menschen,
solche Schriftsteller hat man sowohl in der Buchhand¬
gelesen habe. Diese — „Die begrabene Puppe“ —
erlebt hat, steckt ein Buch, und
lung als auch im Theater immer einen feinen In¬
ist ganz kurz und dem Buche fast mit Geringschätzung
bei einiger vernünftiger An¬
stinkt gehabt; man sage nur nicht in Kunst= und
angehängt. Aber sie ist mir nicht nur das liebste,
ch sehr tüchtig fertig zu bringen.
Literaturdingen: „Merkwürdig, warum gerade der?“
was der Schriftsteller Siegfried Trebitsch bis jetzt
kiele gute Bücher stecken freilich
Denn wer näher hinsieht und sich die Mühe nimmt,
veröffentlicht hat, sondern überhaupt einer der besten
ischen.“ Wenn das also, was
objektiv zu untersuchen, der wird erkennen: es gibt da
und apartesten Einfälle. Der junge Autor soll noch
hat, auch nur annähernd richtig
eigentlich keine Rätsel und sicher keine Wunder. Wenn
ein bis zwei solche Kleinigkeiten schreiben, dann will
n: für ein bestimmtes Buch ist
ein Stück gefällt, so weiß es schon warum. Und ein
ich gerne zugeben, daß — siehe oben — nicht bloß
kehr, sondern vielleicht gar schon
Buch erst recht. Widersacher und Förderer finden Gott
„Die begrabene Puppe“ sein Schriftstellertalent,
freilich nicht gesagt sein soll,
sei dank heutzutage bald die Grenzen ihrer Macht; auf
bedeutet.
Einmal in seinem Leben auch nur
die Dauer läßt sich die große Menge nichts einreden.
Die neue, bis jetzt zehn Nummern starke Kollek¬
iben kann.
Und deshalb muß schließlich mit der Zeit auch Felix
tion muß man wirklich ein österreichisches Ereignis
n dieser Stelle vor Jahresfrist
Salten ein sehr gelesener Autor werden, wenn er auch
nennen: soviel gute Namen hat noch keine Sammlung
Herrn Siegfried
ften des
bis jetzt noch keine großen Auflagenerfolge gehabt hat.
eines heimatlichen Verlages nebeneinander stellen
scharf geäußert. Das hätte ich
Denn er ist immer amüsant, originell, fesselnd, farbig
können. Neben Hugo v. Hofmannsthal, der uns
wenn seine Bände nicht in
und schreibt das beste Deutsch, das es gibt. Bei Salten
das „Märchen der 672. Nacht“ und drei
nen wären, an dessen Erschei¬
kann sich noch niemand gelangweilt und noch
n Maßstab anzulegen man an¬
andere feine Stilkunststückchen beschert hat, sehen wir
niemand geärgert haben (höchstens der Philister, den
Von diesem fleißigen Autor
Artur Schnitzler mit vier ganz verschiedenen
es fast gar nicht mehr gibt). Wer den „Schrei der
Bändchen heraus, das den merk¬
Skizzen in seinem Bande „Die griechische
Liebe“ zur Hand genommen hat, wird sofort zur
as verkaufte Lächeln“
Anzerin“. Man lese die in die Mitte gestellte
es soforl Zur Hand genommen,
„Excentrique“ zuletzt, wenn man sich das beste für graziösen, frechen „Gedenktafel der Prinzessin Anna“
den Schluß aufheben will. Ich glaube, dieses ent= greifen, und schon einen Tag später bei der pracht¬
ühmter deutscher Autoren.“ Wiener
zückende Capriccio sehen wir bald in einem Einakter vollen, süßen „kleinen Veronita“ sein. Ich möchte ihn
zig. 1005.
Den abonnierten Exemplaren der heutigen Nummer liegt die „Bedette“ bei.

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