V, Textsammlungen 7, Gesammelte Werke, Seite 30

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Gesamnelte Nerke
2e11.
„napest, Chicago, Cleveland, Chrisua..
pennagen, London Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters-
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
wneheiht u Jreel a Mage- ate.
vom:
Loo
B1
Geeav.
Schnitzler, Arthur. Gesammelte Werke. I. Ab¬
hlenden Schriften.
In 3 Bänden. In Leinen geb. 12.—, in Halb¬
leder 15.60. in Ganzleder 20.40. II. Ab¬
teilung: Die Theaterstücke. In 4 Bänden.
In Leinen geb. 14.40, in Halbleder 19.20,
in Ganzleder 25.20.
Masken und Wunder. Novellen. (Berlin,
aneisco, Stockholm, St. Peters¬
S. Fischer 1912) 3.60, geb. 4.80.
burg, Toronto.
Die Zeit, da ein nicht unbeträchtlicher
(Quellenangabe ofine Gewähr.)
Teil des Publikums Schnitzlers poetischem
Schaffen skeptisch, wo nicht geradezu ab¬
Ausschnitt aus:
lehnend gegenüberstand, ist wohl vorüber.
Das hat die Feier zum 50. Geburtsfeste dieses
Wiener Frauenlobs erwiesen: allseirs fast
vom: JORUN :822 Nammer Rauesta Nachriehies.
brachte man dem Dichter die ihm gebühren¬
den Ehren entgegen. Auch jene Kreise, die
Arthur Schnitzlers gelammelte Werke.
sich lange nicht mit Schnitzler befreunden
Man mag über Akthur Schnitzler denken, wie man will; über
wollten, sinl heute darin einig, daß hier eine
ihn hinweg kann man im modernen Literaturleben nicht; zu ver¬
große poetische Begabung am Werke ist. Im
neinen ist sein Werk nicht; er bildet entschieden einen mehr oder
wesentlichen hat sich der Dichter des Anatol
weniger eingeschätzten Faktor in der Gegenwartskultur, gewiß nur
nicht gewandelt, aber seine Kunst und sein
einen unter so vielen, aber doch bedeutend genug, daß man ihn
Kunstvermögen sind ernster, reifer, stiller,
stets in Erwagung ziehen muß. Schon in dieser Hinsicht war eine
nachdenklicher, weisheitsvoller, sinnbildlicher
Gesamtausgabe der Werke des Wieners vollberechtigt; dann
geworden. Rein erklingt jetzt seine farben¬
aber auch rein menschlich, daß ein erfolgreicher Bühnen= und
satte Sprache, eine Sprache, der wohl nicht
Buchautor an seinem fünfzigsten Geburtstage den Wunsch hat, sein
vieles innerhalb des deutschen Schrifttums
Schaffen vorläufig in einer gleichen Anzahl von Bänden zu ver¬
an die Seite zu setzen ist. Nun liegt in sieben
einen wird man begreiflich finden. So kann man denn die buch¬
schwerch, inhaltlich reichen und äußerlich
künstlerisch sehr feine Arbeit des Berliner Verlages S. Fischer
gediegenen und geschmackvollen Bänden das
willkommen heißen. Sie scheidet sich in zwei Abteilungen: die
Gesamtwerk des Wiener Dichters vor, der
erste bringt in drei Bänden „die erzählenden Schriften“.
freilich mit diesen Erzählungen und Dramen
die zweite in vier Bänden „die Theaterstücke“, jede einzeln
noch lange nicht sein letztes Wort gesprochen
käuflich (jene gebd. 10 M., diese gebd. 12 M.). Wenn man den
haben wird und, wenn auch geläutert und
Namen Arthur Schnitzler hört, so steigt das Jungwienertum vor
mit stillerer Gebärde, uns noch manches aus
uns auf: ein wenig blasiert und weltmude, ein wenig jüdisch geist¬
dem Schatze seiner vielbewegten Phantasie
reich, aber auch bildungsvoll und geistvoll, ein wenig ironisch und
zu schenken berufen ist. Hier im einzelnen
doch auch sentimental, ein wenig frivol und doch auch gesund
auf die Entwicklung des Mannes und des
Werkes einzugehen, würde zu weit führen.
erotisch, kurz zumeist „ein wenig“, ein Schwanken und Wandeln
Aber vom „Anatol' und der ersten Erzäh¬
im Halben, das dem Manne, der nach Taten sucht, zuviel werden
lung „Sterben'’ bis zur jüngsten, in einem
kann. Aber es gibt uns Stimmung, es gibt uns wahre Ver¬
träumtheit, die uns unser Seelenleben empfinden läßt und die
besonderen Bande vorliegenden Novellen¬
sammlung „Masken und Wunder' ist ein
wirklich nichts schadet, wenn man ihr zwischen den hetzenden,
weiter Weg, wenn auch Schnitzler, wie bereits
hastenden Arbeitsstunden einmal ein paar Minuten einräumt. Es
liegt ein Halbdunkel und doch ein innerliches Wachsein darin, jenes
betont, sich nicht kreuz und quer, sondern
immer auf ein und derselben Linie bewegte.
