V, Textsammlungen 2, Die griechische Tänzerin. Novellen, Seite 26

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rcscheerin
hagt Geus auf die Saal¬
diener los. Dann springt er auf den Tisch des Präsi¬
denten und wirft die Glocke des Präsi¬
denten in den Saal hinab. Hierauf schleudert er
den schweren Lederfauteuil des Präsidenten
in die Mitte des Saales hinab.
einen Kettenautor nennen, denn, wer einmal mit ihm
beginnt, liest sein kurzes Schaffen durch.
Salten ist noch kein „Arrivierter“ Hermann
Hesses' Roman „Peter Kamenzind"*)
liegt dieses Jahr im Buchladen obenauf. Er scheint
gein stiller, ruhiger Dichter zu sein, der einen solchen
Erfolg gar nicht erwartet hat. Man findet vieles
Schöne, Starke und Reiche in seiner Geschichte, vieles
Erlebte. Peter Kamenzind ist sicher wieder auch das
Buch eines Lebens, aber es verrät doch auch ein
Talent, das imstande ist, an anderem Lebendigen
sehend vorbeizugehen und fremde Dinge, Erlebtes der
anderen, einzufangen und zu fassen. Hermann Hesse
und Hermann Bahr haben — der eine für seinen
Roman, Bahr für seine Komödie „Der Meister“
den diesjährigen Bauernfeldpreis bekommen. Die
Dotation dieser Stiftung ist so groß, daß gleichzeitig
auch manchem anderen ein Teilbetrag zugewiesen
wurde. Bei einigen, die wirklich nichts Bemerkens¬
wertes geleistet haben, sah es so aus, als ob man
ein Stipendium abgeben wollte. Ich möchte
mir die bescheidene Bemerkung erlauben, daß
dies doch nicht der Zweck des Preises sein dürfte. So
arm ist unsere heimische Literatur denn doch nicht. Die
Herren der Jury zeigen bei der Verteilung der Geld¬
beträge eine so gründliche Kenntnis wenig bekannter
Schriftsteller, daß es Wunder nimmt, wenn sie aner¬
kannte Dichter übersehen, welche mit der Anerkennung
durch die Bauernfeldprämie noch nicht gekrönt sind.
Da lebt zum Beispiel in Oesterreich ein gewisser Peter
Altenberg. Seine zwei Bücher heißen „Wie ich
es sehe" und „Was der Tag mir zu¬
trägt“. Es wäre doch Zeit, ihn endlich offiziell zu
bemerken.
„*) S. Fischer, Berlin.
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Kengen, die den zur Prasiventen¬
tribüne führenden Teppich hielten und die sie vom
Fußboden loslösten. Dies ist das Bild des Hauses fast
eine volle Stunde hindurch bis 11 Uhr, während welcher
Zeit sich kein einziger oppositioneller Abgeordneter aus
dem Saale rührt.
Bevor ich mich einer weniger literarischen Ange¬
legenheit etwas ausführlicher widme, will ich in bunter
Reihe noch auf ein paar Publikationen der letzten Zeit
kurz hinweisen. Von Björnstjerne Björnson er¬
schien*) erschien ein älterer großer Erziehungsroman
„Flaggen über Stadt und Land“ in
einer sehr empfehlenswerten Uebersetzung. Der
nordische Dichter erweist sich in diesem Werke wieder
als der sichere Charakteristiker, der er immer gewesen
ist. Seine Wärme, sein Mitgefühl, sein Mitleben mit
seiner Zeit durchzieht seine Arbeit. Knut Hamsuns
„Im Märchenlande"*) bringt uns Erlebtes und
Erträumtes aus Kaukasien, in der scharfumrissenen
Manier seines Verfassers. Es ist das Buch eines
Künstlers, der Humor hat, oder, was noch seltener
ist, eines Humoristen, der ein Künstler ist. Harmloser
gibt sich Henry F. Urban, dessen spaßiges Bänd¬
chen „Die Maus Lula“**) allerlei fideles bringt.
Seine Lustigkeit ist wohl manchmal etwas gesucht,
aber immer angenehm. Er ist kein Mark Twain, und
Wilhelm Busch braucht ihn erst recht nicht zu fürchten.
Aber seine schnurrigen Mitteilungen sind amüsant
und das genügt ja schließlich. „Katastrophen“, ein
Novellenband von Kurt Martens***) enthält
mehr oder minder gut ausgefallene Versuche, den Zu¬
sammenbruch einer Menschenseele darzustellen. Wer
von uns erlebt nicht seine Debacles? Wer ist frei von
gestrandeten Hoffnungen, verlorenen Kämpfen, ver¬
nichtenden Enttäuschungen? Das will Martens sagen.
Und er behandelt dieses Thema, ohne dabei allzu tief
zu sein, aber er geht mancher ihm entgegenlaufenden
Geschmacklosigkeit sicher aus dem Wege. Ziemlich banal
und herkömmlich liest sich dagegen Alfred Briegers
Bei Albert Langen, Verlag für Literatur und
Kunst, München.
)Concordia, Deutsche Verlagsanstalt, Berlin.
***) Egon Fleischel und Co., Berlin.
konnte## Ernste Zusammenstöf
und der Polizei kamen nicht ve
Kampfepis
Ueber die Exzesse der Op
Detailschilderungen vor, welch
„Armer Yorik!“ Hamlet hat
„einen Burschen von unendl
*
herrlichsten Einfällen“ genann
hält wenig von den Eigen
originals. Das Buch bringt di
Konflikte und macht stellenwei
Dramatischen. Aber all das G
wäre es eine Partitur, man
musik nennen. Diese Novität i
den Verlag, der die Werke ei
ediert.
Nicht ohne Grund habe
ihrer stillen und guten Arbeit
einer peinlichen Affäre in Mit
bin überzeugt, daß sie nichts z
kurrenzkampf beigetragen hat
zwischen zwei Verlagshäusern
dem einen nicht nur als Auto
deren erschienen bis nun zwei
reichen Werkes, das viel von
„Götz Kraft“]), die Gesch
Edward Stilgebauer. Au
Aehnlichkeiten, Plagiate,
einander vorgeworfen. Zeitun
verwendet und ins Treffenege
hin und her. Ein literarisches
ohne Liebende; denn Stilgeb
Viebig=Julia haben ihre Her
weitem nicht entdeckt. Bei dies
der Feindlichen siegen natürlia
Publikum ist immer gern Ma
bummler. Ich denke, beide V
nicht nötig, denn die Verfasser
Heeres“, der „Wacht am Rhe
hannes“ hat sich beim deutsche
1) Richard Bong, Verlag, B