VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 14

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Pamphlet
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Dichtung.
unklar geartetes Streben nach einer
iches, die ihren Bedürfnissen besser
ndere Vorwurf des Dramas. Und
elnen ist dann ähnlich der Be¬
den „Webern“. Wie dort so er¬
ßen Masse als dem Gesamthelden
Bauern und vor allem der zu den
re Ideale teilende Ritter Florian
he tritt hier wie dort in verwandter
Gewalten überwinden die soziale
Kampfe fallen Gerechte wie Un¬
otwendigkeit fährt unerbittlich daher,
bäuerlichen Kollektivhelden, an sich
erden ins Unrecht gesetzt durch die
inen Interessen. Es ist ein Kampf
serlage im großen; von sittlichen Ge¬
Guten ist nicht die Rede.
wie man sie hier ausgesprochen
nnere Notwendigkeit beschlossen zu
hen historisch zu fassen. Denn wer
m Gedanken beruhigen können, zu
ichten in einer nur gedachten Krisis
nLebens selbst auch nur scheinbar
? Nur die Thatsache, daß solche
ekommen zu sein scheinen, berechtigt
viegenden Urteil der Zeitgenossen zu
itung. Auch die „Weber“ sind im
ama.—
Hauptmann hat in „Florian Geyer“
er allgemeinen seelischen Welt der
ernstand als Helden kämpfen, kurze
rgehen zu lassen. Ein vom Stand¬
auch wohl des allgemeinen geschicht¬
begenwart aus ungeheures Wagnis!
lt ungeheuer für eine Zeit, deren
und im allgemeinsten Sinne doch
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Dichtung.
nicht durch die sozialagrarische, sondern durch die ganz anders
geartete reformatorische Bewegung erfüllt war. Ließ sich da
die religiöse Bewegung wirklich von der ersten Stelle weg und
zur Seite schieben? Immer und immer wieder drängt sie sich
hervor: neben die Vertreter des bäuerlich=gutsherrlichen Zwistes
treten Humanisten, Reformatoren, Papisten. Gewiß wird dadurch
das Bild reicher, und mit großer Kunst ist für seine Entfaltung
durch die fünf Akte des Dramas und das prächtige Vorspiel hin¬
durch gesorgt. Gleichwohl verwirren sich die Fäden, und wo
das nicht der Fall ist, werden sie nur mit Anstrengung und
darum zu äußerlich auseinander= und zugleich zusammengehalten.
Darüber kommen denn die Personen, die individuellen Begeben¬
heiten, das Gerüst der Handlung zu kurz. Und auch der
„Bauernheld“ als Collectivum verschwindet unter dem Druck
verworrener Gegensätze; erst im letzten Akt bekommen wir wirk¬
liche Bauern deutlicher zu sehen, und diese nur im kläglichsten
Zustand, im Augenblick jähen Niedergangs ihrer Sache.
Indes hier soll nicht kritisiert werden; Werturteile, ja
auch nur das Aufdecken der Konsequenzen bestimmter An¬
schauungen, soweit es in Urteil umschlägt, liegen der Absicht
dieses Buches gänzlich fern. Nur die ungeheuren Schwierig¬
keiten des kulturgeschichtlichen Dramas im vorliegenden Falle,
bei dem einmal gewählten Stoffe galt es zu betonen.
Und auch die allgemeinen Schwierigkeiten, die sich bei ver¬
wandten Versuchen stets wieder einfinden werden, sind außer¬
ordentlich. Die Volksseele einer bestimmten Zeit soll wenigstens
in ihrem wichtigsten Organe, der Sprache der Zeit, darüber
hinaus aber auch an sich im jeweils besonderen Charakter der
Triebe und Handlungen, zum Tönen, zum Leben gebracht
werden. Welche Studien, welche Kraft und Dressur der Ein¬
bildungskraft sind da von nöten! Und auf dieser allgemeinen
Grundlage soll sich die Psyche eines bestimmten Standes, be¬
stimmter sozialer Kreise wieder von dem Allgemeinen abheben,
und auf dieser begrenzten Grundlage dann nochmals die Seele
und der Charakter bestimmter Individuen!
Gleichwohl liegt nach dieser Richtung unzweifelhaft eine