VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 8

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Die Aufführung der „Karolinger“ Wildenbruchs in Berlin
im Jahre 1882 war zweifelsohne ein wirkliches Ereignis, wenn¬
gleich der Dichter schon vorher, übrigens nach endlosem Harren,
auf der deutschen Bühne außerhalb der Reichshauptstadt Fuß zu
fassen begonnen hatte. Zwar erkannte die hauptstädtische Kritik
schon früh die psychologische Leere des Dichters: es schien, als
handelten Schatten, wenn auch von Riesengröße: aber das eben
war bezeichnend, daß Wildenbruch trotzdem durchdrang. Denn
was man vor allem zu genießen gekommen war das war der
bunte Verlauf des Lebens, der dramatische Pomp, die wuchtigen
Scenen. Und mehr: dies Physiologische erschien nervös ge¬
faßt: in jagender Hast folgte Handlung auf Handlung; die
große dramatische Anlage im äußeren Aufbau und das be¬
sondere Geschick, die moderne Reizsamkeit aufzustacheln, waren
unverkennbar. Und so ward Wildenbruch auf einige Zeit —
etwa ein Jahrfünft — der Held des Tages; erst dann begann
er von neueren, jüngeren Dichtern überholt zu werden, die nun
dem schweren Problem des modernen Dramas mit ganz anderem
Ernst und Rüstzeug auf den Leib rückten.
Freilich: zu einem großen deutschen Drama führten auch
diese späteren Versuche lange Zeit nicht. Es wird einmal be¬
sonders lehrreich sein kann aber hier nicht unternommen
werden, die sehr verschiedenartigen Anläufe zu einem neuen
Drama in spezifisch litterargeschichtlicher Forschung genauer zu
untersuchen, wie sie etwa in den Hohenstaufendramen Martin
Greifs (1886 f.) und im „Trifels und Palermo“ von Lilien¬
crons, auch einem Hohenstaufendrama aus dem Jahre 1886,
ferner im „Königssohn und Rebell“ von Felix Schulz (1887),
in dem „Naphthali“ von Fritz Lienhard (1888), in dem „Fest
auf der Bastille“ von Franz Herzfeld (1889) u. a. m. vorliegen:
bis im „Nero“ von Julius Brand (Hillebrand) 1890 der deut¬
liche Versuch auftritt, das Drama, nach Analogie der Ent¬
wicklung der Kunsterzählung, einstweilen einmal nur aus einer
Sammlung von Scenenskizzen modernen Charakters aufzubauen.
Dabei mischen sich freilich bei Brand in dies absolut impressio¬
nistische Verfahren schon romantische und symbolistische Elemente.