VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 18

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Panphlets offprints
Dichtung.
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zu dem Sudermann von jeher neigte, hat hier einen Grad er¬
reicht, der aus der allgemeinen künstlerischen Tendenz der letzten
Jahrzehnte auf Konzentration wohl noch Nahrung empfangen
hat, die Wirkung des Stückes aber entschieden schädigt.
Das letzte Drama Sudermanns dagegen, das „Johannis¬
feuer", ist von diesem Fehler fast frei und au# sonst klarer, da
es nicht so überaus verschiedene Welten, # des Evan¬
geliums mit der von Rom zernichteten, im jähen Verfall be¬
griffenen jüdischen Nationalkultur kontrastiert, sondern vielmehr
Gestalten aufweist, die sich näher stehen und deshalb in stärkerer
Selbständigkeit nebeneinander und gegeneinander leben können.
Im übrigen ist auch das „Johannisfeuer“ durchaus psychologisch;
und so unterliegt es wohl keinem Zweifel mehr, daß sich Suder¬
mann seit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre aus dem Drama
des Übergangsstils heraus in der Richtung eines Dramas des
einfachen psychologischen Impressionismus entwickelt hat, das
als beste Vorstuse für ein Drama der großen Weltanschauung
gelten muß.
Und das ist nun keineswegs ein vereinzelter Vorgang. Die
Wendung entspricht vielmehr einer allgemeinen, auch sonst wahr¬
nehmbaren und in der allgemeinen Strömung der Entwicklung
der Phantasiethätigkeit verlausenden Tendenz: der physiologische
Impressionismus macht, unter mancherlei noch immer nicht ab¬
geschlossenen symbolistischen und romantischen Intermezzos, einem
rein realistischen, durch keinerlei Symbolismus gebundenen
psychologischen Impressionismus Platz; und neben Sudermann
ist vor allem auch Hauptmann dieses Weges gezogen.
Hauptmann hatte in seinen Anfangsdramen die Seelen¬
zeichnung des naturalistischen Impressionismus geübt: Ergreifen
des Sozialpsychischen namentlich enger menschlicher Gemein¬
schaften und dies wieder namentlich in seiner äußeren, gleichsam
physiolozischen, bloß sprachlichen Erscheinung; und auch in der
Schildering der einzelnen Charaktere vornehmlich Malen und
Darstellen des Beständigen, individuell Zuständlichen, Dauern¬
den, das zu Aktion und Reaktion nur gebrecht werden kann
durch einen äußeren Anstoß, das Erscheinen einer fremden
Person in dem geschilderten 3
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Kellner George aus Meißen, i
mit schlesischem Anklang, wiel
schlesisch berlinert. Neu ab