Weibliche, das zur behaglichsten Plauderei, zum leisen, zarten und
Anfänglich kühn und herausfordernd aus¬
verständnisinnigen Dialog führt und zu einer gewissen Eleganz,
schreitend, ist aber jetzt sein Schritt ruhiger,
die übertrieben zur Manier werden kann. Man sieht schon, dieses
Jungwienertum hat an allen Ecken und Winkeln seine Gefahren
gefestigter geworden. Immer noch geht er
des Ausgleitens und Fallens, aber Schnitzler hat diese Gefahren
dem schier unerschöpflichen Liebesproblem
besiegt, vermieden, umgangen.
nach, immer noch walten jene nachdenklichen
Oft mit einer virtuosenhaften
melancholischen Seelenstimmungen vor, die
Sicherheit, mit einer skeptischen Gewagtheit, doch aber immer zu
uns an Schnitzler so vertraut geworden sind.
einer gewissen ästhetischen Freude. Und Schnitzler hat einmal so¬
In den „Masken und Wundern'’ gab uns der
gar sich zu besonderer Größe und Kraft aufgeschwungen, in seinem
nunmehr Fünfzigjährige wohl sein reifstes
bisher einzigen Romane „Der Weg ins Freie“ (1908), der das
Buch über das Judenproblem der Gegenwart von einem Juden
Werk. In der von tiefer Symbolie erfüllten
ist; wer sich tiefer und vor allem auch psychologisch damit ausein¬
Eingangsnovelle dieses Bandes, der „Hirten¬
andersetzen will, darf an diesem grundvornehmen und dabei
dichterisch schönen Werke nicht vorübergehen, in dem eine scharfe,
sichere Beobachtung und deren außerordentlich klare Wiedergabe
steckt. Im übrigen aber wollen wir hier nicht auf die einzelnen Werke

des Dichters eingehen. Wer sie nicht kennt, der lese sie erst, ehe
er Urteile darüber in sich aufnehme, und wer sie kennt, weiß Be¬
scheid, liebt diese, lehnt jene ab, genießt die Grazie und die Weh¬
mut, die melancholisch=versonnene Heiterkeit und die spielerische
Lebensüberwindung, kurz, die ganze Atmosphäre einer hochge¬
steigerten Kultur. Für uns Norddeutsche steckt aber noch etwas
anderes im Werke Schnitzlers: das ist Wien, so spezifisch Wien,
daß diese Kunst nur dort gedeihen konn, überall anders aber am
falschen Platze ist. So ist der Gewinn aus dem Werke Schnitzlers
ein vielfacher und dabei nicht der letzte, daß wir in diesem Dichter
uns gewiß einen Freund gewinnen können, da er die Vorbedin¬
gung aller Freundschaft immer und immer wieder beweist: seelisches
Hanns Martin Elster.“
Verständnis.
Hôte“, erhebt sich die Kunst und die Sprache
Schnitzlers zu ganz besonderer Höhe. Das
reiche Schaffen und die Entwicklung des
Dichters zeigt wohl am besten die Anfüh¬
rung des Inhaltes der erzählenden Schriften,
die hier zu diesem Zwecke gegeben sei:
I. Band: Sterben. Blumen. Ein Abschied. Die
Frau des Weisen. Der Ehrentag. Die Toten
schweigen. Andreas Thameyers letzter Brief.
Der blinde Geronimo und sein Bruder. Leut¬
nant Gustl. Die griechische Tänzerin. II. Band:
Frau Berta Garlan. Das Schicksal des Frei¬
herrn von Leisenbohg. Die Fremde. Die
Weissagung. Das neue Lied. Der Tod des
Junggesellen. Der tote Gabriel. Das Tage¬
buch der Redegonda. Der Mörder. Die drei¬
fache Warnung. Die Hirtenflôte. III. Band:
Der Weg ins Freie. — Dazu noch die vier
Bände Theaterstücke vom Anatol bis zum
Medardus: wahrlich eine volle, gesegnete
Ernte, die jetzt schon der Fünfzigjährige
heimbringt.
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