VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 31

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Dichtung.
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Schicksalsidee, zu einer festen Gestalt des Dramas im großen
zu gelangen: jenes Bestreben, das jedem Naturalismus —
dem modernen speziell unter der Voraussetzung der Kausali¬
tät — besonders naheliegen wird. Und auch die Vereinfachung
drängt zu einer solchen Gestalt hin. So besteht in „Vor
Sonnenaufgang“ schon nahezu die Einheit der Zeit und des
Ortes nach den strengsten Anforderungen. Auch die späteren
Stücke Hauptmanns zeichnen sich durch so festen Schluß aus,
am meisten vielleicht gerade die Traumdichtung „Hannele":
denn je mehr ein Stück an Illusionskraft verlangt, um so
mehr muß als erste Anforderung der Illusion gerade der straffe
Schluß der Handlung betont werden.
Auch das „Friedensfest“ und „Einsame Menschen“, Haupt¬
manns Dramen der Jahre 1890 und 1891, stehen noch — ja
in gewissem Sinne noch mehr — unter dem Einflusse Ibsens;
das eine erinnert an die „Gespenster“, das andere an
„Rosmersholm" und „Hedda Gabler“. Beides sind Familien¬
dramen. In beiden handelt es sich darum, daß eigenartig be¬
anlagte und entwickelte Individuen an den engen Schranken
von Familie und Ehe zu Grunde gehen; im „Friedensfest“ die
Angehörigen zweier Generationen einer unglücklichen, in den
„Einsamen Menschen“ der Mann einer wenigstens nicht glück¬
lichen, nach zu früher Verlobung leichthin geschlossenen Ehe.
Beide Stücke zeigen auch schon im einzelnen eine meisterhafte
Führung des Dialogs; hier hat Hauptmann das Vorbild
Ibsen erreicht; und der allgemeine Illusionsgehalt ist dement¬
sprechend außerordentlich. Dabei ist das Motiv des Ideals
einer höheren, innerlicheren Moral, das zu erreichen die pro¬
grammatische Aufgabe der Helden Ibsens bildet, in den „Ein¬
samen Menschen“ zwar angeschlagen, aber nicht mit dem ge¬
heimnisvollen, phosphoreszierenden Glanze der Dramen des
Norwegers durchgeführt. Voll erreicht dagegen erscheint in den
„Einsamen Menschen“ schon die Schilderung der Bildungs¬
nüancen fein organisierter moderner Seelen; und die Tragik
des Stückes ist nicht die der Übertretung handfester sittlicher
— —
Dichtung.
Gebote, sondern vielmehr zartester
bedingungen einer hochstehenden freien
Von nun ab aber beginnt Hau
Wege zu gehen. Und diese führen ih
zur impressionistisch=individualpsycholo
impressionistisch=sozialpsychischen Mass
Der Komödie gehören „College
der „Biberpelz“ (1893) an. Von ih
das durch eine Aufführung von Moli
wurde, im Grunde nur die bis
Charakterstudie eines trunksüchtigen P
Malerakademie, bei der dem Dichte
akademischen Jugendaufenthalt in Br
sein werden; die bürgerlich=kaufmän
„Collegen Crampton“ gegenübergestell
auch mit bezeichnenden Strichen, doch
und weniger gelungen. Das Wesen
Stück zum Teil durch die genial=hum
und die Gegenfigur seines Faktotums
Dienstmannes, — vor allem aber du
unorganischen und äußerlich gehalten
die Möglichkeit einer Besserung des
Helden, wenn auch nur von ferne, ge
fassenderem Sinne ist der „Biberp
Komödie des dummen Strebertums:
gleich und insofern ein weiterer Sch
Kleist mit dem „Zerbrochenen Krug“,
spiel in Sicilien“ beschritten hatte.
Indes noch bevor der „Biberpelz“
war Hauptmann in völlig neue Bahn
geschichtlichen Betrachtung bei der T
bemerkt, eine Anknüpfung an Hebbel u
sich gelegentlich der Familienstücke des
rückwärtsgreifen mindestens bis auf
und Hebbels „Maria Magdalena“, so
psychischen Massendramen, für die „Web
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