VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 16


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1. Panb.Offprints
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Dichtung.
Jau sind zwei arme Teufel und Trunkenbolde, die an den
ehmlich künstlerischen Vor¬
Thoren eines märchenhaften Fürstenschlosses aufgegriffen werden
en fünfziger Jahren. Aber
und durch entsprechende Simulationen des Hofpersonals unter
noch hinaus. Das Thema
Teilnahme des wirklichen Fürsten dazu gebracht werden sollen,
reichen Variationen ist das
sich selbst für Fürst und Fürstin zu halten: ein Experiment,
elt seit den Tagen Giordano
das bei Schluck zum Erschrecken gut, bei Jau, hier auch nicht
in ihm; über Jahrhunderte
in seinem ganzen möglichen Umfang unternommen, weniger
er Fragen, welche die „Ver¬
gelingt. Der Stoff ist alt, die Behandlung schwerfällig.
Zwar führen die bewußten Anlehnungen an Shakespeare sowohl
stehr die des naturalistischen
in der Sprache wie in der Zeichnung der beiden Rüpel, der
gen dauerhafter empfunden
heitere Märchenton, der namentlich bei Erwähnung der zarten
darum manches vom alten
Liebe des Fürsten zur Sidselill angeschlagen wird, und nicht
hnzen ist zwar einfach und
minder auch die skizzierende Art der Charakterzeichnung in der
noch ergiebt sich gegenüber
Schilderung des Hofes und Hofgesindes ohne Fährlichkeit in
Mehr von Handlung, und
das romantische Land, das hier und da etwa als das Land der
Ferwicklungen nicht gescheut.
französischen Liebeshöfe angedeutet wird. Aber man sieht: was
rama, aber auch die Grenze
den Dichter eigentlich fesselt, ist doch nicht die bunte Seifen¬
sten. Eine neue Auffassung
blase eines verworrenen Geschehens, sondern die Charakteristik
Selbständigkeit des Helden
der seelischen Regungen im Grunde nur einer Person, des
eine neue dramatische Form.
armen Muß=Fürsten Schluck. Auch insofern stellt sich „Schluck
echnik vollzieht sich ein Aus¬
und Jau“ neben „Kollege Crampton“. In beiden Stücken
s Märchendrama scheint den
liegen zunächst und eigentlich Charakterstudien vor.
nd zwar in einzelnen Partien
Und begann nicht auch schon in der „Versunkenen Glocke“
ng. Aber gleichwohl bleiben
im Grunde das psychologische Interesse zu überwiegen? Aus
des naturalistischen Im¬
dem Symbolismus heraus schreitet der Dichter einer neuen Ent¬
ist scharf und scheut keine
wicklungsperiode, der eines ausgesprochenen Psychologismus, zu.
ache und des Verses ist es
Indes war die Periode des Traum= und Märchendramas
chdeutsch redenden Personen
mit den Werken Hauptmanns keineswegs erschöpft und ab¬
enfalls in Verse gebrachten
geschlossen. So brachte z. B. auch Ernst Rosmer (Elsa Bernstein)
edienen kann, ohne daß das
nach Dramen eines naturalistischen Impressionismus, der aus
Ja gerade der Vers wirkt
dem Physiologischen schon stark ins Psychologische übergriff,
eneinander von Wirklichkeits¬
in den „Königskindern“ von 1895 ein Märchendrama. Aber
Himmelfahrt“ wird dadurch
entwicklungsgeschichtlich gelangte die Dichterin doch nicht über
ja verbindet die Gegensätze.
den scharfen Dualismus von Naturalismus und Phantasma
ist Hauptmann neuerdings
hinaus, der „Hannele“ kennzeichnet, wenn sie auch zur Ver¬
(1899) halb und halb auf
söhnung des Gegensatzes ein neues Moment, nämlich die Ver¬
rückgekommen. Schluck und

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