Joseph Kainz.
Bernbard Baumeister.
dem Artikel „Wiener Kunstleben“.
zurücktreten. „Na, laß nur, Du wirst schon sehen; da, halt'
chlag ein, ab¬
mir mal meinen Stock, während ich über das Gitter klettere.
gehört, was
Geräuschlos sprang er, indem er seinen langen spani¬
ädel ... alter
schen Mantel hochhob, damit dieser sich nicht an den Eisen¬
halten.“
stäben festsetzte, nach der anderen Seite hinüber, nahm
eunden unsere
seinen Stock wieder an sich und verschwand im Dunkeln.
nd der Unter¬
„Donnerwetter,“ bemerkte Chartier, „der Kerl hat Muth!“
noch am selben
„#ad ich,“ erklärte Ballot, „ich sage Euch, er hat Angst;
inois sollte als
da hört nur, wie er pfeift!“
zu gewinnen.
Thatsächlich hörte man das damals so beliebte Lied
e Erde stecken.
dann vernahmen wir
„Amandas Liebster“ pfeifen.
uhiges Lächeln
plötzlich ein eigenthümliches klapperndes Geräusch, als wenn
man, um ihn
etwas klapperte.
len und Hoff¬
„Er ist auf ein Grab gefallen und hat jedenfalls an
he Pallot, der
einen Glaskranz gestoßen.“
ist, versuchte
Das Pfeifen hatte aufgehört . ... wir standen da etwa
ren, während
zehn Mann in der Mauernische, an das Gitter gedrängt
stogesicht zuckte.
und lauschten ängstlich und zitternd.
ammte in der
Plötzlich ertönte in dem tiefen Schweigen ein langer,
alangsam die
gräßlicher Schrei, — gleichzeitig ein Brüllen und ein Röcheln,
Aach einer dü¬
dem ein dumpfer Fall folgte.
on uns kostü¬
Die Tapfersten von uns fühlten, wie die Angst ihnen
nder Wirthin
das Herz einpreßte; wir mochten wohl Alle leichenblaß und
mois schreckliche
Mit einem Schrei, der das
einer Ohnmacht nahe sein.
t Chartier auf
Echo des ersten zu bilden schien, sank Léontine bewußtlos
sch von Chopin
am Gitter nieder.
im die nöthige
„Was? — was giebl's denn?“ rief Ballot mit zittern¬
der Stimme. „Wir müssen den Wächter holen.“
Aufbruch an.
Wie stürzten auf die kleine Eingangsthür zu, und einer
nlich erregt und
von uns klingelte wie ein Wahnsinniger. Die Sekunden
gut.
erschienen uns wie Jahrhunderte. Endlich öffnete sich ein
tiefste Dunkel¬
Fenster . .. eine weiße Gestalt erschien, und eine brummige
etzt die Sterne,
Stimme fragte drohend:
dem Sausen
„Was wollen Sie in dieser Stunde? — Was giebt's?“
Von Zeit zu
Ich trat zitternd näher, die Angst preßte mir die Kehle
eifen der Loko¬
zu, und ich stammelte zusammenhangslose Worte, — was,
Vincent machte
weiß ich selbst nicht mehr.
ihren wenigen
Der Aufseher, der wohl merken mochte, daß sich etwas
hohen, moos¬
Ernstes ereignet, kam aus seiner Wohnung, öffnete uns, in der
nen. In dem
einen Hand eine Blendlaterne, in der andern einen Revolver.
einem Strick
„Ja, ja, kommen Sie nur, da . . . da hinten ...
sen und Dinge
An derselben Stelle, wo wir am Tage gearbeitet hatten,
uns sprach ein
lag Lantinois leblos auf der Erde. Die Augen waren aus
se Wette vor¬
den Höhlen getreten, der Mund war offen, das Gesicht von
tterte in dem
Entsetzen verzerrt, er war todt! Beim zitternden Schein der
der Ferne.
Laterne hatten wir sofort die Erklärung für dieses Drama
an, kein Licht
der Panik .. Der Unglückliche hatte, als er seinen Stock
erhauses.
eine Art Alpenstock mit eiserner Spitze — in die auf¬
ch Lantinois mit
geweichte Erde bohrte, irrthümlich das Ende seines langen
wir die Sache.“
Mantels mit aufgespießt; als er sich dann entfernen wollte,
wollte er nicht
fühlte er, wie ihn etwas zurückhielt,
seine ohnehin schon getrübten Sinne
hatten sich unter der surchtbaren
Angst vollständig verwirrt, und
dieses Entsetzen hatte einen Ge¬
werden nicht anstehen, Wien als die erste Kunststadt der Welt zu
bezeichnen, sie werden die österreichische Hauptstadt zärtlich
und selbstgefällig die „Stadt Mozarts und Schuberts
nennen, obzwar sie hier Mozart, als er gestorben war, in
ein Massengrab warfen, und der arme Schubert in einer
feuchten, elenden Kammer zu Grunde ging, in der er, wenn
er nicht der Obdachlosigkeit verfallen sollte, hausen mußte.
