VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 6

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1. Panphlets offorints
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Dichtung.
in; die Möglich¬
häufiger Dichterinnen: es sind individualpsychische Ausläufer
lung spiegelt wohl
der Entwicklung im verwegensten Sinne des Wortes.
altigsten wieder.
Aber daneben steht und erwächst gerade in den letzten
) in weitere
Jahren zu siegreicher Ausbreitung ein zweiter, sozialpsychischer,
humordurchwirkten
kollektivistischer Entwicklungszweig: die Erzählung, die auf
ch maßvoll
eingehender Wiedergabe der seelischen Erscheinungen des ge¬
ts in dem
sellschaftlichen Lebens beruht. Und auch er hat sich langsam
Perk paßt
aus dem alten psychologischen Roman entfaltet und ist in leisen
on der
Übergängen impressionistischer Technik modern geworden.
Die alte psychologische Erzählungskunst hatte es im Grunde
und
nur mit der Individualpsychologie zu thun gehabt: sie hatte
voll
die Geschichte eines, seiten mehrerer „bedeutender“ Menschen
tung
geben wollen. In diesem Sinne hat noch 1893 Spielhagen
in seinem „Sonntagskind“ den alten psychologischen Roman in
deutlich ausgesprochener Absicht dem Roman des sozialen Milieus
er
gegenübergestellt bei allen Zugeständnissen, die er inzwischen der
impressionistischen Technik im einzelnen gemacht hatte.
Allein neben diese Auffassung trat nun doch eine sozial¬
psychische. Unter einem „bedeutenden" Menschen hatte die
alte Kunstübung der Regel nach einen über dem Durchschnitt
stehenden Charakter verstanden: etwas von dem alten Fabulieren
des Epos, wenn auch nicht mehr gerade ins Trauscendent¬
det,
Wunderbare, so doch ins Außerordentliche hinein, hatte ihr
noch angehaftet Das wurde nun abgestreift. Gerade die
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Durchschnittscharaktere in ihrer Entwicklung zu begreifen und
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zu malen, erschien jetzt, anfangs wenigstens, als eigentliche
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Aufgabe. Und insosern diese Charaktere die sozialen Merkmale
der Zeit wiedergaben, lag damit für den sozialpsychischen Roman
die unvermerkte Entwicklung aus den mehr physiologisch¬
impressionistischen, naturgemäß mehr den Zuständen zugewandten
Formen nahe. So erklärt es sich denn, wenn sich schon bei
der
Kretzer deutliche Übergänge zum sozialpsychologischen Roman
einen
auffinden lassen. Und der erste große Meister dieses Romans
nicht
war bereits Fontane. Stärkere Neigungen zum Sozialpsychischen
chiung
treten bei ihm schon in „Frau Jenny Treibel“ (1893) hervor,
d noch
dieser köstlichen Typisierung der feineren Berliner Bourgeoisie