In dem anderen Lager giebt es nur Nörgler und „Schimpfirer“.
und fragt man diese um das Wiener Kunstleben, so werden
sie darauf zweifellos mit der Gegenfrage antworten: „Wo
ist es?“ Sie sehen über¬
haupt nicht in dieser
Stadt das, was man
Kunstleben nennt, sind
daher natürlich nicht in
der Lage, über seine Be¬
schaffenheit ein Urtheil
abzugeben. Beide Par¬
teien sind natürlich im
Rechte und im Unrechte,
wie man es nimmt. Es
giebt in Wien trotz der
zunehmenden Verrohung
der Stadt noch immer
eine ganzstattliche Garde
von begeisterten Kunst¬
liebhabern, und darum
besitzt sie auch ein Kunst¬
Dr. Paul Schlenther.
leben, ob sie auch wie
in politischer so in künst¬
lerischer Hinsicht die füh¬
rende Stellung längst
verloren hat. Der Musik
leuchtet noch immer das
Licht von Bayreuth, die
Berliner Schauspieler
und Dramendichter ha¬
ben sich das Theater er¬
obert, und in Sachen der
bildenden Künste wurde
Wien längst der Rang
durch München, Berlin
und andere Städte abge¬
laufen. Bedeutende Män¬
ner lebten und wirkten
Arthur Schnitzler.
stets in der österreichischen
Kaiserstadt, ob sie auch
nicht immer Wiener von
Geburt waren. Aberman
hat sie zur Zeit ihres
Lebens hier nicht immer
anerkannt, und ob man
ihnen nach ihrem Tode
auch Monumonte errich¬
tete, so wirkte man doch
nicht in ihrem Geiste
fort. Wo sind die Wiener
Epigonen Mozarts und
Schuberts, Grillparzers
und Hebbels, Raimunds
und Nestroys, Anzen¬
grubers und Bauern¬
felds, Makarts und
Tilgners, Lenaus und
Karl Becks? Sie lebten
Bugo von Rofmannsthal.
und starben, wurden zu
Lebzeiten viel benörgelt,
nach dem Tode viel ge¬
feiert, in ihrem Geiste
weiterzustreben, fiel Nie¬
mandem ein. Lieber
*
ahmt und strebt man
fremdländischen Mustern
nach, als daß man dem
Geiste der eigenen großen
Söhne die einzig richtige
Art der Verehrung be¬
zeugte. Die Großen
machen hier nicht Schule,
aber das liegt nicht an
ihnen. Die Wiener be¬
reiten lieber den nichti¬
gen Sensationshaschern
Bernbard Baumeister.
dem Artikel „Wiener Kunstleben“.
zurücktreten. „Na, laß nur, Du wirst schon sehen; da, halt'
chlag ein, ab¬
mir mal meinen Stock, während ich über das Gitter klettere.
gehört, was
Geräuschlos sprang er, indem er seinen langen spani¬
ädel ... alter
schen Mantel hochhob, damit dieser sich nicht an den Eisen¬
halten.“
stäben festsetzte, nach der anderen Seite hinüber, nahm
eunden unsere
seinen Stock wieder an sich und verschwand im Dunkeln.
nd der Unter¬
„Donnerwetter,“ bemerkte Chartier, „der Kerl hat Muth!“
noch am selben
„#ad ich,“ erklärte Ballot, „ich sage Euch, er hat Angst;
inois sollte als
da hört nur, wie er pfeift!“
zu gewinnen.
Thatsächlich hörte man das damals so beliebte Lied
e Erde stecken.
dann vernahmen wir
„Amandas Liebster“ pfeifen.
uhiges Lächeln
plötzlich ein eigenthümliches klapperndes Geräusch, als wenn
man, um ihn
etwas klapperte.
len und Hoff¬
„Er ist auf ein Grab gefallen und hat jedenfalls an
he Pallot, der
einen Glaskranz gestoßen.“
ist, versuchte
Das Pfeifen hatte aufgehört . ... wir standen da etwa
ren, während
zehn Mann in der Mauernische, an das Gitter gedrängt
stogesicht zuckte.
und lauschten ängstlich und zitternd.
ammte in der
Plötzlich ertönte in dem tiefen Schweigen ein langer,
alangsam die
gräßlicher Schrei, — gleichzeitig ein Brüllen und ein Röcheln,
Aach einer dü¬
dem ein dumpfer Fall folgte.
on uns kostü¬
Die Tapfersten von uns fühlten, wie die Angst ihnen
nder Wirthin
das Herz einpreßte; wir mochten wohl Alle leichenblaß und
mois schreckliche
Mit einem Schrei, der das
einer Ohnmacht nahe sein.
t Chartier auf
Echo des ersten zu bilden schien, sank Léontine bewußtlos
sch von Chopin
am Gitter nieder.
im die nöthige
„Was? — was giebl's denn?“ rief Ballot mit zittern¬
der Stimme. „Wir müssen den Wächter holen.“
Aufbruch an.
Wie stürzten auf die kleine Eingangsthür zu, und einer
nlich erregt und
von uns klingelte wie ein Wahnsinniger. Die Sekunden
gut.
erschienen uns wie Jahrhunderte. Endlich öffnete sich ein
tiefste Dunkel¬
Fenster . .. eine weiße Gestalt erschien, und eine brummige
etzt die Sterne,
Stimme fragte drohend:
dem Sausen
„Was wollen Sie in dieser Stunde? — Was giebt's?“
Von Zeit zu
Ich trat zitternd näher, die Angst preßte mir die Kehle
eifen der Loko¬
zu, und ich stammelte zusammenhangslose Worte, — was,
Vincent machte
weiß ich selbst nicht mehr.
ihren wenigen
Der Aufseher, der wohl merken mochte, daß sich etwas
hohen, moos¬
Ernstes ereignet, kam aus seiner Wohnung, öffnete uns, in der
nen. In dem
einen Hand eine Blendlaterne, in der andern einen Revolver.
einem Strick
„Ja, ja, kommen Sie nur, da . . . da hinten ...
sen und Dinge
An derselben Stelle, wo wir am Tage gearbeitet hatten,
uns sprach ein
lag Lantinois leblos auf der Erde. Die Augen waren aus
se Wette vor¬
den Höhlen getreten, der Mund war offen, das Gesicht von
tterte in dem
Entsetzen verzerrt, er war todt! Beim zitternden Schein der
der Ferne.
Laterne hatten wir sofort die Erklärung für dieses Drama
an, kein Licht
der Panik .. Der Unglückliche hatte, als er seinen Stock
erhauses.
eine Art Alpenstock mit eiserner Spitze — in die auf¬
ch Lantinois mit
geweichte Erde bohrte, irrthümlich das Ende seines langen
wir die Sache.“
Mantels mit aufgespießt; als er sich dann entfernen wollte,
wollte er nicht
fühlte er, wie ihn etwas zurückhielt,
seine ohnehin schon getrübten Sinne
hatten sich unter der surchtbaren
Angst vollständig verwirrt, und
dieses Entsetzen hatte einen Ge¬
werden nicht anstehen, Wien als die erste Kunststadt der Welt zu
bezeichnen, sie werden die österreichische Hauptstadt zärtlich
und selbstgefällig die „Stadt Mozarts und Schuberts
nennen, obzwar sie hier Mozart, als er gestorben war, in
ein Massengrab warfen, und der arme Schubert in einer
feuchten, elenden Kammer zu Grunde ging, in der er, wenn
er nicht der Obdachlosigkeit verfallen sollte, hausen mußte.
In dem anderen Lager giebt es nur Nörgler und „Schimpfirer“.
und fragt man diese um das Wiener Kunstleben, so werden
sie darauf zweifellos mit der Gegenfrage antworten: „Wo
ist es?“ Sie sehen über¬
haupt nicht in dieser
Stadt das, was man
Kunstleben nennt, sind
daher natürlich nicht in
der Lage, über seine Be¬
schaffenheit ein Urtheil
abzugeben. Beide Par¬
teien sind natürlich im
Rechte und im Unrechte,
wie man es nimmt. Es
giebt in Wien trotz der
zunehmenden Verrohung
der Stadt noch immer
eine ganzstattliche Garde
von begeisterten Kunst¬
liebhabern, und darum
besitzt sie auch ein Kunst¬
Dr. Paul Schlenther.
leben, ob sie auch wie
in politischer so in künst¬
lerischer Hinsicht die füh¬
rende Stellung längst
verloren hat. Der Musik
leuchtet noch immer das
Licht von Bayreuth, die
Berliner Schauspieler
und Dramendichter ha¬
ben sich das Theater er¬
obert, und in Sachen der
bildenden Künste wurde
Wien längst der Rang
durch München, Berlin
und andere Städte abge¬
laufen. Bedeutende Män¬
ner lebten und wirkten
Arthur Schnitzler.
stets in der österreichischen
Kaiserstadt, ob sie auch
nicht immer Wiener von
Geburt waren. Aberman
hat sie zur Zeit ihres
Lebens hier nicht immer
anerkannt, und ob man
ihnen nach ihrem Tode
auch Monumonte errich¬
tete, so wirkte man doch
nicht in ihrem Geiste
fort. Wo sind die Wiener
Epigonen Mozarts und
Schuberts, Grillparzers
und Hebbels, Raimunds
und Nestroys, Anzen¬
grubers und Bauern¬
felds, Makarts und
Tilgners, Lenaus und
Karl Becks? Sie lebten
Bugo von Rofmannsthal.
und starben, wurden zu
Lebzeiten viel benörgelt,
nach dem Tode viel ge¬
feiert, in ihrem Geiste
weiterzustreben, fiel Nie¬
mandem ein. Lieber
*
ahmt und strebt man
fremdländischen Mustern
nach, als daß man dem
Geiste der eigenen großen
Söhne die einzig richtige
Art der Verehrung be¬
zeugte. Die Großen
machen hier nicht Schule,
aber das liegt nicht an
ihnen. Die Wiener be¬
reiten lieber den nichti¬
gen Sensationshaschern